Cheap Trick

Rockford

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 18.02.2007
Jahr: 2006

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Redakteur(e):

Jürgen Ruland


Rockford, Big3 Records/SPV, 2006
Robin Zander Vocals & Guitar
Bun E. Carlos Drums & Background Vocals
Rick Nielsen Guitars & Background Vocals
Tom Petersson Bass & Background Vocals
Produziert von: Cheap Trick, Linda Perry (Perfect Stranger) Länge: 41 Min 22 Sek Medium: CD
1. Welcome To The World7. Give It Away
2. Perfect Stranger8. One More
3. If It Takes A Lifetime9. Every Night And Every Night
4. Come On Come On Come On10. Dream The Night Away
5. O Claire11. All Those Years
6. This Time You Got It12. Decaf

In den späten Sechzigern gründeten in Rockford im US-amerikanischen Bundesstaat Illinois zwei aufstrebende Jungmusiker namens Rick Nielsen (Gitarre, Background Vocals) und Tom Petersson (Bass, Background Vocals) eine gemeinsame Gruppe namens GRIM REAPER. Bis zum Jahre 1969 hatte sich der Bandname in FUSE geändert und ein erstes Album erschien. Die Gruppe durchlief anschließend eine Phase diverser Line-Up-Wechsel, bis man schließlich 1972 beim Name CHEAP TRICK hängen blieb. Inzwischen spielten ein gewisser Robin Zander (Vocals, Gitarre) und der Schlagzeuger Bun E. Carlos (ebenfalls Background Vocals) in der Band.
CHEAP TRICKs Debut-Album (1977) wurde von Jack Douglas produziert, der sich zuvor mit Alben wie "Toys In The Attic" (1975) oder "Rocks" (1976) als Knöpfchendreher bei den seinerzeit mega-erfolgreichen AEROSMITH einen Namen machen konnte. "Cheap Trick" verkaufte auf Anhieb allein in den USA über 150.000 Einheiten und erhielt in Japan sogar eine Gold-Auszeichnung. Im gleichen Jahr folgte die LP "In Colour" und bereits 1978 erschien mit "Heaven Tonight" das dritte Album einer Band, deren Musik häufig als Metal-Pop, Power-Pop, Spaß-Rock oder schlichtweg Rock mit poppigen Einflüssen bezeichnet wurde.
Als wiederum nur kurze Zeit später mit "At Budokan" der gelungene Versuch unternommen wurde, die mitreißende "Gute Laune"-Atmosphäre in die heimischen Wohnzimmer zu transportieren, hatten CHEAP TRICK ihren Durchbruch geschafft. In den USA hielt sich die Scheibe über ein Jahr in den Charts und verkaufte sich über 3 Millionen mal. In vielen anderen Ländern anfangs nur als überteuerter Import erhältlich, kam es aufgrund der hohen Nachfrage schließlich nahezu weltweit zu einer regulären Veröffentlichung. Mit der Single-Auskopplung I Want You To Want Me veröffentlichte man einen absoluten Gassenhauer, welcher bis heute auf keiner Rock-Party fehlen darf.
CHEAP TRICK hatten es geschafft. Mit Shows, die sich als erdig, witzig und gleichzeitig spontan bezeichnen ließen, erreichten sie sowohl Fans der Hard'n'Heavy-Schiene als auch mehr den poppigeren Tönen zugeneigte Konsumenten. Rick Nielsen erwies sich inzwischen nicht nur als ausgezeichneter Songwriter, sondern auch als regelrechter Entertainer, der zumeist in Klamotten mit Karomustern gekleidet von einem Podest herunter seine Soli spielte. Die fehlende zweite Gitarre wurde durch Tom Peterssons zwölfsaitigen Bass ersetzt, der sein Langholz wie eine Rhythmusgitarre wummern ließ.
Tom Werman (u.a. Ted Nugent, MOLLY HATCHET, MÖTLEY CRÜE) produzierte die folgende Studio-LP "Dream Police" (1979). Die gleichnamige Single erwies sich erneut als Meilenstein dieser heute auch unter "Melodic Rock" einzuordnenden Musik. Danach ging es allmählich bergab.
Für "All Shook Up" (1980) heuerte man den legendären Produzenten der BEATLES, George Martin, an und nahm in dessen Studios in London und Montserrat eine Scheibe auf, die sich verstärkt in Richtung "Pop" bewegte und deren Songs nicht unerwartet für einige frühe Anhänger der Gruppe einen zu großen Touch der Fab Four enthielten.
Nachdem Tom Petersson die Gruppe verlassen hatte, um eine Solo-Karriere anzusteuern, heuerten CHEAP TRICK mit Pete Comita einen Ersatzmann an, dessen Mitgliedschaft nicht einmal bis zum nächsten Album "One On One" (1982) währte. Unter der Regie von QUEEN-Producer Roy Thomas Baker spielte man mit dem neuen Bassisten Jon Brant ein Werk ein, das nicht mehr an die vorherigen Erfolge anknüpfen konnte. Die Band, welche einst vom Rolling Stone-Magazin für ihren "enthusiastischen und humorvollen Power-Rock" gelobt und der vom Melody Maker ein "beachtlicher Unterhaltungswert" attestiert wurde, sackte mit den vergleichsweise schwachen Alben "Standing On The Edge" (1985) und "The Doctor" (1986) immer weiter in der Käufergunst ab.
1988 kehrte Petersson nach fehlgeschlagener Solo-Karriere wieder zurück und prompt landeten CHEAP TRICK mit dem Platin-Werk "Lap Of Luxury" und der darauf enthaltenen Nummer-1-Ballade The Flame wieder in den oberen Regionen der Charts. Anschließend jedoch schlichen sich eine ganze Reihe von Ungereimtheiten ein. Es kam zu Problemen mit der Plattenfirma, die ohne Einverständnis der Gruppe billige Compilations veröffentlichte. Sowohl innerhalb als auch im Verhältnis zum Label traten vermehrt Spannungen auf, bis man schließlich 1998 das eigene Label "Cheap Trick Unlimited" gründete. In Deutschland verschwanden CHEAP TRICK nahezu in der Versenkung, das letzte Studio-Album "Special One" erschien hierzulande nicht einmal mehr offiziell.
Im Jahr 2003 schloss die Gruppe ihr eigenes Label ans "Big 3-Entertainment" an und gab damit einige geschäftliche Belange in neue Hände, um sich mit voller Konzentration den musikalischen Belangen widmen zu können.
Im Juni 2006 fand die deutsche Veröffentlichung von "Rockford" über SPV statt. In der Urbesetzung Nielsen, Zander, Petersson und Carlos hatten die vier Amerikaner, welche auf zahllose Tourneen und 40 goldene Schallplatten zurückblicken können, ein Album eingespielt, auf dem sie ihre traditionellen Stärken mit frischer Spielfreude verbinden konnten.

Ehrlich gesagt, CHEAP TRICK waren für mich Geschichte. Als ich neulich die Compilation "Melodic Rock Of The 21st Century" (ZYX Records) zur Besprechung erhielt, stieß ich beim Durchhören auf den Track Perfect Stranger und war schlichtweg begeistert. Selten zuvor hat mich ein Song auf Anhieb so beeindruckt. Mit einer unvergesslichen Melodie gesegnet und eingängig, ohne auch nur ansatzweise simpel zu wirken, besitzt die Band mit Perfect Stranger endlich wieder absolute Qualitäten zum Evergreen. In den Vereinigten Staaten von allen wichtigen Radiostationen zu Recht rauf und runter gedudelt, fristete die Single nicht unerwartet ansonsten im Rest der Welt ein eher bescheidenes Dasein. Unbegreiflich, denn eine dermaßen gelungene Rock-Single, die vor Drive nur so strotzt und nebenbei über eine spitzenmäßige Hookline verfügt, besitzt regelrechten Seltenheitswert.
Mit ihrem aktuellen Werk haben CHEAP TRICK einen Knaller gezündet, der vor Spielfreude regelrecht zu explodieren scheint. Eine Band voller Spielfreude zeigt im fortgeschrittenen Alter den jüngeren Kollegen, wo der Hammer hängt. Klar sorgten WEEZER mit ihrem selbstbetitelten Album (2001) oder GREEN DAY drei Jahre später mit dem Multi-Millionen-Seller "American Idiot" für absolute Highlights dieser Art von Musik, doch CHEAP TRICKs Songs strahlen weniger Single-Charakter aus. In ihrem Fall hat man es mit einem kompakten Album zu tun, wie es in dieser Form eine absolute Rarität darstellt. Alleine Robin Zanders ernorm wandlungsfähige Vocals eröffnen der Gruppe ein größeres Spektrum als den meisten ihrer Konkurrenten.

Mit Welcome To The World geht es sofort knackig in die Vollen. Bun E. Carlos soll doch angeblich zwei Päckchen Zigaretten pro Tag verqualmen. Was hat man dem Mann gegeben, dass er so heftig die Trommelstöcke schwingt? Bereits beim ersten Track macht sich die gute Laune die das Album verbreitet breit und die satte Produktion überrascht. Peterssons gnadenlose Bassläufe durchziehen ein Album, das mit erstaunlich wenigen Gitarrensoli auskommt. Stattdessen sorgt ein erstklassiges Songwriting für unsterbliche Melodien ohne Ende. Wie soll ich sagen: Melodieverliebter, eingängiger und durchaus stadiontauglicher Rock knallt da aus den Boxen. "Rockford", eine Hommage an ihre Heimatstadt in Illinois, macht regelrecht süchtig.
If It Takes A Lifetime besticht durch eine gewisse Coolness sowie die ausgefeilten Lead- und Background Vocals. Zander klingt zuweilen ein wenig nach Jeff Lynne (ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA) und plötzlich wieder nach BEATLES, der Mann ist das reinste Chamäleon. Das phantastische Arrangement lässt den Song herüber kommen, als spiele phasenweise ein großes Orchester.
Come On Come On Come On ist wieder dreckig und roh. Mr. Zander krächzt sich plötzlich die Seele aus dem Körper, Erinnerungen an alte Haudegen wie die FACES werden wach. Die ausgefeilten Backing Vocals setzen erneut Akzente, von denen die Konkurrenz träumt. Ein purer Rocker!
John Lennon ... nee, Robin Zander. O Claire erinnert so sehr an die Fab Four, ich würde es auch als vergessenes Demo abnehmen. Ist es aber nicht, laut den Credits haben es die Herren Rick Nielsen, Robin Zander, Tom Petersson und Bun E. Carlos verbrochen. Traumhafte Melodie, man schwelgt mittels der geschickt eingebauten Streicher-ähnlichen Klangelemente auf Wolke siebenundsiebzig.
This Time You Got It ist unübertroffener Good-Time-Rock. Da schunkelt das Haus, da tanzt der Bär. Zander singt wieder göttlich, unterstützt von seinen Kollegen, und ein herrlich grooviger Bass macht aus einem eher kleinen Song ein regelrechtes Juwel.
Weiter im Text. Give It Away rockt weiterhin, aber man drückt hier noch mehr aufs Gaspedal. Joa mei, dös rockt... i glaubs net (... so in etwa stellt sich ein Nordrhein-Westfale die Sprache südlich des Weißwurst-Äquators vor...). Rock'n'Roll pur mit erneut einer Melodie wie gemalt (... kann man Melodien malen? Sch... , ihr wisst schon was ich meine ...). Äh... Rock'n'Roll, auch wenn wir das schon hatten.
CHEAP TRICK goes freaky? Ein bisserl, über die ungewöhnlich arrangierten Vocals würde sich Frank Zappa bei One More vielleicht gefreut haben. Rick Nielsen zeigt hier übrigens, dass er nicht nur einen überirdischen Sinn für Melodien zu haben scheint. Der Mann versteht es durchaus, richtig tolle Soli abzuliefern.
Spaß-Rock in melancholischer Form (... geht das? Es geht!) von Every Night And Every Day brettert einem als nächstes entgegen. Ich wiederhole mich... unwiderstehliche Melodien ohne Ende. Eingebettet in einem ebenso phantastischen erdigen Sound, irgendwo nicht von dieser Welt.
Dream The Night Away ist Gitarren, Gitarren, Gitarren und Vocals, Vocals, Vocals. Anhören, klingt wie eine harte Variante der BYRDS.
All Those Years besticht durch herrlich scheppernde Klampfen, die relaxt einen überirdischen Robin Zander unterstützen, und hier übrigens ein Mr. Nielsen mit einem zwar kurzen, aber prägnanten Solo. Great stuff, indeed.
Decaf beginnt etwas strange, aber keine Bange, hier geht's noch mal in Richtung Hardrock'n'Roll. Ausgefeilte Backing-Vocals, eine schreiende Sologitarre, ein plötzlich brutal klingender Sänger, so was gibt natürlich keine Single ab. Aber den weiteren Bestandteil eines astreinen Albums!

Fazit: Für meinereiner stellt "Rockford" ab sofort einen Bestandteil in der ewigen persönlichen Bestenliste dar!!!

Jürgen Ruland, 18.02.2007

 

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