Gluecifer

Bochum, Zeche, 12.12.2004

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Konzertbericht

Reviewdatum: 12.12.2004

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Redakteur(e):

Jürgen Ruland


Bochum, Zeche, 12.12.2004

GLUECIFER haben mit "Automatic Thrill" zu Anfang des Jahres ein Album veröffentlicht, das den vielzitierten Ass mehr als kickt. Ich muss gestehen, irgendwann des Nachts mal einen Livemitschnitt im TV gesehen zu haben der mich nicht gerade umhaute und deswegen auch keine weiteren Hörproben meinerseits hervorrief. Vielleicht ein Fehler, denn besagtes "Automatic..." ist ein heißer Anwärter auf den Thron des (Schweine-)Rock ('n'Roll)-Album des Jahres. Es läuft und läuft und läuft...

Donnerstag, 25.11.04, Zeche Bochum. So war es angekündigt, und ein Blick auf die Homepage besagter Örtlichkeit verhieß nichts Gegenteiliges. Nach mehr als neunzig Kilometern Anreise eingetrudelt, versprachen große handgeschriebene Mitteilungen auf weißem Hintergrund an den Fenstern des Foyer wenig Gutes. Der Sänger war plötzlich heftig erkrankt und das Konzert musste auf den 12.12.04 verschoben werden. Dusel gehabt, war ein Sonntag, denn noch einen Tag Urlaub opfern wäre nicht so klasse gewesen.

Dritter Advent, und diesmal sollte es klappen. Draußen friert es, drinnen ist angenehme Luft. Die Zeche ist nicht umsonst ein mir liebgewonnener Club. Vernünftige Parkplätze, anständige Sichtverhältnisse, guter Sound machbar (schon in allen Variationen gehört), interessante Raumaufteilung. Und das seit 25 Jahren, in denen sich so manches geändert hat.

Eine Vorgruppe gibt es nicht, aber das ist auch nicht immer so schlimm. Zuweilen kann die einem nämlich so manches verleiden, wie auch die Musik aus der Konserve. In diesem Fall war die allerdings mehr als Hintergrundgedudel. DR. FEELGOOD, mit dem Album "Singles - The U.A. Years" und anschließend die gute mittlerweile alte (weiß man's?) Suzi Quatro. Bei I May Be Too Young schaue ich mich verstohlen um und stelle fest, den Altersdurchschnitt beträchtlich in die Höhe zu treiben. Mir völlig unverständlich. Da kommt eine vielversprechende Band ins Land, aber alles über maximal dreißig Lenzen sitzt anscheinend vorm Ofen und trinkt Glühwein. Nun gut, ich war auch skeptisch was den Auftritt betraf, aber bei solch einem Killeralbum und 16,50 € Eintritt (was in heutigen Tagen durchaus vertretbar ist) nur die dritte bis vierte Rockgeneration?

GLUECIFER legten sofort los wie die Feuerwehr. Der Sound zwar etwas basslastig, was jedoch den Genuss am Gitarrenfeuerwerk nur gering schmälerte. Da wird nicht nur simpel losgehämmert, sondern immer wieder songdienlich soliert. Die Band wirkt hervorragend aufeinander eingespielt und scheint mächtig Spaß am Auftritt zu haben.
Die absolut positive Atmosphäre überträgt sich in nullkommanix aufs Publikum, das die Norweger nach allen Regeln der Kunst abfeiert. Hier läuft 'ne Riesenparty, kein nullachtfünfzehn Gig. Die Arrangements, welche "Automatic..." zu einem Genuss werden lassen, setzt man auch livehaftig um und zeigt die wahre Klasse des Quintetts auf. Here Come The Pigs lässt die Meute regelrecht ausrasten und weite Teile der Halle verwandeln sich in eine Tanzfläche. Nur läuft hier kein langsamer Walzer, sondern der Schweinerock Kaliber 1a geht um.
Optisch erinnern GLUECIFER ein wenig an die gemäßigteren Punkbands der späten Siebziger, musikalische Wurzeln sind gewiss vorhanden, ihre Show im Jahre 2004 erste Sahne. Da wird nicht einfach nur herumgepost, das passt alles hervorragend zum Spektakel auf den Bühnenbrettern.
Weitere einzelne Songs hervorzuheben, spare ich mir - der Auftritt als Ganzes ist im Grunde ein einziges Highlight und lässt hoffen, dass wir von dieser Band noch einiges zu hören & sehen bekommen.

"Automatic..." bildete sicherlich das Rückgrat des Konzerts, was jedoch keineswegs die livehaftige Klasse des älteren Materials schmälern soll. Die Ansagen, ein nettes Gemisch aus Deutsch und Englisch, läuten so manchen Song ein, wie auch hier und da mal ein kleines Jamming zu Anfang von Shaking So Bad. Vocalistisch glänzt man mit teils dreifachen Backings, und der Frontmann im knallgelben Hemd (cool, auch die Jacke. Ich überlege auf dem Dachboden nach meiner alten Schlaghose zu suchen...) steigert sich permanent von Track zu Track. So wird ein netter kleiner Rocker wie Put Me On A Plate zu einem absoluten Songmonster.

Jetzt habe ich doch noch einige Songs erwähnt. Egal, sie haben es verdient. Die gesamte Band ist permanent in Bewegung, doch im Gegensatz zu - meinetwegen BAD RELIGION - ist das kein unkoordiniertes Gehampel, sondern perfektes Stageacting. GLUECIFER werden nach der ersten Zugabe noch nicht von der Bühne gelassen. Zur Freude der Anwesenden spielt man lt. Band die einzige zweite Zugabe des ganzen Jahres. Dann ist nach rund neunzig Minuten Spielzeit Feierabend und ein ganz starkes Konzert vorüber.

Zum Abschluss läuft wieder DR. FEELGOOD. Und wenn ich so die Reaktionen der jüngeren Generation beobachte, als Roxette oder Down At The Doctors aus den Boxen donnern, denke ich mir: Rock'n'Roll is still alive!!!!

Jürgen Ruland, 14.12.2004

 

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