Titel |
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01. Joan Of Arc |
02. Chaska |
03. Blanket On The Moon |
04. Hit The Bell With Your Elbow |
05. Love An War |
06. Lost And Found |
07. What’s It Going To Take |
08. Let Me Down Easy |
09. Sand From San Francisco |
10. Mooshiquoinox |
11. Second Favorite Living Drummer |
Musiker | Instrument |
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Chadwick Stokes | vocals, guitar |
Willy Urmston | banjo, backup vocals |
Jon Reilly | drums, backup vocals |
Tommy Ng | bass guitar, backup vocals |
Ben Urmston | trumpet |
Hannah Foxman | backup vocals |
The Parkington Sisters | strings and accordion |
James Edwards | piano |
Eine Hippie-Platte? Die BEATLES „revisited“ im Amerika des 21. Jahrhunderts? Oder doch die Platte, die MUMFORD & SONS vielleicht gemacht hätten, wenn sie nicht die Abzweigung in den Stadionrock genommen hätten? Chadwick Stokes hat auf seinem dritten Album für jeden etwas parat: herzerfüllend balladeskes ebenso wie psychedelisch angehauchtes oder Mandolinen-beschwingte „front-porch“-Klänge. Sogar ein Reggae-Dub Marke London in den frühen Achtzigern ist in diesem Elf-Song-Reigen zu hören. Oh ja, und ein Kleinod namens Mooshiquoinox, das genauso verspielt klingt, wie das Vogelgezwitscher am Ende des Songs.
Musikalisch lässt sich Chadwick Stokes – der seit einigen Jahren unter seinem „anderen“ Namen Chad Urmston mit der Band DISPATCH Indie-Lorbeeren einsammelt – also nicht festnageln. Was die Platte einerseits zu einem angenehm abwechslungsreichen Hörvergnügen macht, sie andererseits aber auch ein wenig ziellos dahindriften lässt. Der sanfte Schleicher Sand From San Francisco trifft es am besten: „Now I got sand from San Francisco in my van. Lord I love to get back there someday if I can. But right now I’m heading east, don’t know if I ever believe that I will get back there again.“ Stokes und seine Band lassen die Songs treiben – je nachdem, woher der Wind gerade weht. Die KINKS tauchen als Referenz ebenso auf, wie The BAND oder Tom Petty, dem Let Me Down Easy sicherlich gut gefallen hätte.
Die Texte des Songwriters aus Massachussetts sind dagegen alles andere als ziellos. Chadwick Stokes ist ein politischer Kopf und in Zeiten wie diesen kann die Anklage gar nicht deutlich genug formuliert sein. Ist Joan Of Arc zu Beginn der Platte noch ein eng an der Geschichte angelehntes Historiendrama, dessen Bezug zur heutigen Unterdrückung und Heuchelei indirekt bleibt, geht What’s It Going To Take mit der grassierenden Waffengewalt ganz direkt zu Gericht: „What’s it going to take, how many bones do we have to bury? How many hearts have got to hurt, before one more becomes too many?“ Auch Beziehungen sind im Stoke’schen Kosmos selten schmerzfrei und meist Grund für intensives Nachdenken. Und es schmerzt, wenn der Sänger aus Sicht eines Kindes beschreibt, wie die Eltern es verlassen, um woanders ein besseres Leben zu finden (Blanket On The Moon) – amerikanische Immigrationspolitik aus der anderen Perspektive.
Man könnte dieses Album als den Versuch sehen, „the great American Songbook“ neu zu schreiben - ohne das Pathos, ohne die verkünstelten Streicher und Bombast-Drums, dafür mit viel Hirn und Herz und irgendwie wie eine Platte, die von Simon & Garfunkel stammen könnte, wenn sie heute noch so jung wären, wie in den Siebzigern…