Bruce Cockburn Bone On Bone, True North Records, 2017 |
Bruce Cockburn | vocals, guitar, dobro, percussion | |||
John Dymond | bass | |||
Gary Craig | drums, percussion | |||
Colin Linden | guitar, vocals | |||
John Whynot | organ | |||
Brandon Robert Young | harmony vocals | |||
John Aaron Cockburn | accordion | |||
Ruby Amanfu | harmony vocals | |||
Mary Gauthier | harmony vocals | |||
Ron Miles | coronet | |||
Julie Wolff | accordion | |||
Scott Amendola | drums | |||
John Shifflett | bass | |||
Roberto Occhipinti | bass | |||
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01. States I'm In | 07. Bone On Bone | |||
02. Stab At Matter | 08. Mon Chemin | |||
03. Forty Years In The Wilderness | 09. False River | |||
04. Cafe Society | 10. Jesus Train | |||
05. 3 Al Purdys | 11. Twelve Gates To The City | |||
06. Looking And Waiting | ||||
Seine erste Platte erschien vor fast 50 Jahren im Jahr 1970 - aber Bruce Cockburn ist seitdem kein bisschen milder geworden. Ganz im Gegenteil, ein Präsident wie Donald Trump fordert den kanadischen Songwriter, Umwelktaktivisten und Lyriker geradezu heraus, so richtig wütend zu werden. States I'm In, das ist nicht nur eine hintersinnige Selbstbeschreibung, sondern auch der Blick aus dem Wohnort San Francisco auf die (Vereinigten) Staaten um ihn herum. "One day I feel like I'm in control, the next I'm suspended in a bottomless hole". Ein Song "about illusion and self-delusion", wie Cockburn es beschreibt. Und ein Bestandsaufnahme der USA in tiefer Nacht.
Cockburn war schon immer ein unbequemer Songwriter; ein Poet, der Konzerne geißelt, Militärs an den Pranger stellt und Umweltsünder am liebsten vom Planeten verbannen würde. Aber Cockburn ist auch ein Gläubiger, ein Poet und manchmal sogar ein Rocker mit Akustik-Gitarre. Und ein genauer Beobachter von Menschen um ihn herum. Wie sie im Cafe Society sitzen und sich schon frühmorgens über Tsunamis und Autos unterhalten, über Schönheit und Krankheit, Obdachlose und die schwindende Zahl der Bienen. "Misery loves company. Hey - it's a way to start the day."
Übersehen wird angesichts seiner politischen Aktivitäten jedoch schnell, dass er in erster Linie ein Songwriter mit einem grandiosen Händchen für leicht vertrackte Folk-Tunes ist, die allesamt mit kleinen Widerhaken im Gehör bleiben. Hier ein leichter off-Rhythm (3 Al Purdys), dort ein call-and-response (Stab At Matter), und am eindrucksvollsten ist sein flüssiges Gitarrenspiel noch immer, wenn es ohne Begleitung und ohne Gesang und dafür mit Jazz- und Blues-Elementen gespickt solo aus den Lautsprechern kommt (Bone On Bone).
"Bone On Bone" ist bereits seit 33. (!) Album, und es ist eines seiner besten geworden. Ein Album, für das man wohl die Reife des Alters erreicht haben muss ohne den Zorn der Jugend verloren zu haben. False River ist einer dieser typischen anklagenden Umwelt- und Gesellschaftssongs über Panzer am Strand, das vergossene Blut des Lebens und Gaswolken, die so typisch für den Kanadier sind. Nur, dass sie inzwischen eher "sophisticated" (im besten Sinne) sind, als zornig. Und Cockburn keine Rücksicht auf Mainstream-Formate mehr nehmen muss, der Song trägt seine 7:05 Minuten mit langem, instrumentalen Outro problemlos.
Aber es geht natürlich auch kurz und knackig wie im gospeligen Jesus Train. Oder schön getragen wie im klassischen Folk-Song 40 Years In The Wilderness mit Mary Gauthier als Gastsängerin. Überhaupt hat Bruce Cockburn sich dieses Mal einer ganzen Reihe schöner Duett- und Harmony-Stimmen bedient und dafür auch einen Kirchenchor eingesetzt. Ein reifes, tolles Alterswerk des 72jährigen Songwriters. "Gotta kick out the darkness till it bleeds daylight..."