IV, Yep Roc Records, 2008 | ||||
Dave Wilson | Vocals, Guitar, Harmonica | |||
John Teer | Vocals, Fiddle, Mandolin, Viola | |||
Greg Readling | Vocals, Piano, Pedal Steel, Standup Bass | |||
Chandler Holt | Vocals, Banjo, Guitar | |||
Caitlin Cary | Harmony Vocals | |||
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01. Chip Of A Star | 08. Clear Blue Sky | |||
02. The Carolinian | 09. She | |||
03. Let It Rock | 10. Whipping Boy | |||
04. One More Minute | 11. Paige | |||
05. Birmingham Jail | 12. Country Boy/City Boy | |||
06. Sweet Eviction | 13. Thanks | |||
07. I Got Worry | ||||
"Wir haben mit der Band angefangen, um rumzuhängen und Bier zu trinken. So langsam wandelt sich das Ganze zu einer ausgewachsenen Karriere." Dieses Statement aus Band-Kreisen ringt dem Leser möglicherweise ein mitleidiges Lächeln ab, denn aus freudetrunkenem Spaß wird nun anscheinend geschäftsmäßiger Ernst. Die armen CHATHAM COUNTY LINE-Jungs sollten einem aber nicht leid tun, denn wer so tolle Musik unter die Leute bringt, hat nichts anderes als Anerkennung samt florierender Karriere verdient. Vielleicht erspielen sich die Mannen um Sänger und Songschreiber Dave Wilson nun sogar ein paar harte Dollars und können mal in den Urlaub fahren . . .
CCL's viertes Studioalbum mit dem sinnigen Titel "IV" bewegt sich ganz offenkundig aus der angestammten Nische Bluegrass heraus (die CCLzuvor recht konsequent mit ihren Vorgängeralben besetzt hielten) und kokettiert zeitweilig mit zarten Pop-Anleihen, zumindest was die Stimmung, die Melodieführung und die Gesangsstrukturen angeht. Die Instrumentierung verkrallt sich aber nach wie vor im guten, alten Bluegrass-Genre, also wie üblich viel Fiddle, Mandoline und Banjo und Null Komma Null Schlagzeug. Doch es sei angemerkt, zumindest für absolute CCL-Nichtkenner, dass auch die neue Scheibe diesen typischen, zwingenden Groove vermittelt, den wohl nur auserlesene Könner wie CHATHAM COUNTY LINE so mühelos hinkriegen. Wer meint, durch CCL's exaktes, meisterhaftes instrumentales Können ginge eventuell etwas an Spontanietät, Leichtigkeit oder seelenvoller Dringlichkeit verloren, der sieht sich schief gewickelt. Nach wie vor steht hier der Spaß an der Freude deutlich im Vordergrund.
Deutlichen Anteil daran hatte wohl auch North Carolina Kultfigur, Musiker und Produzent in Personalunion: Chris Stamey. Der alte Haudegen nahm sich nach CCL's 2005er-Album "Route 23" nun zum wiederholten Male der Jungs an und brachte seine jahrzehntelange Erfahrung im Business und vor allen Dingen seinen sehr weiten musikalischen Horizont ein, um die Jungs aus der Reserve zu locken. CCL's Ansatz, dieses Mal ein etwas anderes Album zu produzieren, gelingt mit Stameys Hilfe recht eindrücklich. Auf weitere personelle Unterstützung verzichten die Jungs allerdings konsequenterweise, denn bis auf die ebenfalls aus North Carolina stammende ex-WHISKEYTOWN-Sängerin und nun auch als Soloartistin agierende Caitlin Cary gesellt sich niemand in die intime Bandatmosphäre. Einzelne Songs hervorzuheben fällt schwer, denn "IV" überzeugt auf der ganzen Linie als kompaktes, rundes und ausgewogenes Werk, das keinen Vergleich zu scheuen braucht und sowohl Bluegrass-Puristen als auch allgemein Americana-Interessierte mit seiner überzeugenden Musikalität für sich einnehmen sollte.