Chick Corea

The Montreux Years

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 21.09.2022
Jahr: 2022
Stil: Jazz
Spiellänge: 74:10
Produzent: Fraser Kennedy

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Plattenfirma: BMG

Promotion: Netinfect


Redakteur(e):

Marc Langels


s. weitere Künstler zum Review:

Miles Davis

Chick Corea Elektric Band

Titel
01. Fingerprints
02. Bud Powell
03. Quartet No. 2 (Pt. 1)
04. Interlude
 
05. Who's Inside The Piano?
06. Dignity
07. America (Continents Pt. 4)
08. New Waltz
Musiker Instrument
Chick Corea Klavier & Keyboards
Avishai Cohen, John Patitucci, Hans Glawischnig & Christian McBride Bass
Tom Brechtlein, Gary Novak, Jeff Ballard, Dave Weckl, Marcus Gilmore & Roy Haynes Schlagzeug
Bob Berg, Kenny Garrett & Tim Garland Saxophon
Tim Garland Flöte
Frank Gambale Gitarre
Bavarian Chamber Philharmonic Orchestra Streicher & Bläser

Armando Anthony – kurz Chick – Corea war einer der legendärsten Musiker seiner Zeit. Seit 1966 war er – neben seinen Engagements bei anderen Größen wie Miles Davis und Stan Getz – als Solist oder Leader seiner eigenen Bands aktiv und gehört zu den Gründervätern des Jazzrock. Ein Mann mit seinem musikalischem Renommee war natürlich auf den (Jazz-)Festivals überall auf der Welt ein gern gesehener Gast – nicht zuletzt bei dem Montreux Jazz Festival, wo er 1972 als Teil des Stan Getz Quartet erstmals auftrat und anschließend immer wieder zurückkehrte, weshalb ihm nun unter dem Banner “The Montreux Years“ musikalisch Tribut gezollt wird.

Dabei sind die Kuratoren dieser Sammlung aber nicht einfach hingegangen und haben sich die „Hits“ oder Fan-Favoriten herausgesucht, sondern vielmehr ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, die große musikalische und instrumentale Bandbreite des Künstlers auf einem Album vor Augen zu führen. Denn in seinen fast 60 Jahren als „Recording Artist“ durchlief Corea mehrere musikalische Wandlungen, die sich in seinem Spiel, der Auswahl der Instrumente (Flügel oder Keyboards) oder aber in der Wahl seiner Mitstreiter (kleine Trio-Besetzung über die komplette Band bis hin zum Orchester) ausdrückten. Dies alles ist auf “The Montreux Years“ zu finden.

Den Auftakt macht dabei das wundervolle Fingerprints aus dem Jahr 2001. Aufgenommen in der New Trio-Besetzung mit dem israelischen Bassisten Avishai Cohen und Schlagzeuger Jeff Ballard beginnt die Nummer bereits furios und voller Groove und Swing. Coreas Finger tanzen nur so über die Elfenbein-Tasten, löst sich von der formellen Vorgabe der Melodie für einige Minuten um in wilde Läufe oder Akkord-Kaskaden abzuschweifen, um dann wieder zum ursprünglichen Motiv zurückzukehren. Aber anschließend lässt er dann auch Ballard mit längeren Solo-Spots ins Rampenlicht treten. Diese Version von Fingerprints ist voller Dynamik und atemberaubender instrumentaler Klasse, bei der Cohen zwar immer im Hintergrund agiert, aber auch stellenweise sein meisterhaftes Können hörbar aufblitzen lässt.

Photo Credit by Georges Braunschweig

Mit dem folgenden Bud Powell verbeugt sich Corea mit seiner FREEDOM BAND im Jahr 2010 vor einem seiner großen musikalischen Vorbilder. In fast 14 Minuten faszinieren die vier Musiker – neben Corea sind noch Kenny Garrett am Saxophon sowie den sensationellen Christian McBride am Bass und Roy Haynes am Schlagzeug zu hören – mit einer nur noch als traumwandlerischen Leichtigkeit zu beschreibenden Musikalität, die den Song mit ihren zahlreichen Improvisationen von einem instrumentalen Highlight zum nächsten transportiert.

Das anschließende Quartet No. 2 (Pt.1) ist – ganz entgegen dem Titel von einem Trio zusammen mit seinem „Stamm-Bassisten“ John Patitucci und Tom Brechtlein an den Drums eingespielt worden. Hier hört man viel von Coreas Faszination für klassische Musik in seinem Spiel durchscheinen, insbesondere zu Beginn wenn Corea seine Sensibilität und Verträumtheit an den Tag legt, die stark kontrastiert zu dem feurigen Spiel und doch ganz hervorragend harmoniert. Coreas humorvolle Seite zeigt sich in dem Stück Interlude, das er mit seiner ELEKTRIC BAND im Jahr 2004 performte und bei dem er die Zuschauer im Casino Barriére dazu brachte die Keyboard-Melodie wie in einem „Frage-und-Antwort“-Teil immer wieder nachzusingen. Daran hatten offensichtlich beide Seiten große Freude. Und auch wenn der Song Who’s Inside The Piano beim Auftritt des Chick Corea Quartet 2004 aufgenommen wurde, so kann man hier doch einzig und allein Corea in all seinem Facettenreichtum hören.

Der Song Dignity ist nicht nur Coreas Mutter gewidmet, sondern kehrt besetzungstechnisch auch zurück zum Anfang der Scheibe. Doch dieses Mal ist es insbesondere Cohen, der neben dem Meister musikalische Akzente mit seinem akzentuierten und melodiösem Spiel setzen darf. Im krassen Kontrast dazu steht dann in der Folge America (Continents Pt. 4), für das Corea nicht nur die Unterstützung von Tim Garland an Saxophon und Flöte, Marcus Gilore am Schlagzeug und Hans Glawischnig am Bass bekam, sondern auch noch vom Bayerischen Kammer Philharmonie Orchester begleitet wurde. Zusammen erschaffen sie ein musikalisches Kaleidoskop und schöpfen die Möglichkeiten der ihnen zur Verfügung stehenden Klangfarben weidlich aus.

Zum Abschluss gibt es dann noch ein klassisches „Highlight“ dieser Aufnahmen, der New Waltz, den Corea zusammen mit John Patitucci, Saxophonist Bob Berg und Schlagzeuger Gary Novak in alles andere verwandelt, aber keinen Walzer. Vielmehr entspinnt sich eine hochklassige, facetten- und improvisationsreiche Lehrstunde (auch wenn es „nur“ 14 Minuten sind) dafür, wie man als Quartett zusammenspielt und sich dabei auch gegenseitig ergänzt. Dabei wird sowohl das Zusammenspiel als auch das jeweilige Solospiel gleichermaßen in den Vordergrund gestellt und zelebriert.

Diese Zusammenstellung erweist einem der großen Meister des Jazz-Pianos auf eine sehr würdige Art und Weise den Respekt, der Chick Corea gebührt. Hier werden zahlreiche seiner musikalischen Ansätze gebührend und vor allen Dingen auch passend zusammengebracht und einige der Highlights seines Spiels präsentiert. Der Klang der Aufnahme wird den Leistungen der Musiker absolut gerecht und lässt ihr Spiel in all seine Nuancen gut hörbar werden. “The Montreux Years“ ist ein wahrlicher Hochgenuss für jeden Jazz-Freund und für Corea-Fans sowieso.

 

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