Bochum, Zeche, 21.04.2005

Dave Evans

Auf das Thema, wie sich MOLLY HATCHET im Vergleich zu früher geschlagen haben, brauch ich und kann ich gar nicht mehr eingehen. Das haben die Kollegen Schmidtlein und Schmock ja schon zur Genüge getan.
Ich sehe mit meinen grade Vierzig zum ersten mal MOLLY HATCHET live. Kein Witz. Irgendwie hat es sich nie ergeben. Das Gleiche bei ANTHRAX mit Joey Belladonna, und auch dieses Manko hoffe ich in gut einer Woche ausbügeln zu können.
Hier meine Eindrücke ohne den Vergleich von der "drei Mann Gitarrenarmee" zur heutigen Band. Ich habe Bobby nie vor seiner Herz-OP gesehen, habe nie Danny Joe live gehört. Somit gehe ich an die Nummer heute sehr neutral an. Mal sehen was es gibt... oder habe ich doch was verpaßt?

Dave Evans

Erst mal hieß es eine Hürde zu nehmen, die nicht viel versprach: Dave Evans. Der erste Sänger von AC/DC. Junge, Junge. Irgendwie klingt das gar nicht gut, eher nach abgehalftertem Möchtegernrockstar, der in seiner Jugend mal Angus Young im Schulchor getroffen hat. Aber ich sollte eines Besseren belehrt werden. Der Mann und seine Band rockt!
Mit seinem "Voll auf die Glocke Rock'n'Roll" trifft er genau den Geschmack des Publikums und auch den meinigen.

Dave Evans

Klar, die Jungs hören sich nach AC/DC an und der Bassist könnte der Cousin von Angus Young sein (und hat ein Kugelgelenk anstatt eines Nacken), aber die Band tritt mächtig Arsch. Neben Songs seines neuen Outputs "Sinner" gibt er auch Baby Please Don't Go und AC/DC's Whole Lotta Rosie als Zugaben zum Besten. Irgendwas von AC/DC mußte ja kommen, das war klar.
Zu sehen gab's eine dynamische Band mit klasse Sänger, der auch mit eigenen Stücken gut bestehen kann. Dumme Frage: Warum haben Angus & Co. nach Bon Scotts Tod Brian Johnson bei GEORDIE abgeworben, der perfekte Ersatz stand doch quasi vor der Tür!? Meiner Meinung nach schlägt Dave Evans Brian Johnson stimmlich um Längen, und optisch sieht er, zumindest jetzt, wie ein gealterter Bon Scott aus. 100 Punkte für Dave Evans!

Molly Hatchet

Nun entern also MOLLY HATCHET die Bühne der Zeche und Dave Hlubek fehlt, wie schon im Vorfeld bekannt war. Dave wird von Jimbo Mannion dem Gitarrenroadie ersetzt. Und eins muß man dem Mann lassen, er macht seinen Job sehr gut, wenn er auch auf der Bühne etwas unsicher wirkt und fast nur im Hintergrund steht, aber was erwartet man auch von einem Menschen, der eigentlich nur hinter der Bühne tätig ist? Showmanqualitäten beweisen da sicher nur die wenigsten. Prinzipiell ist eh jeder bis auf Bobby Ingram und Phil McCormack zum Statisten degradiert, denn Bobby ist 'ne One-Man-Show.

Molly Hatchet

Meine Fresse.
Der Mann macht die Arbeit von mehreren Gitarristen zugleich, optisch paßt er mit seinen toupierten blonden Haaren allerdings eher in eine Posertruppe aus L.A., aber was soll's... die Verstärker aufgedreht bis zum Heft, rockt er als ob dieser Abend sein letzter wäre. Phil mit Cowboyhut und Sonnenbrille macht den coolen Cowboy mit Bauchansatz...
gut zu wissen, daß nicht nur mir die T-Shirts zu kurz werden.

Molly Hatchet

OK, die Lautstärke ist infernalisch, das scheint aber auf dieser Tour normal zu sein. Grade an der Bühne klingeln die Ohren doch gewaltig. Songtechnisch wird ein Querschnitt der Bandhistory abgeliefert. Angefangen mit Whiskey Man,Bounty Hunter und Gator Country, die neue Single Gone In 60 Seconds ist neben Get in The Game eins der wenigen Stücke des neuen Albums, über Fall Of The Peacemaker, Beating The Odds und 'ner Schweigeminute um Bobby's im letzten Jahr verstorbener Frau zu Gedenken. Und bis auf einige Besoffene am rechten Bühnenrand halten sich auch alle dran (der Drummer zündet sich zwar 'ne Zichte an, aber das schweigend). Danach folgen Gitarren/Orgel-Solo, die in Dreams (Bobbys Frau Stephanie gewidmet) mündet.

Molly Hatchet

Das Highlight des Abends für alle Anwesenden ist sicherlich Boogie No More, ein Song den HATCHET ewig nicht mehr spielten (15 Jahre oder so?). Wie Phil McCormack verlauten ließ, spielten sie den Song zu ehren eines Fans, der der erste war den sie trafen als sie "European ground" betraten, und der am heutigen Abend sein letztes Konzert mitfeierte und danach gefragt hat. Absolut Geiler Song und von den Ur-Fans sehr willkommen geheißen. Als Zugabe gab's dann noch Jukin' City und Flirtin' With Disaster und die Lautstärke wurde nochmals so hochgedreht, daß es wirklich keine Freude mehr war.

Molly Hatchet

So, und wie fand ich MOLLY HATCHET jetzt, wollt Ihr wissen (oder auch nicht)?
Die Show war geil!
Bobby Ingram ist ein Showtalent en par und ersetzt alleine zwei Gitarristen, da kann man über ihn ablästern wie man will. Da gibt es einfach nichts entgegenzusetzen, der Mann rockt wie Sau, ist der optische Mittelpunkt. Wenn man, wie ich, die Band zum ersten Mal gesehen hat, fragt man sich, was die Leute über diese Performance zu lästern haben. Es war eine fabelhafte Show, ein bißchen pathetisch vielleicht und laut, viel zu Laut. Aber Klasse.
Phil McCormack, mit seinem Cowboy Charme, macht die Posen, shakert mit dem Publikum und gibt den souveränen Frontmann. Auch dagegen ist nichts auszusetzen. Mir hat's gefallen.
Ich hätte MOLLY HATCHET gerne zu ihrer Glanzzeit gesehen.

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