Brian Setzer Songs From Lonely Avenue, Surfdog Records, 2009 |
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01. Trouble Train | 08. Mr.Surfer Goes Jazzin' | |||
02. Dead Man Incorporated | 09. My Baby Don't Love Me Blues | |||
03. Kiss Me Deadly | 10. Love Partners In Crime | |||
04. Gimme Some Rhythm Daddy | 11. Passion Of The Night | |||
05. Lonely Avenue | 12. Dimes In The Jar | |||
06. King Of The Whole Damn World | 13. Elena | |||
07. Mr.Jazzer Goes Surfin' | ||||
Ja klar, an die STRAY CATS können wir uns alle noch erinnern. Deren Rockabilly Zeugs galt ein Zeit lang als hip. Dass Brian Setzer aber nach dem Aus der herumstreunenden Katzen in den mittleren Achtziger Jahren noch einiges Hochmusikalisches anpackte und mit seinem BRIAN SETZER ORCHESTRA und deren dritten Werk "The Dirty Boogie" (1998) drei Millionen Platten verkaufte und sogar zwei Grammys gewann, wissen in Deutschland wahrscheinlich nur die einschlägigen Fans.
Hat Setzer in der Vergangenheit immer gerne auf Fremdmaterial zurückgegriffen, legt er nun mit "Songs From Lonely Avenue" erstmalig ein Werk ausschließlich mit Eigenkompositionen vor. Hey, und der Mann beherrscht sein Handwerk, nicht nur was seine gitarristischen Fähigkeiten angeht, sondern eben auch das Komponieren authentisch klingender Swing-Tunes, die geradewegs aus den Vierziger bzw. Fünfziger Jahren zu stammen scheinen. Sehr großen Anteil an diesem wahrhaft gelungenen Big-Band Album hat zweifelsohne der alte Haudegen und Filmkomponist Frank Comstock (87 Jahre), der die kompletten Bläsersätze, die hier einen Großteil des immensen und opulenten Klangbildes ausmachen, konzipierte und in Szene setzte. Ohne diese gestochen scharf und auf den Punkt gespielten Hörner wäre diese Scheibe wohl nur halb so schön.
Natürlich verlässt sich Brian Setzer auch wieder auf seine unverkennbare halbakustische Gretsch Gitarre, die mit einigen hervorragenden Soli brilliert, doch die Horn-Section stellt jedes Mal wieder alles in den Schatten. Setzer verfügt sicher auch über bemerkenswerte Qualitäten als Sänger und als standesgemäßer Crooner, doch an den cremigen Bariton und das Timbre der alten Swing-Helden kommt er selbstredend nicht heran. Doch ich möchte die Verdienste Setzers als Sänger an dieser Stelle nicht schmälern, denn solche Sanges-Ikonen wie Frank Sinatra oder Dean Martin werden nicht alle Jahre geboren. Well done, Brian.
Drei Instrumental-Tracks werden ebenfalls präsentiert, wobei sich Setzer auf dem Latino meets Klassik geschwängerten Elena intensiv und sehr liebevoll mit seiner Akustischen auseinandersetzt, und auf den spaßigen und erfindungsreichen Mr.Jazzer goes surfin' und Mr.Surfer goes jazzin' beide zitierten Genres vorbehaltlos miteinander verquickt. Dies alles ohne Bläser und trotzdem zu keine Sekunde langatmig, sondern mit Elan und Verve.
Die 13 Tracks auf "Songs From Lonely Avenue", so traditionsverpflichtet sie auch daherkommen mögen, machen eines klar: Der jazzige Big-Band Sound vergangener Dekaden blüht immer noch prächtig und frisch und harmoniert ganz wundervoll mit Setzers Rockabilly-Philosophie, so dass er in dieser spritzigen Form den bemühten bzw. leicht gelackten Swing-Versuchen solcher Pop-Stars wie Robbie Williams oder unseres deutschen Roger Cicero um die eine oder andere Nasenlänge voran eilt. Michael Bublé und Harry Connick jr. mögen zwar besser singen als Setzer, aber dieses Inbrünstige, diese hemdsärmelige 'Jetzt-Komm-Ich-Attitüde' machen "Songs From Lonely Avenue" zu einem verdammt inspirierenden Hörvergnügen.