Chuck Prophet Bobby Fuller Died For Your Sins, Yep Roc Records, 2017 |
Chuck Prophet | Vocals, Guitars | |||
James DePrato | Guitars | |||
Stephanie Finch | Keyboards, Vocals | |||
Kevin White | Bass, Vocals | |||
Vincente Rodriguez | Drums, Percussion, Vocals | |||
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01. Bobby Fuller Died For Your Sins | 08. In The Mausoleum | |||
02. Your Skin | 09. Rider Or The Train | |||
03. Open Up Your Heart | 10. If I Was Connie Britton | |||
04. Coming Out In Code | 11. Post-War Cinematic Dead Man Blues | |||
05. Killing Machine | 12. We Got Up And Played | |||
06. Bad Year For Rock'n'Roll | 13. Alex Nieto | |||
07. Jesus Was A Social Drinker | ||||
Hat Chuck Prophet jemals ein mittelmäßes oder gar schlechtes Album produziert? Eindeutige Antwort: Nein.
Wer sich die Mühe macht, Quatsch, wer sich der Freude hingibt, die mehr als ein Dutzend Alben des Kaliforniers zumindest teilweise noch einmal durchzuhören, wird unweigerlich zu dem Schluss kommen, dass der ehemalige GREEN ON RED Gitarrist aufgrund der lang anhaltenden hohen Qualität seiner Werke in die 1. Liga der Rockstars gehört. Kein Firlefanz, kein Glamour, keine Skandale. Lediglich bewundernswerte Hingabe und Leidenschaft für die Sache, gepaart mit dem unbeugsamen Willen die Essenz des Rock'n'Roll nicht zu verraten.
Mit Prophets neuem Album "Bobby Fuller Died For Your Sins" verhält es sich nicht anders. Der Mann mit der alten Squier Telecaster musiziert abermals auf die ihm so sehr in Fleisch und Blut übergegangene Raffinesse. Sein Geschick, Herz, Kopf und Bauch so miteinander zu verquicken, dass selbst vordergründig simpel gestrickte Nummern mit Tiefe und Niveau daherkommen und auch vermeintlich kantige und sperrige Arrangements nach kurzer Eingewöhnung einer gewissen Leichtigkeit nicht entbehren, darf man wohl als ganz besonderes Markenzeichen einstufen. So nehmen sich die von der Fachpresse und auch ihm selbst gern bemühten Kategorisierungen wie California Noir und Garage Soul als eher unzureichende Beschreibungen aus. Chuck Prophet und seine Musik stehen für sich und bilden eine Gemengelage ab, die in dieser Art und Weise niemand anderes so hinbekommt.
Insbesondere seine letzten Veröffentlichungen "Night Surfer" und "Temple Beautiful" verdeutlichen seine Entwicklung vom einstigen Americana und Roots-Rock Verfechter zum frechen Kämpfer für die nahtlose Verflechtung vielfältigster Einflüsse, seien es nun Rock, Punk, Blues, Soul, Rockabilly, Country, Surf oder Pop Einflüsse. Alles vorhanden, alles gut, alles Prophet.
Dabei kommt Prophets Faible für die charmanten Soundströmungen der Sixties nicht nur im neuen Albumtitel "Bobby Fuller Died For Your Sins" zur Geltung, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Produktion, die maßgeblich von den einfallsreichen Arrangements des Prophet'schen Mission Express getragen werden. In den seltensten Fällen werden also ausgelutschte Muster bemüht. Und wenn, dann nur in einem grimmigen, wutschnaubenden Rocker wie Alex Nieto. Einem aufbrausenden Protestsong, der unmissverständlich die zweifelhaften Umstände des von der US-Polizei vermeintlich in Notwehr erschossenen Security-Angestellten Nieto anprangert.
Der unprätentiöse Hitcharakter des Titelsongs geht zurück auf die kurze, schillernde Karriere des 1966 auf ungeklärte und mysteriöse Weise zu Tode gekommenen Popstars Bobby Fuller, während das eingängige Bad Year For Rock'n'Roll den herben Verlust all der großartigen Musiker aus 2016 thematisiert und wie eine trotzige Mischung aus Ian Hunter und B52s klingt. Sind wir also froh, dass uns so leidenschaftliche Musiker wie der 53-jährige Chuck Prophet weiterhin erhalten bleiben und bescheiden uns damit, einen gradlinigen Rockstar abseits der bunten Medienwelt für uns beanspruchen zu dürfen.