Cheap Wine

Faces

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 25.11.2019
Jahr: 2019
Stil: Rock
Spiellänge: 39:43
Produzent: Cheap Wine

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Plattenfirma: Cheap Wine Records


Redakteur(e):

Epi Schmidt


s. weitere Künstler zum Review:

Mando Diao

Titel
01. Made To Fly
02. Head In The Clouds
03. The Swan And The Crow
04. The Great Puppet Show
05. Faces
 
06. Misfit
07. Princess
08. Disguise
09. New Ground
Musiker Instrument
Marco Diamantini Vocals
Michele Diamantini Electric and Acoustic Guitar
Alan Giannini Drums, Percussion
Andrea Giaro Bass
Alessio Raffaeli Piano, Keyboards
Additional Player:
Chiara Cecchini Flute

“Well, we all have a face, that we hide away forever and we take them out and show ourselves when everyone has gone“, singt Billy Joel in The Stranger von seinem gleichnamigen Album. “Faces“ - Gesichter – gehören zu den faszinierendsten Dingen, die man betrachten kann. In besagtem Song heißt es weiter: “some are satin, some are steel, some are silk and some are leather, they're  the faces of a stranger but we'd love to try 'em on“.

“Gesichter“ erzählen Geschichten, ganz ohne Worte. Wahrscheinlich gäbe Marco Diamantini auch einen ganz prima Maler ab, denn auch auf dem mittlerweile 13. Album (!) seiner Band CHEAP WINE präsentiert er sich wieder als herausragender Geschichtenerzähler. Naturgemäß erreichen uns diese in musikalischer Form, aber, wie gesagt, seine “Farbpalette“ ist groß und Bilder entstehen so eben in den Köpfen der Zuhörer.

Sein Bruder Michele Diamantini hat einige der Songs auf dem neuen Album mitgeschrieben. So auch Made To Fly, welches er gleich mit einem treibenden Rhythmus eröffnet. Noch bevor Marco zu singen beginnt, streut Alessio Raffaeli ein paar dieser  kurzen, melancholischen Klavertöne ein, die schon zu einer Art Markenzeichen von CHEAP WINE geworden sind.  Marco zeichnet (malt?) ein düsteres Zukunftsszenario – oder ist es schon die Gegenwart? - , welches seinen Bruder zu einem wilden, grellen Gitarrensolo treibt, welches den hypnotischen Charakter des Stückes noch verstärkt. Stellenweise muss ich hier an MANDO DIAO denken.

Wenn man “zum Fliegen gemacht“ ist, dann hat man natürlich häufig sein Head In The Clouds, aber diese italienischen “Gesichter“ sind nicht dafür gemacht, den Kopf nur ein bisschen über die Wolken zu heben. Nein, die fliegen höher und suchen den Kontakt zur Sonne. Selbst auf die Gefahr, zu erblinden. Wieder ist es Michele Diamantini, der mit interessanten, vibrierenden Gitarrensounds die Dynamik des Songs bestimmt und ihn höher und höher treibt.

Überhaupt scheint mir der Gitarrist auf diesem Album sehr dominant und lässt, gerade auch den Keyboards von Raffaeli wenig Raum, die dieser aber äußerst geschickt zu nutzen weiß. Wie in The Swan And The Crow,  in dem er einen wundervollen Klangteppich und die folkige Gitarre legt. Irgendwo zwischen den DOORS und U2 flirrt der Song hin und her.

The Great Puppet Show startet wieder mit antreibenden Gitarrenriffs und könnte sich zum Hit mausern, könnten sich die Italiener überwinden, etwas ihrer Melancholie hinter sich zu lassen. Doch dann wären sie nicht mehr CHEAP WINE und würden uns nicht mehr mit solch bittersüßen Rockern erfreuen. Auch hier klingt ganz viel U2 durch.

Beim Titelsong Faces kann man – so man mag – die SISTERS OF MERCY winkend am Straßenrand stehen sehen und sich erneut daran erfreuen, wie die Gitarre sich hier in neue Sphären schraubt. Man darf sich, denke ich, schon jetzt freuen, diese Songs live zu hören. So man denn die Gelegenheit hat. Viel zu selten sieht man die Band in unseren Breiten.

Auch Misfit hat das Zeug, sich für längere Zeit im Gehörgang festzusetzen. “I'm a grown man, with a wild child brain“, singt Marco Diamantini und die Band setzt das in herrliche Klangwelten um. Mir gefallen besonders die Gitarrensounds, aber insgesamt ist hier sehr stimmig produziert. Nicht nur diese Nummer sollte man ordentlich laut hören. Folkig-psychedelisch verzaubert die Princess den Hörer und erneut erweist sich Marco als wundervoller Storyteller. Ich fühl mich da stellenweise an die Kooperation von Elliott Murphy und Olivier Durand erinnert. Auch dieser Song wird einen ganz lange begleiten.

Wer es mal etwas rock'n'rolliger braucht, für den rockt Disguise dann mit heftigen Riffs, direkt beschwingt und lockt unmissverständlich auf die Tanzfläche. Keine Chance, bei dem Song still zu sitzen.

Dafür schwelgt die Band zum finalen New Ground noch einmal ausgiebig in Klang- und Bildmalereien . “Well, I can't stand all those lies, and those who can't look me in the eye“, singt Marco und schlägt damit – eher unabsichtlich – wieder eine Brücke zum 2012er Album “Based On Lies“.

Mit “Faces“ ist CHEAP WINE wieder ein ganz starkes Album gelungen und das ganz ohne Unterstützung einer großen Plattenfirma. Das, wie die Tatsache, sich so lange – ohne Abnutzungserscheinungen – auf hohem Level  halten  zu können, nötigt jeden Respekt ab.

 

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