Bonnie Prince Billy The Letting Go, Domino Records, 2006 |
Bonnie Prince Billy | Guitars, Vocals, Piano | |||
Emmet Kelly | Electric Guitars | |||
Dawn McCarthy | Vocals | |||
Paul Oldham | Bass | |||
Jim White | Drums | |||
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1. Love Comes To Me | 7. Big Friday | |||
2. Strange Form Of Life | 8. Lay And Love | |||
3. Wai | 9. The Seedling | |||
4. Cursed Sleep | 10. Then The Letting Go | |||
5. No Bad News | 11. God's Small Song | |||
6. Cold & Wet | 12. I Called You Back | |||
Der liebenswert schrullige Will Oldham aka Bonnie Prince Billy ist doch immer wieder für eine Überraschung gut. Seine letzte Veröffentlichung, gemeinsam mit Matt Sweeny ("Superwolf"), habe ich unerklärlicherweise verpasst, so dass ich unseren aussergewöhnlichen Prinzen als den sämigen Country-Crooner aus dem Jahre 2004 in Erinnerung habe, der uns mit "Greatest Palace Music" reich beschenkte. Bezaubernde Melodien, zu Herzen gehende Arrangements im Country-Gewand waren seinerzeit sein Ding. Ungewöhnlich heiter, ausgelassen und ja, wenig verquer.
Im Spätsommer des Jahres 2006 meldet sich Bonnie Prince Billy mit einem veränderten Ansatz zurück. Die schönen Melodien sind geblieben, beeindrucken aber diesmal mit der melancholischen Note eines Folk-Barden, der sich offenbar durch die Kargheit der isländischen Landschaft inspirieren liess.
Island ist das Stichwort: Produzent Valgier Sigurdsson platziert die Musiker in ein recht ruhiges und gelassenes Setting. Bis auf die hin und wieder einschwebenden Streicher (ebenfalls aus isländischen Händen), die dann aber eher unkonventionell agieren und eben nicht 08/15 Arrangements daherplärren, beziehen die Lieder ihre Kraft und Spannung aus geschickt gesetzten Percussion- bzw. Schlagzeug-Spielereien, einem gelegentlichen Glockenspiel, einem erhabenen Flügelhorn, den forschen E-Gitarren-Kaskaden Emmet Kellys und schließlich aus den Stimmen des Fremdenführers Oldham und seines elfengleichen Gastes Dawn McCarthy (Faun Fables). Der lieblichen Dawn McCarthy kommt sicherlich mehr zu als nur eine Gastrolle, denn allzu dominant geistert sie durch Bonnie Prince Billys Abenteuer. Manchmal scheint sie im Panorama über ihm zu schweben, quasi als Schutzengel, manchmal steht sie ihm zur Seite und sie waten gemeinsam durch den wabernden Bodennebel.
"The Letting Go" könnte man quasi als Folk oder Folklore-Album bezeichnen. Allzu deutlich spürt man die Einflüsse britischer/keltischer Folk-Provenienz. Bonnie Prince baut zwar stets seine typischen Schlenker ein, doch da werden unweigerlich Erinnerungen an Nick Drake, THE PENTANGLE oder FAIRPORT CONVENTION wach. Oldhams Album vermittelt zumindest ein ähnlich gelagertes Stimmungsbild, nicht zuletzt durch Dawn McCarthys Vokalpräsenz.
Ein berührendes Album. Eine spannende Reise durch entlegene Landschaften. Ein liebenswertes Stück Musik. Bonnie Prince Billy ist mittlerweilen eine kaum noch wegzudenkende Größe im Musikgeschäft.