Bochum, Zeche, 29.11.2001Bildergalerie
Besetzung:
Steve Vai - Guitars, Vocals
Tony MacAlpine - Guitars, Keyboards, Vocals
Billy Sheehan - Bass, Vocals
Dave Weiner - Guitars, Vocals
Virgil Donati - Drums

Special Guest: Eric Sardinas - Guitars, Vocals

Das Line Up sagt eigentlich schon alles: "Frickeln bis der Arzt kommt". So oder so ähnlich mag das Motto der aktuellen Vai Tournee lauten, wenn man sich als Backing Band mit derart klangvollen Namen wie MacAlpine oder Sheehan schmückt, die jeder für sich auf der nach oben offenen Frickelskala ziemlich weit oben stehen. Jungtalent Dave Weiner steht diesen in nichts nach und Virgil Donati an den Drums sollte einmal mehr beweisen, dass auch er in seiner Sparte einer der ganz Grossen ist.

Die derart Wissenden pilgerten deshalb auch zahlreich in die Zeche Bochum, die zum Mekka der "Griffbrettwichser" avancierte und bescherte dem Meister ein ausverkauftes Haus.

Wer sich zusätzlich auf Eric Sardinas gefreut hatte, musste derweil früher aufstehen. Obwohl der Einlass auf 19:00 gesetzt war, legte dieser pünktlich bereits zu diesem Zeitpunkt, vor ein paar wenigen "Earlybirds" los und gab nach deren Aussagen ein prima Set zum Besten.
"Johnny Winter der Neuzeit" nannte ihn dann auch treffend ein Nachbar, der im Gegensatz zu mir, schon rechtzeitig seinen Platz eingenommen hatte.

Als mein Begleiter und Fotohand "Metal Harry" Elbracht und ich gegen 20:00 die Halle betraten, war Steve Vai bereits in vollem Gange und wir plumpsten direkt in den Opener Shy Boy, einem Billy Sheehan Kracher aus alten TALAS Zeiten, den auch schon David Lee Roth für sein Debut adaptieren durfte.

Im Folgenden zogen Vai und Konsorten aller Register der virtuosen Spielkünste, dass sich dem staunenden Publikum nur vom Zusehen bereits die Finger verknoten wollten.
Vai fegt dabei wie ein Derwisch über die Bühne, jongliert artistisch mit seinem Instrument, verwendet anstatt eines Bottlenecks gelegentlich seine Zunge oder den fix abgeschraubten Vibratorhebel, witzelt gutgelaunt mit dem Publikum und fühlt sich sichtlich wohl in seinem illustren Outfit, welches der Beau von bunten Tüchern, Lederschurzen bis zum futuristischen Virtual Reality Helm variierte.

Auszüge aus seinen früheren Werken "Passion & Warfare" (wenn wir richtig gehört haben u.a. Liberty, The Animal), "Sex and Religion" (u.a. Down deep into the pain, State of grace), "Fire Garden" ( u.a. Aching Hunger und die fantastische Fire Garden Suite, bei der MacAlpine mit seine Tastenkünsten brillieren durfte), "Alien Love Secrets" (u.a. Juice, The god eaters) wurden ergänzt durch aktuelles Material, sowie Einlagen aus Billy Sheehans "Compression" Album (All mixed up) oder einer schönen Hommage an Jimi Hendrix mit Little Wing, dem er im übrigen am 02.12.01 in Amsterdam ein komplettes Konzert, unter dem Titel: "Night of the Guitar", widmet, unterstützt dann u.a. durch weitere Gitarrengötter wie z.B. Steve Lukather.

Vermisst habe ich "Little Stevie Vai's" Hitauskopplung The Audience is Listening sowie etwas mehr Solomaterial von MacAlpine, der als reiner Background Musician etwas zu kurz kam (IMHO).

Eine Setlist war leider nicht zu bekommen und obwohl es am Sound eigentlich nix zu meckern gab, war das Klanggewitter zeitweise einfach zu gewaltig, um noch einzelne Tracks unterscheiden zu können.
Und wenn man glaubte, jetzt geht's nicht mehr zu toppen, setzt Mr. Vai noch einen drauf und holt als nunmehr vierten Gitarrenvirtuosen noch Eric Sardinas zur Verstärkung auf die Bühne und jetzt frickeln sechs Instrumentenverrückte noch einmal fast eine halbe Stunde wild durcheinander, dass einem Hören und Sehen vergeht und man sich in einen LSD Trip längst vergangener Zeiten zurück versetzt glaubt.
Konfettikanonen blasen bunte Papierschnipsel in den Saal, der Lichtmischer fühlt sich gleichwohl inspiriert und gibt alles. Fehlen eigentlich nur noch diese psychedelischen Farbspielereien auf die Leinwand geworfen und es gäbe einen Riss im Raum-Zeit Kontinuum.
Zum Glück dient der Flickenteppich aus den Nationalfahnen der beteiligten Musiker (USA, Griechenland, Italien) in der Kulisse als ruhender Pol.

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei und so ist dann nach mehr als zwei Stunden überirdischem Musikgenuss, mit einem großen Finale, Schluss mit Lustig und wir werden wieder in die ungemütliche Realität entlassen.
Wer dieser schnell noch entrinnen möchte, kann Steve Vai und Gefolge noch auf der laufenden Tour erleben (siehe Tour Tipps) oder sich mit entsprechenden Tonträgern versorgen, wie z.B. die aktuelle Double Live CD: "Alive in an ultra World" oder auch der "G3 Live in concert", übrigens auch als DVD erhältlich.

Special thanx an Starkult Promotion und die Zechencrew, die uns schnell und unbürokratisch supported haben.

Ralf Frank, (Artikelliste) 29.11.2001

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music