Charlie Daniels Band

Live At Rockpalast

( English translation by Google Translation by Google )

DVD-Review

Reviewdatum: 16.06.2012
Jahr: 2012
Stil: Southern Rock, Country Rock

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Charlie Daniels Band Homepage



Redakteur(e):

Christian Gerecht


Charlie Daniels Band
Live At Rockpalast, M.i.G.-Music GmbH, 2012
Charlie DanielsVocals, Guitar, Fiddle
Tom CrainGuitar, Vocals
Taz DiGregorioKeyboards, Vocals
Charlie HaywardBass
Fred EdwardsDrums
James W. MarshallDrums
Produziert von: Länge: 76 Min 45 Sek Medium: CD
01. Funky Junky09. In America
02. Trudy10. Long Haired Country Boy
03. Jitterbug11. Uneasy Rider
04. Legend Of Wooley Swamp12. Cumberland Mountain No. 9
05. Blindman13. Devil Went Down To Georgia
06. Reflections14. The South's Gonna Do It Again
07. El Toreador15. Orange Blossom Special
08. No Potion For The Pain

Mit Charlie Daniels hat ja heute mancher sein Problem. Hierzulande zumindest. Mag sein, dass er verbal etwas zu doll auf den Putz haut und sein Webauftritt mehr dem eines Politikers denn eines Musikers gleicht. Was aber letztlich zählt, ist seine Musik (und seine Burger)! Der große Mann mit dem Vollbart, den er, so scheint es, seit seiner Geburt trägt, hat die Karrieren einiger Musiker und Bands angeschoben. Unvergessen seine Volunteer Jams in den 1970ern, sein kantig-rauer Südstaaten-Sound und die manchesmal fast zu dick auftragende Fiedel. Untrennbar ist Daniels mit dem Southern Rock verbunden. Wer mit den ABB, 38 SPECIAL, LYN SKYN oder der MARSHALL TUCKER BAND trumpfen möchte, muss zwingend die CHARLIE DANIELS BAND auf der Hand haben. Allein seinen Verdienst, die psychisch am Boden liegende Lynyrd Skynyrd Rest-Truppe nach dem Horror des 20.10.1977 anzuspornen erneut die Klampfen, Trommeln und Orgeln zu wetzen, kann man nicht hoch genug einschätzen. Leider war ja die Ära jener ROSSINGTON COLLINS BAND nach nur zwei Scheiben beendet. Doch das Selbstvertrauen, dass die einzelnen Musiker, Allen Collins leider ausgenommen, daraus zogen führte letztlich dazu, dass LYNYRD SKYNYRD in 1987 wieder am Start waren.

Nun lässt sich Charlie Daniels musikalisch ja nicht nur dem Southern Rock zuordnen. Seine zumeist authentischen Country Rock Songs, ob man sie nun mag oder nicht, haben ein ganzes Genre wiederbelebt und sind doch Lichtjahre von jener Kakophonie aus Nashvilles Weichspül-Laboren entfernt. Dass Daniels und sein treuer Weggefährte DiGregorio auch sehr dem Blues zugetan waren, beweist nicht nur so mancher aus der Hand geschüttelte bis mächtig rockende Boogie aus deren Federn. Vom ersten Album an bot die CDB eine feine, vielschichtige Melange aus Rock, Blues und Country. Garniert mit einem dicken Sahnehäubchen Southern Soul und Feeling. Was war es schwer im Deutschland der 1970er an Big Charlies LPs zu gelangen. Die erstklassige "Fire On The Mountain": In den USA 1974 erschienen, in 1975 bestellt und 1976 erhalten. "Saddle Tramp": Das gleiche in Grün nur zwei Jahre später; ebenfalls ein toller Longplayer. "Nightrider" und "High Lonesome" waren erstmal gar nicht zu kriegen. "Midnight Wind", immerhin Goldstatus in USA, kam 1979 herüber geschwappt. Dankenswerterweise mit einem Cut Out über das ich mich heute noch ärgern kann. Im selben Jahr und endlich ohne größere Wartezeit zu erhalten: "Million Mile Reflections". Ronnie Van Zant gewidmet. Dreimal Platin erhielt der Longplayer. Doch was für eine Enttäuschung! Viel zu glatt, fast Hitparaden-orientiert, viele luschig-lauschige Songs. Offenbar für ein Publikum, dessen Alter man damals auf keinem Fall angehören wollte. Ende 1979 ging "Million Mile..." über die Ladentheke und knapp ein Jahr später machte die CHARLIE DANIELS BAND in der Dortmunder Westfalenhalle alles wieder gut.

Persönlich mochte ich Big Charlie Daniels immer ganz besonders, wenn er wütend drauflos stampfte. Nach den frühen Southern Rock Longplayern und Songs wie dem Hammer-Boogie Funky Junky, dem kochenden Trudy oder dem packenden Simple Man sind mir Charlie Daniels Alterswerke "Blues Hat" und "Road Dogs" besonders ans Herz gewachsen. Ob angriffslustig-polternd wie mit Across The Line oder so kummervoll wie zornig mit dem für immer an das Columbine High Massaker erinnernde The Martyr, so bestürzt wie krachend erlebte man den alten Mann des Southern Rock selten.
Doch kehren wir nochmal kurz zurück in die 1970er. Nicht lange nach der ersten Rockpalast Nacht begannen deren Organisatoren wieder für Einzelkonzerte Musiker und Bands nach Deutschland zu holen, die hier wenig oder gar nicht bekannt waren. Dazu gehörte auch Charlie Daniels, der samt Band am 28.11.1980 seinen Einstand gab.
-Nach klassischer Southern Rock Art mit großem Line-Up; zwei Drum-Sets, zwei Gitarren, Keyboards und Bass. Big Charlie und Band zeigten sich an diesem Abend in bester Spiellaune und es ist, vorweg genommen, ein überaus kurzweiliges Vergnügen die Musiker durch dieses gelungene Set zu begleiten. Dass deren damals (in D!) aktuelle LP "Million Mile Reflections" bzw. einige Songs daraus eine prominente Stellung innerhalb des Konzertes einnahmen, ist durchaus erfreulich, denn immerhin kommen diese Nummern ein ganzes Stück kraftvoller rüber als die damaligen Studioaufnahmen.

Was eignet sich besser als Einstieg in ein Konzert der CHARLIE DANIELS BAND als Funky Junky? Dieser Boogie blies den Besuchern der Westfalenhalle mächtig übers Haupthaar und zeigte neben Charlies bissiger Slide Guitar nicht nur Taz DiGregorios perfekt gespieltes Piano sondern auch den immer rührigen "Drum-Zweizylinder". Dagegen, völlig unspektakulär, ohne Hut, aber ungemein mannschaftsdienlich: Charlie Hayward am Bass. Als dessen Gegenpol agiert der quirlige "Geißenpeter" (aka Tom Crain) an der Lead Klampfe. Das kernige Trudy, einst auch großartig von DOC HOLLIDAY interpretiert, lässt den Saal langsam zum Sieden kommen. Jitterbug ein weiterer Boogie folgt und mit der Legend Of Wooley Swamp von der (damals ganz neuen, in D noch nicht veröffentlichten) "Full Moon" wird ein erster, wirklich begnadeter Höhepunkt gesetzt. Blindman hält die Spannung weiter aufrecht und erst mit meinem "geliebthassten" Reflections erfolgt ein echter Break. Der Song, hier löblich mit schön Schmackes dargeboten, zeigt einmal mehr Charlie Daniels Sangeskunst. Er zelebriert die Nummer regelrecht und bei der Textzeile "It was October in St. Louis Town, when we heard that the Free Bird had fell to the ground..." steht dann doch wieder einmal, von Gänsehaut begleitet, die komplette Arm- und Rückenbehaarung stramm...

Zum Glück folgt das Country-trunkene El Toreador auf dem Fuße und verscheucht die Gedanken an den 20.10.1977. Danach haut uns die Band ein Medley aus No Potion For The Pain und In America um die Ohren. Der erste Song ein feiner Blues aus der Feder DiGregorios (der auch singt), der Zweite ein wahrer Country-Klassiker. Beide ebenfalls vom Album "Full Moon". Unverzichtbar in einem CDB Set ist Long Haired Country Boy, dem das lässige Uneasy Rider aus dem 1973er Album "Honey In The Rock" folgt! Mit einem wahren Feuerwerk (Cumberland Mountain No.9; 1a Intro!) geht es weiter. Charlie Daniels greift (Crain singt die Lead Vox) konzentriert zur Fiedel und schrubbt sie, bis die Fetzen vom Bogen hängen. Auch Devil Went Down To Georgia ist ohne Fiddle nicht vorstellbar. Die Nummer ist abseits des Rezitativgesangs sehr (fast zu) eingängig. Offen gesagt: Ich mag sie nicht besonders. Zumal der Devil zwei Grenzen weiter in Mississippi zu Hause ist. Dennoch kommt das Take, Live gespielt, ein bisschen aggressiver daher als in seiner luschigen Studioversion von 1979.
The South's Gonna Do It Again, Ronnie Van Zant und Toy Caldwell gewidmet, ist ein weiterer aus dem Wirken der CDB unmöglich wegzudenkender Song. Selbst wenn die Fiedel mal einen nicht eingeplanten Quietscher von sich gibt, hauen Charlie und die Band mächtig auf die Kacke!
Bleibt zuletzt, als liebe Tradition, Rouse's Orange Blossom Special. Eine Nummer, die für immer an den gleichnamigen DeLuxe Schnellzug der großen Seaboard Air Line erinnert. Mit dem Rücken zum Publikum lässt Big Charlie die Sause in Richmond Fahrt aufnehmen. Stampfend und ratternd wird die Fuhre schneller und schneller. Bald schon lässt Daniels die Fiedel im stakkatohaften Takt einer rasenden Dampflok schreien, imitiert die Whistles und das Klimpern der losen Bremsklötze, während DiGregorio auf dem Piano unablässig die Schienenstöße hämmert und die Rhythmus-Abteilung das Rattern ungezählter Räder übernimmt. North- und South Carolina ziehen bildlich vorüber und während das Publikum schier auszuflippen beginnt, lässt Charlie den Geigenbogen Bogen sein und beginnt die Fiddle mit den Fingern zu zupfen. Jacksonville wird mit einem kurz angespielten Dixieland begrüßt, dann geht der wilde Ritt weiter. Pastels, Stucco and Palmettos werden ständiger Begleiter der Reise und zeigen überdeutlich, dass Kuba nur noch einen Katzensprung entfernt ist. Tief stößt der Orange Blossom Special in Florida hinein - bis er nach acht spannenden Minuten langsam, mit ächzenden Auspuffschlägen und quietschenden Bremsen in Miami ankommt. In furiosem Finale blasen zuletzt noch sämtliche Sicherheitsventile ab, die Gitarre, Bass, Piano, Drums und Fiedel zu bieten haben. "Thank you for comin'. God bless you!", dass war's!
Viele Musiker haben das Rollen, Schnaufen oder Rasen aller möglichen US Trains zu Songs verwurstet, aber niemand hat dabei so einen Drive an den Tag gelegt wie am 28. November 1980 die CHARLIE DANIELS BAND. Eine deutlichere Duftmarke kann man auch heute nicht setzen. Charlie Daniels war mit einem mal in vieler Munde und konnte sich, was den Absatz seiner Tonträger anbelangte, in den großen Schallplattenläden nachhaltig etablieren. Wartezeiten von neun Monaten oder mehr für eine Import-LP waren endlich Vergangenheit.

Zusammenfassend haben uns WDR und MiG mit dem Konzert der CHARLIE DANIELS BAND einen weiteren, gut gewählten, vor allem aber brillant* in Szene gesetzten Rockpalast Höhepunkt beschert, der, so bleibt zu hoffen, reichlich Zugang in die DVD-Sammlungen möglichst vieler Musikfreunde findet (*Ton sehr gut, Bild gut, lediglich bei den ins Dunkle hinein gefilmten Sequenzen wird es leicht schwammig). Die Ausstattung der DVD ist typisch spartanisch, was mir jedoch nicht die Bohne ausmacht. Ich will Konzert gucken und noch mal mitfeiern. Keine bunten Bildergalerien sehen oder langatmige Ein- und Ausläufe hören. Der Trailer über weitere Rockpalast Konzerte ist genau die Info, die der musikorientierte Käufer sich wünscht. Mehr muss nicht!
Kritik gibt es eigentlich keine. Wenn man davon absieht, dass Charlie Daniels Hemd mindestens eine Nummer zu klein ist. Hie und da spielt Tom Crain etwas zu überambitioniert. Aber das tat der öfter mal. Und dann sind da noch zwei kleinere Feedbacks! Insgesamt sind das aber wirklich die einzigen Negativpünktlein, die sich, übrigens erst nach einiger Zeit der Suche, diesem Konzertmitschnitt anlasten lassen. ;-)
Im Gegensatz dazu steht ein mitreißendes Publikum, das sich mit der Fortdauer des Gigs immer weiter steigert und die Band zu sichtlichen Höhenflügen anspornt. Sehr erfreulich auch, dass einige der Zuschauer nicht unvorbereitet das Konzert besuchten. Die Fahne, die dem Yankee heute noch ein Graus ist, war in Good Ol' Germany um 1980 nicht so arg weit verbreitet. Neben dem Schreiber und dessen eiserenen Kameraden sowie jenem "Ganz-ganz-bösen-die-gesamte-Menschheit-bedrohenden-Rocker-Club" [I-Modus aus] gab es nicht viel andere zu verzeichnen - und so machten in Dortmund ein paar zünftige Kerle das damalige deutsche Rebel Flag Dutzend endlich voll...! :-)
Voll ist zuletzt auch die zu vergebende Punktzahl.
Bemerkenswerte Scheibe. Pflichtkauf für alle Southern und Country Rocker!
Format: 4:3, Region: 0, FSK: 0!
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Christian "Grisu" Gerecht, 13.06.2012

 

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