Philip Sayce

Bochum, Zeche, 24.03.2012

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 25.03.2012
Stil: Blues Rock

Links:

Philip Sayce Homepage

Philip Sayce @ facebook



Redakteur(e):

Frank Ipach


Philip Sayce,
Bochum, Zeche, 24.03.2012

Da sage noch einer, der gute alte Blues-Rock sei tot. Von wegen. Der Samstagabend in der Bochumer 'Zeche' bewies genau das Gegenteil. Der gebürtige Waliser Philip Sayce, der seit seinem 2.Lebensjahr in Kanada aufwuchs, lud zum Konzert und die Leute strömten, zwar nicht gerade in Scharen, aber immerhin zu Hunderten. Es mögen so um die 300 Zuschauer gewesen sein und erstaunlicherweise fand sich relativ viel Jungvolk ein. Will sagen, gut ein Viertel der Belegschaft rekrutierte sich aus Mädels und Jungs, die offensichtlich unter 30 waren. Insofern spielte das Sayce Trio quasi für zwei Generationen, denn die restlichen Blues-Rock Liebhaber waren diejenigen, die irgendwo zwischen 45 und 55 zu verorten waren.

Die sprichwörtliche Dampfwalze, die Sayce mit seinem aktuellen Album "Steamroller" verspricht, kam dann auch von Sekunde Eins an mächtig ins Rollen. Das Trio wirkte sehr gut aufeinander abgestimmt, der Sound in der Halle war angemessen laut und glücklicherweise recht transparent, so dass man sich auf ein tolles Konzert einstellen durfte. Langzeitkollege Joel Gottschalk durchlebte jeden Ton seines Bassspiels mit ausgesprochen emotional aufgeladener Mimik und der junge Drummer, dessen Name mir leider durch die Lappen ging, wuchtete dermaßen gewaltig in sein Drumset, dass er mal locker als Konditionswunder durchgehen konnte. Kenny Aronoff, zuletzt bei CHICKENFOOT als Tour-Drummer gesehen, steht ihm da in nichts nach.

Sayce, bei dem schon nach dem zweiten Stück der Schweiss in Strömen lief, hatte das Publikum relativ schnell im Griff, animierte locker und leicht zum Mitklatschen und Mitsingen, beeindruckte mit rasend schnellen Soli auf seiner abgeschabten Gallagher-Strat und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, mit ihm einen der absolut besseren Sänger im Blues-Rock-Genre zu bestaunen. Nicht zuletzt erinnern nicht nur seine Vocals immer wieder auch an Lenny Kravitz, dessen groovig-funkige Rocknummern wie Are you gonna go my way oder Mama said bei mancher neueren Sayce-Komposition offenbar Pate standen.

Ansonsten regiert beim Sayce Trio ein durchaus profunder Old School Ansatz, der sich bei fast allen namhaften Blues-Rock-Trios der Vergangenheit anlehnt und sich von Combos wie CREAM, TASTE, JIMI HENDRIX EXPERIENCE oder Robin Trower inspirieren lässt. Warum auch sollte ein Künstler wie Philip Sayce, der seinerzeit von der inzwischen verstorbenen Gitarrenlegende Jeff Healey entdeckt wurde, seine Liebe zu Jimi Hendrix oder auch Stevie Ray Vaughan verleugnen. Das machen die Gitarrenschwinger seit Jahrzehnten und das wird sich wohl auch nicht mehr ändern.

Sayce umgarnt sein Publikum durch leidenschaftliches, energiegeladenes und feuriges Spiel, schenkt der Menge die eine oder andere sympatisch kumpelhafte Ansprache, lächelt den Mädels im Publikum mit seinen braunen Augen zu und betört die Jungs und Männer mit seinem wilden Spiel und seinen kleinen aberwitzigen Kunststückchen am Griffbrett. Das riecht dann zwar manchmal etwas nach Zirkusattraktion, belebt aber das Konzertgeschehen ungemein, weil das Auge schließlich auch 'mithört'. Zum guten Schluss zieht der Blondschopf die johlende Menge komplett auf seine Seite, als er völlig ohne Berührungsängste ein Bad in der Menge nimmt und die staunenden Besucher von Angesicht zu Angesicht mit seinem trickreichen Spiel antörnt.

Wer am Samstagabend in der Bochumer 'Zeche', wie ich, zum ersten Mal ein Philip Sayce Konzert erlebt haben sollte, wird sich höchstwahrscheinlich wohl eines auf die Fahnen schreiben: Wenn dieser Sayce mal wieder auf Deutschland-Tour geht, dürfen ich das nicht verpassen.

Frank Ipach, 24.03.2012

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music