Chicago

At Carnegie Hall

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 22.10.2005
Jahr: 2005

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Redakteur(e):

Frank Ipach


Chicago
At Carnegie Hall, Rhino Records, 2005 (1971)
Terry Kath Vocals, Guitars
Peter Cetera Vocals, Bass
Robert Lamm Vocals, Organ, Piano
Danny Seraphine Drums
Lee Loughnane, Walt Parazaider, James Pankow Horns
Produziert von: Jim Guercio Länge: ca. 300 Min Medium: CD
CD 1:
1. In The Country5. South California Purples
2. Fancy Colours6. Questions 67 and 68
3. Does Anybody Really Know... (Intro)7. Sing A Mean Tune Kid
4. Does Anybody Really Know...8. Beginnings
CD 2:
1. 1st Movement8. Lowdown
2. 2nd Movement9. Flight 602
3. 3rd Movement10. Motorboat To Mars
4. 4th Movement11. Free
5. 5th Movement12. Where Do We Go From Here
6. Introduction13. I Don't Want Your Money
7. Mother
CD 3:
1. Happy Cause I'm Going Home 7. To Be Free
2. Make Me Smile8. Now More Than Ever
3. So Much To Say, So Much To Give9. A Song For Richard And His Friends
4. Anxiety's Moment10. 25 Or 6 To 4
5. West Virginia Fantasies11. I'm A Man
6. Colour My World
CD 4:
1. Listen5. Free Form Intro (Naseltones)
2. Introduction6. Sing A Mean Tune Kid
3. South California Purples7. An Hour In The Shower
4. Loneliness Is Just A Word8. 25 Or 6 To 4

"Wie kommt man in die Carnegie Hall?" - "Üben, üben, üben". Diese Musikeranekdote nahmen sich die Jungs von CHICAGO wohl zu Herzen, denn geübt haben die Herrschaften der CHICAGO TRANSIT AUTHORITY sicherlich ausreichend. Produzent und Manager Jim Guercio steckte sie anfänglich (1967) kurzerhand monatelang in den Probenraum und schickte sie anschliessend pausenlos auf Tour durch zahlreiche Clubs und Hallen quer durch Amerika. Und CHICAGO spielten sich zwischen 1969 und 1971 regelrecht den Arsch ab und erreichten mit ihren ersten drei Alben bzw. Doppelalben schliesslich eine U.S.-weite Reputation und Plattenumsätze von denen manche Konkurrenten nur träumen konnten.
Den Schritt in die ruhmreiche, zuvor nur klassischen Musikern zugängliche Carnegie Hall in New York City wagte die 7-köpfige Rock Formation letzlich im April 1971. Sie hatten sich vorgenommen diese ehrwürdige Halle eine ganze Woche lang auszuverkaufen.
Die zugegebenermassen recht wagemutige Idee, davon gleich ein 4-LP-Set zu veröffentlichen, stiess bei den Allgewaltigen von Columbia Records zunächst auf Unverständnis und führte zu der kopfschüttelnden Aussage: 'Who the hell do these guys think they are, THE BEATLES?'
Nach zähem Ringen um die finanziellen Unwägbarkeiten eines solchen Projekts und haarsträubenden finanziellen Zugeständnissen seitens der Musiker (die fest an dieses Projekt glaubten), liessen sich die Bosse hinreissen, dieses Unternehmen 'Carnegie Hall' anzugehen.
Zum Glück, kann man da nur konstatieren, denn diese nun vorliegende legendäre und frisch remasterte Konzertaufzeichnung aus dem Jahre 1971 ergänzt die seinerzeit veröffentlichte und immens erfolgreiche 4-LP-Box (mehr als 1 Million verkaufter Einheiten) um eine zusätzliche CD mit unveröffentlichten 'alternative takes', die es in sich haben. Belief sich der damalige Output schon auf knapp drei Stunden Musik, haben wir es heute mit knapp vier Stunden feinster Live-Energie zu tun.

Natürlich haben wir es hier mit der Urformation dieser Truppe zu tun. Also auch mit dem später (Mitte der Achtziger) ausgestiegenem Peter Cetera und dem 1978 beim Russisch Roulette zu Tode gekommenen Terry Kath, der mit seinem virtuosen Gitarrenstil und seiner raspelig angesoulten Baritonstimme einerseits und als reger Komponist und Autor andererseits CHICAGO entscheidend mitprägte und ihnen oft die nötige Rock/Blues-Erdung jenseits ihrer jazzigen Ausflüge verlieh.
Wer von den Nachgeborenen glaubt, diese 1971-er CHICAGO-Inkarnation sei auch nur im geringsten mit der seit If you leave me now (Sommer 1977) als Weichspüler-Mainstream-Combo verrufenen Truppe zu vergleichen, der ist aber total schief gewickelt. CHICAGO kochen hier auf dermaßen heisser Flamme, dass man sich während dieser fast vierstündigen Reise durch ihr damaliges Oeuvre vorkommt, als sei man durch ein Zeitloch in die Carnegie Hall gefallen, um die sieben Herrschaften dort oben auf der Bühne leibhaftig vor sich zu sehen. Diese 4 CDs strotzen vor mittreissender Energie und bieten zudem einen Sound, der, verglichen mit den doch recht mulmig klingenden Studioaufnahmen (Chicago 1-3), einer Offenbarung gleichkommt. Klar, druckvoll und souverän nachbearbeitet von David Donelly, unter der Aufsicht des alten CHICAGO-Trompeters Lee Loughnane.

Der auch schon zuvor auf den Studio-Alben wahrzunehmende Hang der Band, sich ausufernden und komplexen Kompositionen hinzugeben, in denen sich die Musiker als profunde Virtuosen beweisen können, findet hier in manchen Tracks seinen siedenden Höhepunkt. Terry Kath z.B. macht aus dem 15-minütigen South California Purples einen bluesgetränkten Exkurs in die weite Jam-Welt, der in mancherlei Hinsicht der brodelnden Hitze einer ALLMAN BROTHERS BAND oder der Intensität der alten CREAM nahekommt. Zum Wegfliegen!! Wohl denen, die damals mit dabei sein durften.
Natürlich kommen alle Instrumentalisten reichlich dazu, sich zu profilieren. Doch Terry Kath hinterlässt mit seinem fulminanten Saiten-Feuerwerk einen tiefen und bleibenden Eindruck und erinnert nicht zuletzt daran, dass er sicher zu den ganz Grossen seines Genres gezählt werden muss.
Was den Unterhaltungswert dieser 4 CDs natürlich ebenfalls steigert, ist die Verteilung der Lead-Vocals auf drei Kehlen. Die so unterschiedlich gearteteten Sänger Cetera, Lamm und Kath begeistern im Live-Kontext ebenso nachhaltig wie auf den diversen Studioproduktionen ihrer Frühphase.
Über die Bläser brauchen wir wohl kein Wort zu verlieren... unverkennbarer Ton, CHICAGO-Trademark eben.

Was gibt es sonst noch zu berichten? Diese 4-CD-Box kommt in schmucker Aufmachung daher, bringt mit den beigefügten zwei Reproduktionen der damals der Vinyl-Ausgabe innewohnenden Poster eine schöne Erinnerung an die alte Original-Box. Und bietet mit einem 35-Seiten starken Booklet samt toller Fotos, auch einen gelungenen schriftlichen Rückblick von Don Heckman auf die Entstehungsgeschichte dieses ambitionierten Carnegie-Projekts.
Trotz des etwas zu hohen Preises darf diese Box wohl durchaus empfohlen werden (Weihnachten steht ja vor der Tür). Eine wirklich mit-und hinreissende Zeitreise in eine vor Musikalität strotzende Konzertwoche im April 1971. Ich bin tief beeindruckt.

Frank Ipach, 22.10.2005

 

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