Bruce Springsteen

Letter To You

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 12.11.2020
Jahr: 2020
Stil: Rock
Spiellänge: 58:23
Produzent: Ron Aniello with Bruce Springsteen

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Plattenfirma: Sony Music


Redakteur(e):

Epi Schmidt


s. weitere Künstler zum Review:

Bob Dylan

Little Steven

Roy Orbison

Nils Lofgren

Clarence Clemons

Titel
01. One Minute You're Here
02. Letter To You
03. Burnin' Train
04. Janey Needs A Shooter
05. Last Man Standing
06. The Power Of Prayer
 
07. House Of A Thousand Guitars
08. Rainmaker
09. If I Was The Priest
10. Ghosts
11. Song For Orphans
12. I'll See You In My Dreams
Musiker Instrument
Bruce Springsteen Guitar, Harmonica, Vocals
Roy Bittan Piano, Vocals
Nils Lofgren Piano, Vocals
Patti Scialfa Vocals
Gerry Tallent Bass, Vocals
Stevie Van Zandt Guitar, Vocals
Max Weinberg Drums, Vocals
Charlie Giordano Organ, Vocals
Jake Clemons Saxophone

Dass Bruce Springsteen mit mittlerweile 71 Jahren noch einmal ein Meisterwerk wie “Born To Run“, oder “The River“, oder “Darkness On The Edge Of Town“, hinlegen würde, dass hat niemand erwartet. Wohl nicht wenige hätten ihm aber auch kein so kraftvolles Album wie “Letter To You“ mehr zugetraut.

Ein begnadeter Geschichtenerzähler ist er von jeher und so war seine “Broadway-Affäre“ ein absolut unterhaltsames Intermezzo. Allerdings ist er bei den “Western Stars“ dann doch irgendwie ziemlich ins Plaudern geraten und musikalisch hat es einen nicht unbedingt vom Hocker gefegt. Wie nicht zum ersten Mal in seiner Karriere war Bruce gut beraten sich wieder auf die Stärken seiner E Street Band zu besinnen und damit auch auf das Urteil seines langjährigen Gitarrenpartners Stevie Van Zandt. Der ist von jeher ein Verfechter des Garagen-Rocks der 60er Jahre und was lag da näher, als sich ein paar Tage in die Garage (nennen wir das Studio einfach mal so) zu begeben und ein neues Album einzuspielen. Live und ohne viele Overdubs.

Und das bekommt “Letter To You“ richtig gut, wovon wir uns anhand der gleichnamigen Vorabsingle bereits überzeugen konnten. Die Einleitung übernimmt der Boss aber fast allein. Zur gezupften Akustikgitarre singt er in One Minute You're Here mit seiner charismatischen Stimme von Vergänglichkeit und wird nur ganz sachte von spärlicher Percussion und Keyboards unterstützt. Dann wird es aber Zeit für die E Street Band und Max Weinberg klopft den Einstieg zu Letter To You. Dazu die vertrauten Elemente: Die Lead-Gitarre, die an Badlands erinnert, die Akkorde, die Born To Run im Hinterkopf haben, Roy Bittans unnachahmliches Piano-Spiel und überhaupt den Sound, der so durchsichtig wie druckvoll ist. Da darf man ruhig auch mal den Bass von Gary Tallent erwähnen!

Auch Burnin' Train kommt richtig gut. Da sollte man die Lautstärke ruhig etwas hochfahren. Erneut “The mighty Max“ knüppelt die Nummer auf Betriebstemperatur und der raue Sound bekommt dem Song hervorragend. Wird einer meiner Favoriten, soviel ist jetzt schon klar. Ist doch sicher Nils Lofgren, der für das flirrende Solo zuständig ist, oder? Irgendwie muss ich bei dem Song ein bisschen an Brilliant Disguise denken. Hätte das nur so gerockt...

Charlie Giordano ist schuld daran, dass Janey Needs A Shooter zu Beginn wie Dylans Like A Rolling Stone klingt. Bruce ist schuld daran, dass die, in den Händen von Warren Zevon sehr rockige Nummer (hieß damals von Jeannie Needs A Shooter) jetzt etwas mit gebremstem Schaum dahinschlendert, sich dabei an Darkness On The Edge Of Town orientiert, ohne dessen Tiefe zu erreichen. Dafür bläst Bruce im Solo eine grell-schräge dylanesque Mundharmonika, die seinem einstigen Vorbild alle Ehre gemacht hätte.

Vielleicht hätte es Last Man Standing nicht ganz auf “Born To Run“ geschafft, aber bei den Outtakes wäre man da vielleicht fündig geworden. Dem angestrebten Roy Orbison-Sound ist man hier jedenfalls gut auf den Fersen und wenn Clemens-Neffe Jake noch ein bisschen selbstsicherer agiert, dann schafft er das, was Onkel Clarence einst gegeben war: So eine Nummer auf ein neues Level zu heben. Gut, allzu viele Alben wird’s dafür nicht mehr geben und so sind wir mit dem hier gebotenen zufrieden.

So ganz kurz liegt Rosalita zu Beginn von The Power Of Prayer in der Luft, dann bleibt man aber doch mehr auf dem Teppich, wie er in Working On A Dream ja auch nicht so schlecht verlegt wird. Hatte ich erwähnt, wie gut Springsteen noch bei Stimme ist? Nicht, dass wir gezweifelt hätten, aber in dem Alter kacken da etliche schon ganz gut ab.

House Of A Thousand Guitars, da hätte man jetzt nicht unbedingt eine Piano-Strophe zur Einleitung erwartet, aber andererseits wäre das ja auch zu berechenbar gewesen. Letztlich schrammeln da dann schon einige Gitarren mit, aber es geht mir um die Hymne über den Ort an dem wir – Brothers and Sisters – uns alle treffen wollen.

Vielleicht um den Rainmaker zu treffen? Und da fällt es mir auf, wer mir auf diesem Album fehlt: Souzie Tyrell! Die hätte mit ihrer Violine diesen – wahrlich nicht beliebigen – Song nochmal zusätzlichen Spirit verpasst. Hätte dann noch mehr von dem, eh schon unterschwelligen, Irish-Flair.

If I Was The Priest mag jetzt nicht der mitreißendste Song sein, aber die Klasse dieser Band reicht aus, um diesen mit genügend Dynamik zu versehen, dass man letztlich doch freudig mitschunkelt. Und erneut (wieder-) entdeckt der Boss die Mundharmonika für sich. Und Max Weinberg trommelt sich ja fast schon in Extase.

Entsprechend gut vorgewärmt ist er für Ghosts, was man vorab ja auch schon gehört hat und welches sich zum Ohrwurm auf diesem Album mausert. Mit seinem Drive, seinem eingängigen Refrain, den sehr präsenten Gitarren und der Power sehnt man sich nach einem Konzert, bei dem Springsteen diesen Song spielt.

Vielleicht hätte Song For The Orphans sparsamer instrumentiert noch besser gewirkt. Jedenfalls – und nicht nur wegen der Mundharmonika – erinnert er mich sehr an Bob Dylan, Mitte der 1960er Jahre. Kehrt Bruce im Herbst seiner Karriere zu seinen Anfängen zurück? Nun jedenfalls will er das hier nicht locker ausklingen lassen, sondern lässt die letzte Nummer nur kurz plätschern, um gleich darauf die Band in Fahrt zu bringen und auch seine typische, knochentrockene Lead-Gitarre erschallen zu lassen. Das leicht krypische Zitat “for death is not the end'“ muss er jetzt nicht zwingend vom gleichnamigen Dylan-Song geklaut haben, aber ausschließen würde ich das auch nicht.

Wenn nur halbwegs die Chance besteht, würde ich es ausschließen, dass hierauf keine Tournee folgt, auch wenn wir wohl noch ein paar Monate warten müssen. Dann, jedenfalls, heißt es nicht nur I'll See You In My Dreams, sondern diese Band ist so zu erleben, wie sie am besten ist: Live! Was hier wieder bewiesen wird.

 

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