Titel |
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01. Im Land der tausend Obstbäume |
02. Rücktritt statt Rückschritt |
03. Aramäische Melodie (Text) |
04. Im Rachen der Traumfabrik |
05. Dämonenaustreibung um Mitternacht |
06. Ein Tattoo, das unter die Haut geht (Text) (Den Punkerkindern Kotzi und Rülpsi zugeeignet) |
07. Identität ist eine schwierige Sache (Text) |
08. Fremd |
09. Das Leben, der Tod und der ganze Rest dazwischen |
10. Anarchistoider Taoist |
11. Der göttliche Gesetzgeber und der grauenvolle Gewürzhändler (Text) |
12. Komm und kiff mit mir |
13. Komm, lass uns tanzen |
Musiker | Instrument |
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Christian Bogensberger | Gesang, Gitarre, Mundharmonika, Kazoo, Glockenspiel, Claves, Kleinpercussions |
Giulio Giola | Kalimba |
Anne Harmsen | Akkordeon, Kazoo |
Natasha Jaffe | Cello |
Hekla Magnüsdottir | Theremin |
Noriko Okomoto | Kontrabass |
Elisabeth Ruhe | Querflöte, Claves, Tambourin |
Ned Stuart-Smith | Trompete |
Ines Theileis | Gesang |
Christian Bogensberger oder (der sensationelle) Herr Bogensberger oder schlicht Bogensberger, wie der sich als Liedermacher, Produzent, Autor, Kabarettist und Theaterschaffender (seines Zeichens studierter Philosoph und über Jahre in der Politaktivistenszene umtriebig) engagierende Österreicher wohl immer wieder abwechselnd nennt, hat sein vor wenigen Tagen erschienenes Album dafür mit einem umso klangvolleren Titel versehen. Der lautet wie folgt: “Anarchisten auf der Autobahn, Taoisten unterm Birnenbaum“. Alleine das ist schon pure Poesie, die man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen muss.
Im Booklet schildert Bogensberger in einem ausführlichen Bericht vom Dezember 2020 eindringlich und auf seine eigene Art, dass dieser Longplayer keineswegs eine so selbstverständliche Sache ist, wie man im Allgemeinen denken mag. Immerhin wurde er im Jahr 2000 anonym wegen ’Herabwürdigung des Staates’ angezeigt. Und das, weil er die Regierungsbeteiligung einer rechts ausgerichteten Partei moniert hatte. Zwar wurde das gegen ihn eingeleitete Verfahren nach einiger Zeit wieder eingestellt, doch hinterließen die ganzen Anfeindungen und sonstigen üblen Nebenerscheinungen dieser Affäre tiefe Spuren bei ihm. Es dauerte lange, bis Bogensberger sich halbwegs davon erholen konnte. Zu allem anderen Übel wurde dann gar noch eine leibhaftige Krebserkrankung bei ihm diagnostiziert. Diese konnte jedoch zum Glück mit zwei Eingriffen besiegt werden. Inzwischen ist der Leidgeprüfte wieder so kreativ, wie schon lange nicht mehr.
Gemeinsam mit einer multinationalen, teilweise an klassischen Instrumenten tätigen Riege aus Freunden und Kollegen hielt Bogensberger (dieser Name prangt auf dem Frontcover) als Zwischenbilanz dreizehn alte sowie neue Songs und Texte für die Nachwelt fest.
Natürlich merkt man einem Teil seiner Arbeiten gehörig an, was der Mann alles hinter sich hat. Insgesamt bevorzugt er die klare Kante und nennt die Dinge beim Namen. Dabei greift er so manches Mal ganz gerne auf die gute alte Fäkalrhetorik zurück. Auch ansonsten sagt und singt er, was seiner Ansicht nach zum Ausdruck gebracht werden muss. Mal sehr direkt, mal eher verbrämt. Mal in hochphilosophischen, mal in einfachen, fast schon märchenhaft beziehungsweise naiv und bildhaft anmutenden Worten. Die musikalische Begleitung changiert zwischen Liedermacher, Folk, Blues und ansatzweise Klassik.
“Anarchisten auf der Autobahn, Taoisten unterm Birnenbaum“ ist ein, einem größeren Publikum zugängliches, öffentliches, nachdrückliches und überaus hoffnungsvolles Lebenszeichen eines Poeten, der sich buchstäblich eigenhändig (allen Anfeindungen zum Trotz) aus dem tiefsten Dreck wieder ans Sonnenlicht gewühlt hat. Für diese Leistung verdient Christian Bogensberger allerhöchsten Respekt und aufrichtige Bewunderung. Und zwar als Mensch, aber ebenso als Künstler.