Human Cannonball, Wild Kingdom/Rough Trade, 2007
Sonny Boy Gustafsson	Vocals, Lead Guitar
Johnny Borgstrom	Bass, Backing Vocals
Victor Hvidfeldt	Rhythm Guitar, Backing Vocals
Fruttas Eriksson	Drums
Produziert von: Chips K Länge: 38 Min 54 Sek Medium: CD
1. Human Cannonball Part Two	7. Sioux Rocker
2. I Belong To The Girls	8. Stuzie
3. Leaving All The Dead Behind	9. Don't Believe In 'Em People
4. Ooh Ah Wap Shee Wah Yeah!	10. The Mighty Plan
5. Space Is A Cold And Lonely Place	11. Stockholm Or Bust
6. Lost Little Chrissy

Es gibt Bands, die muss man nicht uneingeschränkt mögen, kann sie aber ausnahmsweise manchmal einfach ganz doll lieb haben. DIE ÄRZTE z.B.: Viel Unsinn haben sie in ihrer langen Karriere zum Besten gegeben, aber auch hin und wieder ganz wunderhübschen Unsinn.
Besonders auf dem 2003 erschienen Album "Geräusch" übertreffen sie sich mit so zielsicheren Ironiebreitseiten wie Als ich den Punk erfand und System ein ums andere mal. Und noch etwas lehren sie uns: Schweden, das ist ein wunderbares Land, wo alles lacht und tanzt bei 40 Grad und Sonnenschein. Diese prägnanten Beobachtungen münden in der nicht minder sinnvollen Frage: Schweden - warum hast Du Dich nicht vermehrt? Tja, warum eigentlich nicht?
Man könnte auf gesundheitlichen Selbstschutz tippen. Denn stellen wir uns nur vor, es gäbe mehrere Schweden (jaja, das Land, nicht die Menschen!). Dann gäbe es ja auch solche Exportschlager wie SUGARPLUM FAIRY mehrmals. Wollen wir das wirklich? Gut, als Ausgleich gäbe es dann sicher auch mehr schwedische Schweinerockbands wie GLUECIFER [aus Norwegen...; Red.] und THE HELLACOPTERS - und CAPTAIN MURPHY. Das wäre dann schon wieder irgendwie lustig. Dann könnte der Rest Europas schon mal einpacken, die Schweden würden alles platt rollen und rocken.

Nicht dass CAPTAIN MURPHY nun den Rock neu erfinden würden. Bei Gott nicht. Im Gegenteil. Vielmehr klingen sie wie ein gut geschütteltes, knüppelhartes Mixgetränk aus den 70ern. Oder so wie sich der Wolf gefühlt haben muss, als er die sieben Geißlein gefressen hatte: es rumpelte und pumpelte in seinem Bauch wie Hölle. Tja, selber Schuld. Muss doch rumpeln, ist doch Schweinerock.
Song Nummer zwei macht dementsprechend auch gleich klar, dass es hier gut 40 Minuten lang ausschließlich um Dinge geht, die die Welt bewegen: I Belong To The Girls. OK, nehmen wir doch gern so hin - kann man ja notfalls wieder weiterverschenken.
Der Gedanke kommt auch gleich beim nächsten Song. Leaving All The Dead Behind klingt wie eine ganz üble AEROSMITH Nummer. Autsch. Wird aber zum Glück wieder wettgemacht durch das darauf folgende staubtrockene Ooh Ah Wap Shee Wah Yeah!. Wie bereits erwähnt: Dinge die die Welt bewegen - naja zumindest Dinge, die rocken wie dreckiger Blues-Punk'n'Roll aus den 70ern.

Da zwirbeln die Gitarren und Bässe als gäbe es kein Morgen und all die Sing-A-Longs, bei denen jeder mithelfen muss, lassen ebenso wie die Texte vermuten, dass es auf dem Zweitling der Captains nicht ganz ironiefrei zugeht. Obwohl - selbst wenn, wen stört's.
"Human Canonball" ist sicher nicht unbedingt durchgehend CD-Player kompatibel, aber: Es ist laut, es ist schmutzig, es geht in die Hüften und in die Füße und ist live höchstwahrscheinlich so heiß, wie... ach, das wird wohl nur der Typ mit dem Pferdefuß verlässlich messen können.

Und dann bekommen wir diese Email von Kristin - alles nur wegen der kleinen Verwechslung von Schweden und Norwegen:
weia wie peinlich! und dabei hab ich doch noch den raldo useless mit cloroform gesehen... ich falle in eine sinnkrise und werde nie wieder unbeschwert schreiben können... verdammt! ich such mir ein anderes hobby. häkeln soll ganz hübsch sein... es war nett mit euch jungs!
Krissi, nicht aufgeben! Du bist zwar bei der 50-Euro-Frage gescheitert, aber wir legen zusammen und kaufen dir nen Globus. Und irgendwann werden wir gemeinsam klöppeln. Wir glauben an Dich! Red.