Capella Antiqua Bambergensis Crana, C.A.B Records, 2003 |
Prof. Dr. Wolfgang Spindler | ||
Andreas Spindler | ||
Anke Spindler | ||
Thomas Zapf | ||
Thomas Spindler | ||
Stephan Hänisch |
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1. Tedescha | 10. Kemp's Jigg | |
2. Pase el Agoa | 11. Doulce Memoire | |
3. Tancok | 12. Verbum caro factum est | |
4. Innsbruck, ich muss dich lassen | 13. Bransle de Champaigne | |
5. Herr nu heb den Wagen selb | 14. Ach Elslein, liebes Elslein mein | |
6. Es taget vor dem Walde | 15. Ballo del Granduca | |
7. Ave Maria | 16. Der Nachtegael | |
8. Tant que vivray | 17. Bei guter Zeit dich schlafen leg | |
9. Tourdion | 18. Shirazula Marazula | |
Das Schöne an der Mittelalterszene ist, dass obwohl sich alle Vertreter auf nahezu identische Quellen berufen fast jeder seinen individuellen Stil entwickelt hat.
So auch CAPELLA ANTIQUA BAMBERGENSIS, die eine weitere Facette der Welt der zeitgenössischen, mittelalterlich beeinflussten Musik hinzufügen. Die Formation aus - wer hätte es gedacht - der Umgebung von Bamberg mit Stammsitz Schloss Wernsdorf - ist nun schon seit zwanzig Jahren aktiv und hat mit "Crana - Musik in einer Stadt vor 500 Jahren" wenigstens ihre 8. Veröffentlichung vorgelegt. In letztem Punkt sind sich die Geschichtsschreiber uneins.
CAPELLA ANTIQUA BAMBERGENSIS gehen extrem traditionell zu Werke, sofern man dies aus heutiger Sicht noch beurteilen kann. Immerhin existieren ja keine Tondokumente aus entsprechender Epoche. Frühe CORVUS CORAX sind als erste Orientierungshilfe also ganz brauchbar.
Womit CAPELLA ANTIQUA BAMBERGENSIS sich von CORVUS CORAX und den anderen Szenevertretern abgrenzen und selbst definieren ist der zumindest auf diesem Album sehr sparsame Einsatz von Schlaginstrumenten, die bei anderen vergleichbaren Künstlern meist eine tragendere Rolle übernehmen.
Dazu verleihen CAPELLA ANTIQUA BAMBERGENSIS ihren ausschließlich instrumentalen Kompositionen einen ehrfürchtigen, fast sakralen Charakter. Die Stücke wirken ernsthaft, wissenschaftlich und seriös, geradezu kopflastig. Der Spaßfaktor, die Fröhlichkeit, die Leichtigkeit des Seins spielt scheinbar eine vernachlässigbare Rolle.
Am besten lässt sich das wohl bildlich darstellen. Wenn CORVUS CORAX die Mittelalterband sind, die auf dem Dorfplatz vor dem gemeinen Volk aufspielen, dann sind CAPELLA ANTIQUA BAMBERGENSIS das Pendant, das hinter wuchtigen Klostermauern die klerikale Obrigkeit unterhält.
Auch diese Variante hat durchaus ihre Vorzüge, zumal "Crana - Musik in einer Stadt vor 500 Jahren" einige wunderschöne Weisen enthält und auch mit bekannten Klängen aufwarten kann. So lässt sich das von IN EXTREMO bekannte norwegische Volksstück Herr Mannelig genauso entdecken, wie ein Stück, dass offensichtlich für Angelo Branduardis Cogli La Prima Mela Pate gestanden hat.
Wer allerdings mittelalterliche Musik nur in Verbindung mit hochmodernem Teufelszeug wie elektrischen Gitarren konsumieren mag, der ist bei anderen Künstlern des Genres besser aufgehoben. Mittelalter-Puristen dagegen sollten CAPELLA ANTIQUA BAMBERGENSIS auf jeden Fall antesten.