Bochum, Matrix, 25.11.2008

Waren wir im Zuge der letzten beiden Konzertereignisse (DEEP PURPLE und WHITESNAKE/Alice Cooper) fast ausschließlich von Gleichaltrigen, d.h. 'born in the 50's or 60's) umgeben, setzte sich das Publikum am Dienstagabend in der Bochumer 'Matrix' größtenteils aus Jungspunden zusammen. Letztlich auch kein Wunder, denn die Akteure der gastierenden Band, BLACK STONE CHERRY aus Kentucky, sind selbst noch verdammt jung. Der hellblonde Axeman Ben Wells feierte dann auch gleich mal seinen 23.Geburtstag mit den gut 400 Besuchern, die ihm ein freundlich kompaktes und laut grölendes 'Happy Birthday' auf die Bühne warfen.

Feierlaune war bei uns (Kollege Litges und ich waren wieder gemeinsam on Tour) zunächst nicht angesagt. Schnell sprach sich bei unserer Ankunft herum, dass der urspünglich angesagte Support Act THE ANSWER es vorgezogen hatte, die USA Tour der derzeit mal wieder unter Strom stehenden AC/DC zu supporten. Was den netten Iren gegönnt sei, uns aber lange Gesichter eintrug, denn THE ANSWERs Debutalbum "Rise" bot wirklich einiges an beseeltem 70's-Rock und im vergangenen Jahr auf der STONES Tour in Düsseldorf hinterliessen sie ebenfalls einen bleibenden Eindruck. Zumindest die Hooked-On-Music Fraktion war ob des Ausbleibens der richtigen Antwort schwer enttäuscht.
Stattdessen wurde der Abend von einer Dortmunder Hard-Rock-Combo namens SPECIAL GUEST eröffnet, die allerdings ihren amateurhaften Status nicht wirklich überspielen konnten. Die Bühnenpräsenz und Musikalität der fünf Dortmunder geriet einfach zu mittelmäßig, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Der sogenannte Top-Act des Abend wurde seinem Namen dann immerhin gerecht, enterte nach einer etwas überdehnten und offenbar der Spannung halber künstlich in die Länge getriebenen Umbaupause (die Roadies tetsteten ein Spur zu langatmig) unter tosendem Jubel die Bühne und führten sich gleich auf, als säße ihnen der Teufel im Leib. Bassist John Lawhon und Blondschopf Wells hüpften von links nach rechts über die Bühne, drehten sich wie die Brummkreisel und schleuderten ihre Matten unentwegt im Adrenalinrausch. Drummer Jon Fred Young drosch wahrhaft vehement auf sein grün schimmerndes Drumkit, so dass man befürchten musste, er halte diese Kraftanstrengung unter Umständen nicht bis zum Konzertende durch. Pustekuchen. Zwischendrin haute Young sogar noch ein effekthaschendes Drum-Solo aus den Ärmeln. Lediglich der pausbackige Sänger Chris Robertson wurde in seiner Quirligkeit etwas eingeschränkt, weil er seine beiden Mikros (ein Spezialmikro für technisch verfremdeten Gesang) mit seinen unermüdlich nach vorne stürmenden Vocals fütterte. Spielte er allerdings Sologitarre, durfte auch Robertson genussvoll in seinem selbst kreierten Rock'n'Roll Meer kraulen. Diese vibrierende und energiestrotzende BLACK STONE CHERRY Mixtur erfordert gewiss ein Höchstmaß an Kondition und davon besitzen diese sympathischen Amerikaner sicherlich noch genug.

Die echten Knallersongs ihres aktuellen Albums "Folklore And Superstition" (z.B.Blind man; Please come in) wurden allesamt in jeweils schwer sämigen und satten, zeitweise sehr rauen Versionen serviert. Das ergebene Publikum huldigte den vier Jungs teilweise recht enthusiastisch, sang, klatschte und johlte, hatte sichtlich Spaß an der Band und sich selbst. Als Zugabe knallten BSC dann auch noch Jimi Hendrix' Voodoo Chile ins Auditorium und bewiesen erneut, ganz im Sinne der zuvor getätigten Chris Robertson-Ansprache, dass Musik doch die universellste aller Sprachen darstellt.

Bei aller Liebe zur Band bleibt das Tragische an der Bochumer 'Matrix' jedoch die mangelhaften akustischen Verhältnisse, die wohl kein Tonmeister der Welt jemals halbwegs befriedigend in den Griff bekommen wird. Zumindest mir hat der miese Sound arg zugesetzt und den Genuss von BLACK STONE CHERRY schon etwas geschmälert. Kollege Jörg, der schon mehr als ein Dutzend Male in der 'Matrix' weilte, sagte mir zwar, da müsse man einfach drüberstehen, der Sound hier sei nun mal beschissen, basta. Doch ein wirklicher Trost ist das nicht...

Frank Ipach, 25.11.2008

Ja, Frankie, der Sound in der Matrix ist nicht der beste, und bei BSC war der Sound schon einer der besseren, da muss man drüber stehen. Was der schlimmste Sound nicht ändern kann ist meine schiere Begeisterung für die Band, die haben mich überrollt wie 'ne Dampframme! Das letzte Mal als mich eine Truppe dermaßen begeistert hat, schrieb man das Jahr 2005 und BEATALLICA waren auf erster Konzertreise durch die Republik. Verdammt war das geil. Die Jungs immer in Bewegung, John Fred Young an den Drums ist einfach unglaublich. beim Drum Solo dachte ich noch, wenn er jetzt noch mit den Händen spielt haben wir einen neuen Tommy Aldridge. und was macht er.spielt mit den Händen! Und woher ein junges Kerlchen wir Chris Robertson eine dermaßen Whiskey und Rauch geschwängerte Stimme her hat. die Jungs trinken doch nicht!

Auch das Publikum war da um zu feiern es bildete sich sogar ein kleines Moshpit vor der Bühne, Zeit für mich sich aus der ersten Reihe Richtung Bierstand in "Sicherheit" zu bringen und die Show von da zu genießen. Ich hatte viel erwartet, und meine Erwartungen wurden weit übertroffen! Grenzenlose Begeisterung auf der Seite des Fotosklaven! Die Band hat eine ganz große Zukunft vor sich!

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Jörg Litges, 25.11.2008

 

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