Captain Beefheart

Doc At The Radar Station

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 01.09.2009
Jahr: 1980
Stil: Blues Rock, Avantgarde Rock

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Captain Beefheart Homepage



Redakteur(e):

Christian Gerecht


Captain Beefheart
Doc At The Radar Station, Virgin Records Ltd, 1980
Don Van VlietVocals, Chinese Gongs, Harmonica, Soprano Sax, Bass Clarinet
Jeff Morris TepperSlide Guitar, Nerve Guitar
Eric Drew FeldmanSynthesizer, Bass, Mellotron, Grand & Electric Piano
Robert Arthur WilliamsDrums
Bruce Lambourne FowlerTrombone
John French (Drumbo)Slide Guitar, Guitar, Marimba, Bass & Drums on "Sheriff Of Hong Kong", Drums on "Ashtray Heart"
Gary LucasFrench Horn, Guitar on "Flavor Bud Living"
Produziert von: Don Van Vliet Länge: 38 Min 57 Sek Medium: CD
01. Hot Head07. Dirty Blue Gene
02. Ashtray Heart08. Best Batch Yet
03. A Carrot Is As Close As A Rabbit Gets To A Diamond09. Telephone
04. Run Paint Run Run10. Flavor Bud Living
05. Sue Egypt11. Sheriff Of Hong Kong
06. Brickbats12. Making Love To A Vampire With A Monkey On My Knee

Würde man die Musik dieses Albums mit körperlicher Arbeit vergleichen, dann käme das am ehesten der Maloche eines Torfstechers bei 30 Grad im Schatten und 80 prozentiger Luftfeuchte gleich. Alternativ dazu, der Eine oder Andere "Gediente" weiß davon noch ein Liedchen zu pfeifen, lässt sich als Vergleich auch das für Volk und Vaterland ertragene Robben durch Dreck, Schlamm, Schafsscheiße und Stacheldraht anführen. Viel Stacheldraht...!
Was der CAPTAIN (Don Van Vliet) und die neu formierte Magic Band mit "Doc At The Radar Station" geschaffen haben, kommt einem Meisterwerk monumentaler Größe gleich. Ein Meisterwerk allerdings, dass sich dem Großteil der musikliebenden Menschheit nie erschließen wird. Zu hart, zu schwer, zu zerrissen, zu zerfahren ist diese Musik.
-Und trotzdem leuchtet bei jedem dieser Takes, ganz weit hinten, ein magisches, kleines Licht, das über den ganzen, vermeintlichen Misstönen strahlt und dem Hörer immer dann, wenn er entnervt den Kopfhörer beiseite legen möchte, in eine Art Magie hüllt und ihn genau deshalb weiterhören lässt.

Man kann bei diesem Werk keinen Musiktitel hervorheben. Allen liegt diese verquere Magie zu Grunde. Manchmal, wie bei Hot Head, A Carrot Is As Close..., Sue Egypt und Flavor Bud Living wirken die "Songs" ein wenig eingängiger. Sie bilden kleine Inseln der Ruhe zwischen den zerfahrenen, mit brachialer Gewalt hereinbrechenden "musikalischen Monstern"; namentlich seien hier nur Sheriff Of Hong Kong, Best Batch Yet oder Dirty Blue Gene genannt. Was zunächst ebenfalls ein wenig über die schwierige Musik hinweg hilft, sind die außergewöhnlich lyrischen, teils kryptisch-absurden Texte des Captains, die auf keinem seiner Alben so zu tragen kommen wie auf diesem.

"God please, fuck my mind for good
Making love to a vampire with a monkey on my knee
Oh fuck that thing, fuck that poem..."

Das unterscheidet "Doc At The Radar Station" auch deutlich von den noch zerfahrener wirkenden Alben "Trout Mask Replika" oder "Lick My Decals Off". Man kann diese Scheiben auch nicht direkt miteinander vergleichen, denn bei "Doc At The Radar Station" spielen, vom irren Telephone vielleicht abgesehen, keine freien Musikformen oder Freejazz-Elemente ein. Grundmuster von Van Vliets Musik ist und bleibt hier der Delta Blues. Darauf bauen er und die Magic Band ein wirres, wie aus verschiedensten Mosaiksteinchen zusammengesetztes Soundgebilde auf, das, wie schon gesagt, manchmal etwas eingängiger, meist aber voller Misstöne zu sein scheint. Es scheint aber nur so, denn diese Musik ist bis ins kleinste Detail arrangiert und dermaßen komplex ausgefeilt, dass man, hat man sich erst einmal in dieses Album hineingehört, vor Staunen den Mund nicht mehr zu bekommt. Da tauchen dann auf einmal Riffs auf (bspw. Sheriff Of Hong Kong, Dirty Blue Gene), die den Hörer regelrecht ans Gerät bannen. Unglaublich beeindruckend ist die bis zur Selbstzerstörung reichende Vokalleistung des CAPTAINs; fantastisch auch die musikalische Leistung der (damals) neu reformierten Magic Band. Natürlich ist das Musik am Rande der Apokalypse und ganz sicher erreicht sie nur Leute, die Don Van Vliet schon von den frühen Alben ("Trout Mask Replica", "Clear Spot/The Spotlight Kid", ect) her kennen. Auf den normalen Musikkonsumenten dürfte "Doc At The Radar Station" wirken wie der dritte Weltkrieg!

Wer sich dennoch in diese Welt voller scheinbarer Misstöne und Asymmetrie hinein traut, wird, nach beständigem Hören aber alsbald jenes magische Lichtlein am Ende des Tunnels sehen und die scheinbar zerfahren wirkende Musik wird das erreichen, was ihr der CAPTAIN und die Magic Band zugedacht haben. Mit "Doc At The Radar Station" hat sich CAPTAIN BEEFHEART noch einmal selbst übertroffen. Nie mehr innerhalb seiner Musiker-Karriere sollte er dieses Genie an den Tag legen. Ich kann nur jedem, der sich mit etwas schwierigerer Musik auseinander setzen kann, dazu raten sich diesen Geniestreich peu a peu zu verinnerlichen. Zeit sich hineinzuhören, sozusagen darin Torf zu stechen oder durch Dreck und Schlamm zu robben, ist genug. Der CAPTAIN wird nie mehr solch asymmetrisch-schräge, wilde, lyrische und geniale Musik aufnehmen; hat sich schon vor vielen Jahren davon losgesagt. Dass ist unendlich schade, aber man muss(te) das respektieren. Heute lebt er, sehr zurückgezogen, in einer kleinen Siedlung der Mojawe-Wüste. Er ist, übrigens seit seinem Kunststudium in den 1960ern, ein begnadeter Maler, dessen Bilder nicht nur hoch dotiert sind, sondern auch heute immer noch den Freigeist zeigen, der einstmals auch die Rockmusik revolutionierte.

Ich zolle diesem Mann meinen höchsten Respekt!

Christian "Grisu" Gerecht, 29.08.2009

 

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