Bonnie Raitt Dig In Deep, Redwing Records, 2016 |
Bonnie Raitt | Vocals, Guitar, Slide Guitar, Piano | |||
George Marinelli | Guitars, Backing Vocals | |||
James 'Hutch' Hutchinson | Bass | |||
Ricky Fataar | Drums, Percussion | |||
Jon Cleary | Keyboards, Piano, Vocals | |||
Mike Finnigan | Hammond Organ, Clavinet | |||
Arnold McCuller, Maia Sharp | Backing Vocals | |||
Joe Henry | Acoustic Guitar | |||
Bill Frisell | Electric Guitar | |||
Greg Leisz | Acoustic Guitar | |||
Patrick Warren | Keyboards | |||
David Piltch | Upright Bass | |||
Jay Bellerose | Drums | |||
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01. Unintended Consequence Of Love | 07. Undone | |||
02. Need You Tonight | 08. If You Need Somebody | |||
03. I Knew | 09. Gypsy In Me | |||
04. All Alone With Something To Say | 10. The Comin' Round Is Going Through | |||
05. What You're Doin' To Me | 11. You've Changed My Mind | |||
06. Shakin' Shakin' Shakes | 12. The Ones We Couldn't Be | |||
Die 66-jährige Kalifornierin Bonnie Raitt mag zwar biologisch betrachtet schon im Herbst ihres Lebens stehen, doch rein musikalisch erlebt sie derzeit offenbar ihren dritten Frühling. Schon ihr Grammy-prämiertes 2012er Album "Slipstream" hinterließ einen wundervollen, frischen und vitalen Eindruck. Nach einer schwierigen Phase, die mit Trauerarbeit über die Verluste ihrer Eltern und ihres Bruders einherging, fühlte sich die rothaarige Grande Dame dankenswerterweise wieder stark und inspiriert genug, die Straßen und Bühnen der Welt zu beackern.
"Slipstream" als erstes, wegweisendes Kapitel ihres hoffentlich weiterhin so lebhaften Alterswerks, illustrierte Raitts erfreuliche Rückkehr zu alter Stärke. Ihr neues, sage und schreibe 20. Album "Dig In Deep" zeigt, dass der Feuerkopf in Sachen Qualität und Niveau nicht locker lässt und weiterhin auf die beneidenswert versierte Kraft ihrer eingespielten Tour-Band vertraut.
Auf "Dig In Deep" schwingt sich Bonnie gemeinsam mit ihrer reifen Herren-Clique zu einer unschlagbaren Macht empor. Eine Kraft, die ihren tighten Groove, ihre unprätentiöse Musikalität wie selbstverständlich vor sich her trägt und den Hörer von Jon Clearys erstem Wurlitzer-Piano-Akkord an packt und fesselt. Die sensiblen instrumentalen Qualitäten solcher Cracks wie George Marinelli (Guitar), Ricky Fataar (Drums), Hutch Hutchinson (Bass) und Mike Finnigan (Hammond Organ) muss man hier nicht gesondert erwähnen, die sind dem Kenner hinreichend bekannt. Doch die Art und Weise wie diese ungemein homogene Band die neuen Songs, seien es nun Covernummern oder Selbstkomponiertes, umsetzt und interpretiert, verleitet zu ehrlichem Staunen.
Raitts laszive Neudeutung des Achtziger Jahre INXS Hits Need You Tonight würde dem verstorbenen Macho-Sänger Michael Hutchence sicher gut gefallen. Die kraftstrotzende Version des LOS LOBOS Krachers Shakin' Shakin' Shakes zündet und dampft an allen Ecken und Kanten. Bonnies wilde Slide-Guitar klingt als habe sie sie auf dem Rücken eines wilden Hengstes eingespielt. Gitarrenpartner Marinelli steht kaugummikauend daneben und haut Keith Richards Riffs aus dem Handgelenk. Kickin' ass.
Kalifornische Lässigkeiten wie das unverschämt groovende und gemeinsam mit George Marinelli verfasste If You Need Somebody beweisen erneut auch ihre gesangliche und kompositorische Kraft (man höre die pfiffige Bridge des Songs).
Das aus einer 2010 mit Joe Henry initiierten Session übrig gebliebene Juwel You've Changed My Mind rührt in seiner augenöffnenden Klarheit fast zu Tränen und Bonnies melancholische Abrechnung mit ihrem Lover (The Ones We Couldn't Be) zeigt eine reife Frau in emotionalem Ausnahmezustand. Bewegend.
Nach dem wirklich guten "Slipstream" legt Bonnie Raitt also mit dem aktuellen "Dig In Deep" erneut einen stilistisch runden, niveauvollen Kracher vor, der alles bietet was das traditionell pulsierende Rhythm & Blues Herz begehrt. Da werden Frühlingsgefühle wach.