Titel |
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01. 662 |
02. She Calls Me Kingfish |
03. Long Distance Woman |
04. Another Life Goes By |
05. Not Gonna Lie |
06. Too Young To Remember |
07. You're Already Gone |
08. My Bad |
09. That's All It Takes |
10. I Got To See You |
11. Your Time Is Gonna Come |
12. That's What You Do |
13. Something In The Dirt |
14. Rock & Roll |
Musiker | Instrument |
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Christone | Guitar, Vocals |
Tom Hambridge | Drums, Background Vocals, Chimes |
Kenny Greenberg | Guitar |
Bobb Britt | Guitar |
Glenn Worf | Bass |
Tommy MacDonald | Bass |
Marty Sammon | Piano, Hammond B3 Organ, Wurlitzer Piano |
Max Abrams | Saxophone |
Julio Diaz | Trumpet |
Als Alligator Records unlängst das 50. Firmenjubiläum mit einem 3-CD-Album feierte, war Christone Ingram, den man "Kingfish" nennt, noch nicht vertreten, aber, seit gewiss, bei der nächsten Jubiläums-Compilation wird der Kerl mit drauf sein. Manchmal "spürt" man es einfach, wenn einer mit Herz und Seele mit seiner Musik verbunden ist. Klar, da wurde schon was mit in die Waage geschaukelt: Geboren unweit von Clarksdale in Mississippi, entfernt verwandt mit der Country-Ikone Charley Pride (wir erinnern uns: "Der wilde, wilde Westen"...), hat zwar die Figur eines American Football-Prellbockes aber offensichtlich einer der interessantesten neuen Blues-Künstler. Bereits mit 22 hat er zahlreiche Blues Music Awards eingeheimst, wurde für einen Grammy nominiert und sein Debüt-Album, vor zwei Jahren, toppte die Billborad Blues Charts.
Unter der Regie von Tom Hambridge liefert er nun mit “662“, wie er sagt, ein weitaus persönlicheres Album, als das vorherige ab. Als Zeugnis davon könnte man das Album mit dem letzten Song starten, welcher hier als “Bonus Track“ ausgewiesen ist. Nur zur Akustikgitarre, mit einer beeindruckend charismatischen Stimme beginnt Rock & Roll und zieht einen unwillkürlich in seinen Bann. In seinem Verlauf steigert sich der Titel sachte und lässt Kingfish' gefühlvolles E-Gitarrenspiel hervor scheinen. Letztlich wird daraus ein Ohrwurm, den man umgehend nochmal hören möchte.
Los geht’s aber eigentlich mit dem Titeltrack. Einheimische wissen, dass 662 die Telefonvorwahl für die Gegend im Norden Mississippis ist, in dem der Junge wohnt. Auswärtige bekommen den Eindruck, dass es dort recht munter zugeht, denn der Song rockt und rollt äußerst ansprechend dahin und auch das folgende She Calls Me Kingfish hat viel Rock im Blues. Die Buddy Guy-Reminiszenz in dem ein oder anderen Lick dürfte der gemeinsamen Tour 2019 entsprungen sein.
Häufig greift man als Neuling ja auf die ein oder andere Coverversion zu, aber der Knabe hat offensichtlich einiges zu sagen und hat hier alle Songs (mit-) geschrieben. Ob der gewichtige Stampfer Long Distance Woman oder der Blues-Boogie My Bad, man fühlt sich umgehend wohl im Sound von “Kingfish“. Dabei muss auch der Beitrag seiner Mitstreiter gewürdigt werden, aber Ingram zieht immer die Aufmerksamkeit auf sich, wenn er in Aktion tritt. Nicht zuletzt in der rockigen Good-Time-Nummer I Got To See You.
Dabei wird’s durchaus auch mal ruhiger, nachdenklich-melancholisch, wie in You're Already Gone und dem bläser-untermalten Late-Night-Bar-Blues That's All It Takes. Da fällt das funkige Too Young To Remember eigentlich etwas aus dem Rahmen, aber, wie gesagt, dem Typ hört man einfach gern zu. Zumal sein Gitarrenspiel und -sound richtig klasse sind. Anscheinend kommt er ohne große Effekte aus und holt das überwiegend aus seinen Fingern. Wie es alle Blues-Größen machen. Das beste Beispiel dafür ist Something In The Dirt, wo er seine Fingerfertigkeit wie beiläufig aufblitzen lässt und sich einem klassischen Boogie hingibt. Macht einfach Spaß.
Ich kann hier beim besten Willen keinen Ausfall entdecken und lege das Album allen ans Herz, die im engeren und weiteren Sinn ein Blues-Feeling in sich verspüren. Dieser “Kingfish“ wird sehr bald ein Hecht im (Blues-) Karpfenteich sein.