Cindy Bullens

Live

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 03.02.2007
Jahr: 2006

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Cindy Bullens Homepage



Redakteur(e):

Epi Schmidt


Live, Blue Rose Records, 2006
Cindy Bullens Vocals, Guitar
Jorge Otero Guitar, Vocals
Ginger Cote Drums
Produziert von: Andy Horn Länge: 95 Min 09 Sek Medium: Do-CD
CD 1:
1. Cry To You5. Jellico Highway
2. Neverland6. Box Of Broken Hearts
3. I Gotta Believe In Something7. 7 Days
4. A Thousand Shades Of Grey8. Hammer And Nails
CD 2:
1. Oriental Silk5. Sensible Shoes
2. Love Letter From Las Vegas6. Rockin' In The Free World
3. Mockingbird Hill7. If I Should Fall Behind
4. Dream #29 (One True Love)

Na, das wäre ja auch noch schöner, wenn nach zwei superben Alben und entsprechenden Tourneen nicht das zugehörige Live-Album folgen würde. Andere Bands nutzen weit schwächere Veröffentlichungen, um kurz danach die - womöglich noch getürkte - Live-Scheibe hinterher zu schieben.
Cindy Bullens hat jedenfalls mit "Neverland" und "Dream #29" zwei ganz starke Roots-Rock Alben auf Blue Rose Records rausgebracht und ist, wie sie hier betont, auch sehr glücklich, beim deutschen Vorzeige-Label (was diese Musikrichtung angeht) untergekommen zu sein. Da versteht es sich fast schon von selbst, dass diese Live-Doppel-CD am 17.12.2005 im Bürgerhaus Böckingen, in Heilbronn, aufgenommen wurde, also praktisch im Stammkeller von Blue Rose.
Zu Mrs. Bullens Band gehörte außer ihr selbst nur noch ihre langjährige Schlagzeugerin Ginger Cote, sowie Jorge Otero an der Gitarre und Gesang. Ein Bassist war also nicht dabei, was beim hören dieses Albums gar nicht sonderlich auffällt. Schon gar nicht negativ. Dabei hat Jorge Otero schon bei Elliott Murphy den Tieftöner gezupft. "I stole him away", sagt Cindy Bullens.
Wie auch immer, schon Bluesmusiker wie Hound Dog Taylor oder Big Bill Broonzy kamen prächtig ohne Bassisten, nur von einem Schlagzeug begleitet, aus.

Mit Cry To You und Neverland kommen schon zu Beginn zwei Songs von ihrem rockigen "Neverland" Album und sorgen gleich für Stimmung. Besagter Jorge Otero passt offensichtlich stimmlich bestens zu Frau Bullens und ergänzt sich sowohl harmonisch als auch im Dialog, als hätten die beiden nie was anderes gemacht.
Der Gitarrensound ist roh, rockig, rootsig. Mal kooperiert die Akustische mit der Elektrischen, mal dreschen beide die Stromgitarre. Die Qualität dieser Songs zeigt sich daran, dass sie auch ohne die ganzen Studiogäste - wie etwa Bonnie Raitt bei I Gotta Believe In Something - problemlos funktionieren. Ja, vielleicht sogar ohne das "Beiwerk" noch mehr zum Zuhören einladen. Letzterer Song hat übrigens auch viel von Neil Young.
Mit A Thousand Shades Of Grey folgt ein weiterer Titel vom Album "Between Heaven And Earth". Das Album war ja etwas melancholischer ausgefallen, aber bei diesem Song gibt Cindy doch ganz schön Gas. Klasse wieder, wie die Stimmen zueinander finden und im Solopart rockt Herr Otero richtig Chuck Berry-mäßig.
Dann folgt nur noch Material aus ihren letzten beiden Scheiben, wunderschön eingeleitet vom atmosphärischen Jellico Highway. Wer gerät bei so einem Song nicht ins Träumen?
"We're gonna be a little louder now", warnt Cindy vor Box Of Broken Hearts. Ohne Bass bleibt das aber in erträglichem Rahmen. Wenn das mal Schule macht! Natürlich klingt's hier wieder sehr stonesy und andere Verdächtige wie Mellencamp und Southside Johnny schielen schon um die Ecke.
7 Days hat nichts mit der Bob Dylan Nummer, schon gar nicht mit der genialen Ron Wood-Version davon, zu tun, sondern ist ein absolutes Eigengewächs und ein richtig gutes noch dazu.
Zugehämmert wird die erste CD mit dem knalligen Hammer And Nails. Auch ohne die Unterstützung von John Hiatt rockt das hier richtig geil ab und spätestens jetzt ist man voll in Konzertstimmung und wippt eifrig den Rhythmus mit.

Aber keine Sorge, denn auch der zweite Silberling hat durchgehend Qualität und dabei noch Höhepunkte. Dazu kann man getrost bereits Oriental Silk zählen. Leicht schleppend, aber absolut vereinnahmend pulsiert diese Nummer. Den Kollegen Frank Ipach erinnert das an Shawn Colvin und Aimee Mann. Das wird nicht nur ihm so gehen.
Wenn Cindy Bullens einen Love Letter From Las Vegas schreibt, nimmt man ihr das eigentlich nicht ab, denn was soll diese bodenständige, ehrliche Frau in dieser Glitzerwelt? Der treibende Rhythmus, der sehr bestimmte Tonfall und der raue Charakter des Titels lässt allerdings keine Zweifel daran, dass Mrs. Bullens Klartext spricht.
Mit Mockingbird Hill wird eine kleine Verschnaufpause eingelegt und eine besinnlichere Stimmung heraufbeschworen. Auch da hört man der Sängerin aufmerksam zu und folgt gespannt ihrer Story. Gerne erzählt Cindy auch zwischen den Songs kleine Geschichten oder verweist auf Besonderheiten. In Dream #29 fehlt naturgemäß das Piano, aber die Band kompensiert das prächtig und klingt dabei in den Strophen öfters nach George Thorogood.
Die eigentliche Show endete mit Sensible Shoes, das ja schon auf dem Studioalbum zu den geilsten Rockern gehörte und auch hier einen vorläufigen Höhepunkt setzt.
Es war die Blue Rose Christmas Party, die Stimmung war ausgelassen und auch gut angeheizt. Der richtige Zeitpunkt für Cindy Bullens, mit Neil Youngs Rockin' In The Free World weiter Öl ins Feuer zu schütten. Da fehlt nicht mehr viel zum krachenden Original und das merkte offenbar auch das vielstimmig mitsingende Publikum.
Um die Gemüter wieder etwas zu beruhigen, taugt Bruce Springsteens If I Should Fall Behind trefflich und es gefällt mir hier auch deutlich besser als die Version, die Cindy Bullens für das Springsteen-Tribut-Album "Light Of Day" eingespielt hat.

Auch wenn es Dezember war, dieses Konzert dürfte die Besucher selbst an den folgenden Tagen noch erwärmt haben und selbst als bloßer Zuhörer kann man nicht anders, als äußerst angetan von diesem Live-Album zu sein und sich schon jetzt auf die nächsten Taten von Cindy Bullens zu freuen.

Epi Schmidt, 03.02.2007

 

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