Canvas Solaris Irradiance, Sensory Records, 2010 |
Nathan Sapp | Gitarre, Synthesizer & Programming | |||
Chris Rushing | Gitarre & E-Bow | |||
Donnie Smith | Keyboards, Synthesizer & Chapman Stick | |||
Gael Pirlot | Bass & Theremin | |||
Hunter Ginn | Schlagzeug, Percussion & Programming | |||
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01. Adaptive Optics | 06. Threads Of Dead Space | |||
02. Conveyance Of Flux | 07. Soliton (Emergence From Dispersion) | |||
03. The Horizon Feasts On Stars | 08. Vapor Chasm | |||
04. Glacier | 09. Null Proximity | |||
05. Accelerated Testing Phase | ||||
Ich gebe zu, ich war in der Schule nie eine große Leuchte in Sachen Mathematik, gerade was die höhere Mathematik betraf. Aber mittlerweile kenn ich mich sehr gut aus, vor allem wenn es um 7/8, 11/8, 13/8 und ähnliches geht. Was ich damit meine? Na klar, die Steigerungsform des Progressive Metal, den Math-Metal wie ihn Bands wie CANVAS SOLARIS spielen. Die Band existiert bereits seit 1999 und hat nun mit “Irradiance“ fünftes Album am Start.
Im Math-Metal wird eben geradezu mit mathematischer Perfektion Wert darauf gelegt, dass sich die Songs in solch ungeraden Taktarten, verzwickten Metren und gerne auch dissonanten Klängen bewegen. Man könnte auch sagen Prog-Metal mal Free-Jazz minus Eingängigkeit = Math-Metal. Ihr habt die Rechnung nicht verstanden? Dann noch mal kurz auf Deutsch: die Komplexität vom Prog-Metal zusammen mit der musik-theoretischen Ausrichtung des Free-Jazz und das Ganze bei weiter reduzierter Eingängigkeit, das ist das, was den Math-Metal ausmacht.
Nach dieser Formel verfahren auch CANVAS SOLARIS. Allerdings mit einer Einschränkung. Bei dem ganzen musikalischen Gewitter, das aber der ersten Minute über den Hörer hereinbricht, legen CANVAS SOLARIS immer wieder auch Wert darauf, schöne Melodien zu schreiben und dem Hörer die eine oder andere Pause zum Durchschnaufen zu gewähren. Und darin liegt ihre wahre Stärke.
Wie bei anderen Acts des Genres ist auch hier die Gitarre das Haupt-Instrument. Nathan Sapp und Chris Rushing spielen sich dabei geschickt die Bälle zu. Damit dürften CANVAS SOLARIS auch Anhängern von Saitenkünstlern wie Steve Vai oder Joe Satriani durchaus gefallen können, beziehungsweise ehemaligen Fans, denen das Schaffen der beiden Herren mittlerweile zu gleichförmig geworden ist.
Für die komplex-vertrackten Rhythmen im Hintergrund sind bei CANVAS SOLARIS Gael Pirlot am Bass und Hunter Ginn zuständig. Sie sorgen dafür, dass bei musikbegeisterten Hörern die Füße nie stillstehen. Den Versuch die verschiedenen Rhythmen mitzuzählen kann man sich von vorneherein schenken, dazu ist das Ganze eh viel zu abgefahren. Aber viel Spaß beim Versuch. Eventuell auftretende Lücken im Sound schließt Donnie Smith mit seinen Keyboard-Sounds.
CANVAS SOLARIS richten sich natürlich vorrangig an geneigte Prog-Metal-Hörer, die es gerne etwas komplexer, technischer und kniffliger haben wollen. Dabei schafft es die Band auf der anderen Seite aber auch Anhänger des Math-Metal-Genres nicht zu vergraulen, denn anbiedernd ist das Ganze wirklich nicht. Und diese Gleichung versteht man doch auch ohne Mathematik-Studium.