Cameran

"Es musste etwas zur Welt kommen..."

( English translation by Google Translation by Google )

Interview

Reviewdatum: 27.11.2005

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Cameran
"Es musste etwas zur Welt kommen...", Interview

Am Rande des Konzertes im Kreuzberger Wild At Heart hatte ich Gelegenheit, mit Aaron, dem S?nger, Gitarrist und Mastermind von CAMERAN, und Drummer Pascal ein kurzes Interview zu f?hren. Praktischerweise w?rmte sich der Autor im selben Restaurant auf in dem die Burgenl?nder vor dem Auftritt speisten (n?mlich im benachbarten Tiki Heart), so dass das ganze in lockerer Atmosph?re stattfinden konnte.

Hooked on Music: Du hast ja gewisserma?en die Familie mit in die Band genommen. Kannst Du uns etwas ?ber CAMERAN erz?hlen?
Aaron: Ja, es ist so, dass eben zwei Cousins von mir in der Band mitspielen, also sind wir drei verwandt und den Markus haben wir ?ber die Zeitung kennengelernt. Wir drei spielen eigentlich schon ?ber 10 Jahren zusammen.
HoM: Ihr kommt aus dem Burgenland?
Aaron: Ja, zwei von uns...

HoM: Ihr seid so ein bisschen aus ?sterreich gefl?chtet f?r eine Zeit lang...
Aaron: Ja, ich w?rde nicht sagen gefl?chtet... Es war einfach so, dass wir die Idee hatten, als es zwischenzeitlich keine Band gab, nach England zu gehen und dort mit einem Freund eine neue Band zu gr?nden, das hat dann nicht hingehauen. Aber ich glaube, dass unsere ganze Ausrichtung schon immer eher auf internationaler Ebene war, wir waren nicht bedacht darauf, dass wir unsere Musik nur in ?sterreich spielen wollen, sondern wollten immer so gro?e Kreise wie nur m?glich ziehen. Von daher war der Blick immer ?ber die Landesgrenze hinaus.

HoM: Jetzt habt Ihr ja Euer Deb?t herausgebracht, nachdem es zuvor eine EP gab. Die Sache mit dem Kaiserschnitt (die CD hei?t "A Caesarean", Anm. d. Red.). war auch ein bisschen eine schwere Geburt, oder?
Aaron: Ja, der ganze Entstehungsprozess des Albums war sehr beschwerlich. Es hat viele Komplikationen gegeben, es hat eben lange gedauert, bis das Deb?t rausgekommen ist, weil uns gibt es eigentlich seit 1999, da haben wir unser erstes Konzert gespielt. Deshalb wollten wir einen Titel nehmen, der dem ganzen angemessen schien, da fiel uns eben das Wort "Kaiserschnitt" ein. Es musste etwas zur Welt kommen. die ganzen Songs waren im Entstehen und der ganze Aufnahmeprozess und das Songwriting war eben so verkorkst oder verzwickt, dass man das Gef?hl hatte, es ist so was im Bauch, du willst es rausdr?cken, aber es liegt irgendwie quer. Im Endeffekt hat man das dann mit einem Schnitt gemacht, also wir machen das jetzt und wenn es raus ist, ist es raus. Unkompliziert ging es nicht.
HoM: Das Artwork passt ja auch ein bisschen dazu... auf dem Kopf stehend, erinnert es ein wenig an eine Geburt...
Aaron: Ja, das war schon auch so gedacht. Wir wollten... - also das Bild stammt vom Pascal und wir haben ?berlegt, was wir als Albumcover nehmen k?nnten. Und da fanden wir das ganz gut und haben das Bild angeschaut und dann gesagt "drehe das ganze mal um". Lass das einfach so von oben hereinkommen, und das ist dann wirklich, wie beim auf die Welt kommen. Obwohl, beim Kaiserschnitt ist es ja anders. aber ansonsten kommst mit dem Kopf zuerst raus. Und es ist ganz lustig, wenn du das Bild anschaust, hast du das Gef?hl, du musst was umdrehen.

HoM: Ihr habt einen schwedischen Producer (Pelle Henricsson zusammen mit Magnus Lindberg und Eskil Lovstr?m; Anm. d. Red.). Wie kam der Kontakt zustande?
Aaron: Wir kannten die Arbeit von Pelle und Eskil eigentlich schon als wir unser erstes Demo aufnahmen. Wir wollten schauen, wie es ist mit denen zu arbeiten und was die machen. Also haben wir denen eine E-Mail geschrieben und Kontakt aufgenommen. Dann sind wir in Schweden gewesen, ?ber zwei Jahre zog sich das hin, erst fanden sie geil was wir machten, haben etwas abgemischt, beim Weggehen haben wir besprochen, was wir besser machen konnten und wie wir das ganze in Angriff nehmen k?nnten, was f?r Verst?rker, was f?r Soundeffekte und so weiter. Deshalb haben wir uns dann entschlossen, ein Jahr sp?ter das ganze Album mit denen zu machen.

HoM: Wie l?uft denn bei Euch das Songwriting. Eher gemeinsam erarbeitet, oder hat einer eine Grundidee?
Aaron: Bei "A Caesarean" war es nat?rlich so, dass viele Ideen schon da waren und da die Songs teilweise schon so alt waren, einige sind noch im letzten Jahrtausend entstanden. Dann probiert man es mit dem Schlagzeug zusammen aus und auf einmal funktioniert das Ganze. Es kommt Input eigentlich von allen Seiten her und oft gibt es halt schon konkretere Ideen und du sagst "He, da k?nnen wir dann so weitermachen", probiert man weiter. Oft entstehen Songs, die vom Bass ausgehen und die Gitarren halt quasi auf den Bass reagieren und andere Sachen entstehen, wo die Gitarren zuerst da sind, der Bass sich an die Gitarren eher anlehnt.

HoM: Ich finde Eure CD auch sehr lebendig, Ihr habt ganz unterschiedliche Sounds auf der Platte. Von regelrecht explodierenden Sachen bis hin zu ganz Zur?ckgenommenem wie zum Beispiel Headphone Music. Was sind denn Eure Inspirationsquellen, nicht nur musikalisch gesehen?
Pascal: Eigentlich alles, was uns so umgibt... Zeiten und Lebensumst?nde, die sich in der Musik wiederspiegeln, das ist nicht nur Rock, sondern alles was wir so durch das Leben betrachten.
Aaron: Die Bandbreite ist ziemlich gro?. Deshalb wollten wir auch die zwei Songs mit auf die CD packen, damit das nicht so eindimensional wird, das Ganze, also nicht nur eine reine Rockplatte mit h?rteren Songs, wir wollten auch ein Gegengewicht haben. Einfach weil wir Musik schreiben und geschrieben haben, die auch in eine andere Richtung geht, die mit anderen Instrumenten arbeitet und eher ganz fragil und bescheiden und eher sehr leise ist. Deshalb wird es auf der n?chsten CD vielleicht noch umfangreicher sein und die Extreme vielleicht noch weiter sein.

HoM: Wo nehmt Ihr eure Ideen f?r die Texte her? Das ist manchmal wie aufgeschnappte Fetzen oder so.
Aaron: Ja, das ist eigentlich so, dass die Texte im Endeffekt aus Skizzen bestehen. So wie wenn du ein Puzzle hernimmst oder dass du, wenn es darum geht konkret zu werden die Texte auf Band zu singen, dann nehme ich normalerweise die Texte her, wie verschiedene Skizzen und h?re mir das ganze an. Dann nehme ich hiervon zwei Zeilen und schreibe dazu was mir einf?llt, und dann h?rst du irgendwas in der U-Bahn und liest in einem Buch, hast lediglich zwei S?tze davon. Also im Endeffekt ist es ein Zusammentragen, Sichten und Orten und Ausw?hlen. Das ganze Bild entsteht auch f?r mich erst danach. Das ist ganz selten, dass ich konkret hingehe und sage "jetzt schreibe ich etwas ?ber dies und das". Es ist eher so, dass ein Mosaik entsteht aus verschiedensten Momenten.

HoM: Ihr seid ja jetzt schon ein Weilchen auf Tour, auch mit dem Release "A Caesarean". Die Scheibe wurde in der Presse ziemlich gut angenommen. Wie sind Eure Erfahrungen auf der Tour?
Aaron: Es geht eigentlich. Die CD ist ja erst seit dem 24. Oktober drau?en und heute haben wir den 27. November. Als die Tour gebucht wurde, war es relativ schwierig, weil uns im Prinzip kein Mensch kannte in Deutschland. Also die Tour l?uft ok, es k?nnte zwar noch besser laufen, aber wir haben jetzt auch nicht so viel erwartet, weil eben die CD jetzt erst herau?en ist. Es ist aber ganz gut, dass wir jetzt die CD haben, dann k?nnen die Leute die Lieder h?ren.
HoM: Dann k?nnen sie auch etwas mitnehmen.
Aaron: Ja, genau.
Pascal: Wobei das live so gelaufen ist, dass die Menschen, die hinkommen, schon eine ganz eigene Erwartung haben. Und live ist eben alles noch direkter, h?rter, unmittelbarer, keine Ahnung.

HoM: Was w?rdet Ihr in ?sterreich ?ndern, wenn ihr es k?nntet ?
Aaron: Pah (l?ngere Pause)...
Pascal: Ich glaube, vielleicht passiert sogar ziemlich viel in ?sterreich, was gar nicht so bekannt wird, wovon die ?ffentlichkeit gar nicht so sehr Notiz nimmt. Es gibt ziemlich viel gute Musiker und K?nstler, es ist nur schade, dass das gar nicht so bekannt ist und die Leute davon gar nicht viel mitbekommen oder es vielleicht auch nicht h?ren wollen.
Aaron: Vielleicht, dass die Leute einfach mehr an sich glauben und einfach mehr gemeinsam machen, man braucht im Leben etwas Gemeinsames. Ich glaube, es hat in ?sterreich schon immer so eine latente Skepsis gegen?ber Fremden oder Andersdenkenden gegeben. Und das hat viel damit zu tun, dass man selber sehr unsicher ist, dann erst recht, wenn man was nicht kennt. Es gibt sicherlich einige Dinge, die man ?ndern k?nnte, aber so spontan ist das schwierig.

HoM: Wie sind Eure weiteren Pl?ne?
Aaron: So viel spielen wie m?glich in der n?chsten Zeit. Im M?rz sind wir wieder in Deutschland, f?r zehn Tage, und im Mai geht es dann wahrscheinlich nach England und Amerika und in der Zwischenzeit auch nach Osteuropa. Dazwischen immer wieder neue Eindr?cke sammeln, neues aufnehmen, neue Leute kennenlernen, gut essen, trinken, schlafen.

HoM: Viel Gl?ck f?r Euch weiterhin.

Vielen Dank an dieser Stelle auch an Arne von Nois-O-lution, der das Interview erm?glicht hat.

Ralf Stierlen, 20.12.2005

 

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