Chloe Charles

Break The Balance

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 23.12.2012
Jahr: 2012
Stil: Singer-Songwriter

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Redakteur(e):

Steffen Frahm


Chloe Charles
Break The Balance, Make My Day Records, 2012
Chloe CharlesClassical Guitar
Davide SantiGuitar
Amahl ArluanandanCello
Kelly LefaiveViolin
Justin CraigDrums
Andrew MullinDrums, Harmony Vocals
Sam McLellanBass
Neil WhitfordElectrical Guitar
Matt DuncanGuitar
Gordon HylandKorg
Aly TadrosHarmony Vocals
Produziert von: Andrew Mulin & Duane Lundy Länge: 42 Min 00 Sek Medium: CD
01. Business07. Captive
02. Find Her Way08. Plastic Life-Vignette
03. Tarot09. Break The Balance
04. My Child10. Amulet
05. Refrain From Fire11. Nottingham
06. Soldier12. Let's Get Naked

"Don't judge a book by its cover", heisst es immer, aber 1. ist das Cover meist das erste, was man wahrnimmt (ausser man kennt CDs nur als krakelig beschriftete Rohlinge in fettigen Papiertäschchen),...und 2. DIESES COVER GEHT LEIDER GAR NICHT! Die aus Toronto stammende Singer/Songwriterin Chloe Charles ist ohne Frage eine schöne Frau, und das mit dem halbseitig schwarz geschminkten Gesicht geht als Illustration des Plattentitels schon in Ordnung, aber dieser türkis-bläuliche Hintergrund, dessen absolut Esoterik-Buchladen-kompatiblem Farbenspiel im Gatefold noch lila hinzugefügt wurde, lässt die ganze Sache billig und geschmacksverarmt aussehen. Was für Grafik-Genies waren da am Werk?
"Als Kind sass ich oft an dem kleinen Weiher im Wald und dachte mir Melodien zum Gesang der Frösche aus", zitiert dann auch noch das Presse-Info Frau Charles. Wer's glaubt, wird selig. Und falls es doch der Wahrheit entsprechen sollte, möchte man die CD erst recht zur Seite legen und statt dessen lieber Cat Power hören. Oder Joanna Newsom. Oder Leslie Feist. Oder Björk.

Björk?

Cloe Charles klingt nicht wie Björk, keinen Moment lang, auch wenn sie mit Björk (und den anderen eben genannten Chanteusen) verglichen wurde. Das misslungene Cover und die Froschmelodien-Anekdote mögen aber suggerieren, dass Chloe Charles, ähnlich wie Björk, einen an der Waffel hat und deswegen womöglich so elfig-spinnerte Popmusik mit künstlerischem Anspruch machen muss...Und genau so geht das Album auch los, wobei ich fairerweise einräumen muss, dass es bei weitem nicht so sonderbar wird wie vielleicht befürchtet: Trotzdem demonstriert das stop-and-go- shuffelnde Business erstmal den Willen zur Exaltiertheit und Charles' jubilierender Scat-Gesang geht mir schnell auf den Geist. Ihr an sich lobenswertes Bemühen um eigenes Profil artet zumindest bei diesem Stück in eitlen Individualismus ohne viel dahinter aus. Keine gute Wahl für einen Opener.

"Find Her Way" gefällt mir schon besser und um noch 2 neue Namen auf die Referenz-Liste zu setzen, erwähne ich mal Laura Gibson und Kate Nash. Deren zauberhafte Verstrahltheit erdet Chloe Charles mit hochgradig souveräner Beherrschung ihrer leicht angerauchten, gar nicht mal eindeutig schwarzen Stimme und einer eleganten Leichtigkeit in der Melodieführung. Ihr Folk-Picking auf der Akustischen ist dazu über jeden Zweifel erhaben, wobei ich mich frage, warum in den Credits von "Classical Guitar" die Rede ist. Das ist mir zu gediegen, aber solche Rand-Aspekte zu bekritteln ist sicher auch korinthenkackerig. Ich find's nur schade, denn das Album hat so starke, ausgegorene Momente, die die Frage aufwerfen, warum an anderen Stellen so ins Mehl gehauen wurde.

Refrain From Fire ist einer dieser starken Momente: Ein zunächst im wesentlichen von Charles' Gitarrenspiel und schemenhaft das Geschehen ausleuchtenden Streichern getragener, aufgewühlter, ruheloser Song mit unheilvollen Gospel-Geisterchören. "Say it ain't so" singt Chloe Charles beschwörend, klagend, im Hintergrund sie selbst als Chor, der die Titelzeile stark rhythmisiert wiederholt...Aber es ist zu spät, es gibt kein Zurück mehr, der Sog zieht Chloe Charles in die Selbstverbrennung, nachdem eine emotional hochintensive Beziehung/Affäre an ihrem Endpunkt angelangt ist. Und man glaubt ihr jedes Wort.
Bei Soldier muss man fast an Ninja Tunes Downbeat-Folk-Aussenseiter FINK denken, so sinnlich-honigfarben zerdehnt Charles die Vokale. Dazu spielen die Drums einen schweren Kopfnicker-Groove. Der Song ist ein einziger melancholischer Strom, bittersüss und selbstbewusst. Das ist der Stoff, aus dem grosse Soul-Sängerinnen erwachsen und eben hierin liegt Chloe Charles' Stärke. Das wird auch im Titelstück evident, wo sie ihrer Gitarre auch mal den einen oder anderen harschen Akzent entlockt. Bei diesem Song könnte man sich sie auch gut als Gastvokalistin bei MASSIVE ATTACK vorstellen: Ein langsamer, düsterer, INTENSIVER Torch Song, der die innere Kompliziertheit der Protagonistin fühlbar macht, aber eben ohne vordergründige Bescheuertness.

So wurde doch noch ein gutes Album draus. Ich werde Augen und Ohren offenhalten, um Chloe Charles' nächste Platte nicht zu verpassen. Wenn sie dann den Tüdelkram weglässt, sich ein paar fähige Lay-Outer engagiert und sich auf ihre Stärken konzentriert, könnte da was richtig Großes auf uns zukommen...

Steffen Frahm, 17.12.2012

 

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