Buddy Guy
Rhythm & Blues, RCA Records, 2013 |
Buddy Guy | Guitar, Lead Vocal | |||
Tom Hambridge, Rob McNelley | Drums, Background Vocals | |||
Reese Wynans | B3 | |||
David Grissom | Guitar | |||
Michael Rhodes, Tommy MacDonald | Bass | |||
Wendy Moten, Regina McCrary, Ann McCrary, Freda McCrary, Jessica Wagner.Cowan, Herschel Boone, Shannon Curfman | Background Vocals | |||
The Muscle Shoals Horns: Charles Rose, Steve Herrman, Jim Horn, Harvey Thompson | Brass | |||
Kevin McKendree | B3 | |||
Kid Rock | Vocals on Messin' With The Kid | |||
Keith Urban | Vocals, Guitar on One Day Away | |||
Jim Hoke | Horns | |||
Beth Hart | Vocals on What You Gonna Do About Me | |||
Joe Perry | Guitar on Evil Twin | |||
Steven Tyler | Vocals on Evil Twin | |||
Brad Whitford | Guitar on Evil Twin | |||
Gary Clark Jr. | Vocals, Guitar on Blues Don't Care | |||
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Disc 1 - Rhythm: | ||||
01. Best In Town | 07. Well I Done Get Over It | |||
02. Justifyin' | 08. What You Gonna Do About Me | |||
03. I Go By Feel | 09. The Devil's Daughter | |||
04. Messin' With The Kid | 10. Whiskey Ghost | |||
05. What's Up With That Woman | 11. Rhythm Inner Groove | |||
06. One Day Away | ||||
Disc 2 - Blues: | ||||
01. Meet Me In Chicago | 06. All That Makes Me Happy Is The Blues | |||
02. Too Damn Bad | 07. My Mama Loved Me | |||
03. Evil Twin | 08. Blues Don't Care | |||
04. I Could Die Happy | 09. I Came Up Hard | |||
05. Never Gonna Change | 10. Poison Ivy | |||
Der letzte der großen "Blues-Men"? Tja, das kann man so wahrscheinlich schwer sagen, aber vielleicht der, der noch die meiste Power in sich hat von den Sängern und Gitarristen, denen eine ganze Generation britischer Rockmusiker in den 1960er Jahren gehuldigt haben und - über diesen Umweg sozusagen - dann auch wieder die Amerikaner. Schön, Buddy Guy hat auch etwas später angefangen als ein Großteil seiner Kollegen (seine erste Platte datiert aus dem Ende der 50er Jahre), und wer ihn - zumindest auf Konserve - bei, sagen wir, Eric Claptons "Crossroads-Festival" oder bei den STONES in "Shine A Light" gesehen hat, der wird mir recht geben: Der Typ ist noch voller Energie!
Und die reicht sogar für ein Doppelalbum! Dieses benennt er "Rhythm & Blues" und unterteilt die zwei Silberlinge auch entsprechend. Fast schon Usus ist, dass bei solch altgedienten Recken die Gäste sich die Klinke in die Hand geben. Von den ausgewiesenen Verehrern und Beeinflussten - wie Clapton, Page, Beck und ein ganzes Rudel weiterer Guitar-Heros - ist zwar keiner dabei, aber das ist sogar vielleicht eher von Vorteil.
So nimmt Buddy das erst einmal selbst in die Hand und legt auf der "Rhythm"-CD los, dass die Funken stieben. Und das in jeder Hinsicht! Was der noch für eine kraftvolle Stimme hat, wird vor allem in Justifyin' deutlich, wenn er regelrecht wütend klingt über manches, was in der Welt im Argen liegt. Dazu fetzt er über seine Gitarre mit einer Lautstärke und einem Drive, der teils von den legendäre Muscle Shoals Horns noch gepusht wird.
Okay, die Streicher im Hintergrund von I Go By Feel hätt's sicher nicht gebraucht, aber das ist eher die Ausnahme. Bei Messin' With The Kid schneit - ja, wer wohl? - Kid Rock ins Studio, doch auch von dieser Rotznase in seinem bewährten Stil lässt sich Buddy nicht die Butter vom Brot nehmen und kontert auch stimmlich prächtig, wobei das folgende What's Up With That Woman das für mich problemlos übertrifft. Wahnsinn, wie der Typ da seine Saiten wieder quält und natürlich die Muscle Shoals Hörner ordentlich Gas geben. Richtig gut!
Bei One Day Away fällt zunächst der tolle Sound der Instrumente auf und dann natürlich, dass wieder eine "Fremdstimme" dabei ist: Keith Urban! Und das kommt in dieser souligen Ballade richtig gut, wie die beiden Lead-Vocals und Lead-Gitarren tauschen, vereinen und sich jeweils in den Stil des Gegenübers einfinden.
Ein lockerer Boogie-Woogie wie Well Done Got Over It kommt immer gut, richtig intensiv wird’s aber, wenn in What You Gonna Do About Me die Röhre von Beth Hart ins Spiel kommt. Das wird teilweise nahezu aggressiv, wird aber im Soul'n'Blues-Kontext und die Bläser etwas abgefedert. Na ja, jedenfalls bis Buddy mit dem Solo anfängt ...
Devil's Daughter hätte zum vorherigen Gast evtl. besser gepasst, die groovige Soul-Swamp-Nummer kommt trotzdem gut. Der Whiskey Ghost hat eine subtile Beinote und auch wieder einen tollen, leicht sphärischen Groove. Rhythm Inner Groove ist dann auch nichts anderes als eine feine Fingerübung der Musiker zum Warmspielen. Nichtsdestotrotz beeindruckend.
... und ganz offensichtlich der Rhythmus, den man für Meet Me In Chicago, welches die "Blues"-CD eröffnet, übernimmt. Kommt druckvoll, mit gerappten Vocals, gospelmäßigen Background-Vocals und voller pulsierender Großstadt-Power. Der ursprüngliche 12-Takt-Blues folgt mit Too Damn Bad. Derbe Gitarre und derber Gesang, stimmungsvolles Blues-Piano und eine Stampf-Stampf-Rhythmusgruppe - Blues-Herz, was willst du mehr? Vielleicht noch eine dieser schneidenden Breitseiten aus Buddys punktierter Gitarre? Hier kommt sie!
Also, als einzig gebührender Vergleich in den letzten Jahrzehnten, fällt mir hier nur noch Luther Allison ein.
Von Chicago ist nicht gar so weit nach Boston und die Typen von AEROSMITH sind ja nicht erst seit "Honkin' On Bobo" Blues-Fans. Die einstigen Toxic-Twins Steven Tyler und Joe Perry sowie Brad Whitford stehen hier für Evil Twin parat. Nichts Außergewöhnliches, aber wer die Kerle mag - so wie ich! - dem gefällt hier jeder Quäker aus Tylers Breitmaul und jeder Kreischer aus Perrys Paula.
Es bleibt bluesig. Im Stile von Muddy Waters bei I Could Die Happy und My Mama Loved Me, typisch traditionell und Boogie-orientiert bei Never Gonna Change und wenn Buddy über B.B. King singt, dann klingt seine Gitarre auch so wie in All That Makes Me Happy Is The Blues. Allerdings alles mit seinem eigenen Stil gewürzt, der sich selten zurückhält und sich gern noch etwas aufschwingt, wenn so illustre Gäste wie Gary Clark Jr. dabei sind. Der Musiker/Schauspieler ist bei Blues Don't Care dabei und in diesem Blues-Boogie verbreiten die beiden jede Menge Spaß, der sich umgehend auf den Hörer überträgt. Muss eine richtig geile Session gewesen sein!
Noch einmal ein intensiver 12-Takter namens I Came Up Hard inkl. Lebensgeschichte und herrlichster Hammond B3, und dann gibt’s zum Schluss noch etwas Efeu. Posion Ivy hat nichts mit dem gleichnamigen STONES-Song gemeinsam, sondern ist ein swingender Big-Band-Boogie, der hier beschwingt aus dem Album geleitet und einen noch eine Weile nachfedern lässt. Ein richtig gutes "Spätwerk" und ein verdammt gutes und meist raues Blues-Album. Nichts für die zart besaiteten Melancholiker, aber für Fans von kernigem Blues allemal ein Fest. Vielleicht Buddys stärkstes Album seit "Damn Right, I've Got The Blues".