Claus Grabke Dead Hippies - Sad Robot, Nois-O-lution, 2006 |
Claus Grabke | Guitar, Vocals, Keyboards & Mandolin | |||
Lena Jeckel | Bass & Vocals | |||
Sven Pollkötter | Drums & Vibraphon | |||
Christian Kretschmar | Cello (Cause I Can) | |||
Rosanna Gehring | Violin (Cause I Can) | |||
Dana Andrin Schuster | Violin (Cause I Can) | |||
Mathias Beimdick | Violin (Cause I Can) | |||
Amelie Vuillaume | Violin & Viola (Ptica & Bluesbird), French Narration (You Were All To Me) | |||
Nele Beckstette | Cello (Ptica) | |||
Andreas Stickel | Trumpet (Bluesbird) | |||
Lydie Auvray | Accordion (Year Of Hate) | |||
Mark Awolin | Piano (Garden, You Were All To Me & The Bird That Couldn't Stay) | |||
Knud Jansen | Conductor of Orchestra (Rescue Me) | |||
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Dead Hippies: | ||||
1. Cause I Can | 7. Take It Out On Me | |||
2. Hot Love | 8. You're No Good For Me | |||
3. Look Who's Bad Right Now | 9. Start Walking The Walk | |||
4. I Never Wanted Anything So Bad | 10. Like A Wildman | |||
5. Real Life Promises | 11. I'm Dangerous | |||
6. Revolution Of A Mind | 12. Ode To My Solitude | |||
Sad Robot: | ||||
1. Bluesbird | 7. Grey | |||
2. Easy | 8. When You're Loved | |||
3. Garden | 9. Year Of Hate | |||
4. Ptica | 10. The Bird That Couldn't Stay | |||
5. Rescue Me | 11. Bluesbird Reprise | |||
6. You Were All To Me | ||||
Claus Grabke. mit dem hatte man eigentlich gar nicht mehr gerechnet. Und irgendwie schon gar nicht bei einem Label wie Nois-O-lution, war die Vergangenheit des Ostwestfalen als Skateboardprofi, MTV-Moderator, Frontmann von THUMB (für ihre Zeit ok) und den ALTERNATIVE ALLSTARS (nicht so der Bringer, wenn man mich fragt) zwar recht schillernd, aber nicht zwingend auf eine gemeinsame Schnittmenge mit dem rührigen Berliner Alternativelabel hinauslaufend. Man könnte nämlich voreilig zu dem Schluss kommen, Grabke habe seine wildesten Jahre schon hinter sich. Aber jedenfalls mit dem Konzept seines neuen Outputs "Dead Hippies - Sad Robot" stellt er klar, dass er noch nicht aufs Abstellgleis der Rockmusik gehören will, hat er sich mit diesem Doppelalbum doch ein sehr ambitioniertes Projekt zur Aufgabe gemacht.
Teil eins und Scheibe eins, also "Dead Hippies", repräsentiert den wilden, ungezügelten, einfachen, auf den Punkt gespielten Rock, ohne Overdubs, gedoppelte Gitarren oder irgendwelchen Soundspielerein, gewissermaßen Rockmusik im Reinformat, zur Essenz verdichtet, einer Liveperformance nahe kommend, da auch dort ohne Netz und doppelten Boden der direkte Weg zum Hörer gefragt ist.
Dagegen ist die zweite Scheibe, "Sad Robot", das klare Gegenstück, äußerst aufwändig produziert kommen hier ruhige, melancholische, mitunter sphärische Songs langsam zur Entfaltung. Eine Produktion, die aus dem Vollen schöpft und einem üppigen Soundtrack entsprungen scheint, mit Mut zum Pathos und überbordenden Arrangements, aber auch zarten, zerbrechlichen Momenten.
Sicherlich nicht neu, dieses Konzept, aber gerade für den Start bei einem neuen Label und gewissermaßen als Comeback für eine breitere Öffentlichkeit, nachdem die ALTERNATIVE ALLSTARS doch etwas in der Versenkung verschwunden waren, äußerst mutig und durchaus spannend.
Stellt man sich doch die Frage, was mag hier überzeugender und authentischer wirken, der direkte Punch ins Gesicht, als Brühwürfel-Rock, oder doch die subtilere Version, die eher nach dem Kopfhörer als der dreckigen, versifften Bühne ruft? Oder gelingt gar der Spagat zwischen beiden Welten?
Nun, letztlich fällt das Ergebnis etwas zwiespältig aus, am Ende wissen beide Entwürfe nicht über die gesamte Spieldauer zu überzeugen: Auf "Dead Hippies" geht es zwar knallig und mit selbstbewusstem Urschrei in Cause I Can los, aber bald wirkt die Selbstbeschränkung doch ein wenig negativ, da das zugrundeliegende Songmaterial einfach nicht überzeugend genug ist, für sich selbst zu wirken, so dass sich bald ein wenig Eintönigkeit einschleicht.
Auch bei "Sad Robot" finde ich nicht alles hier Entfaltete zwingend und schlüssig, manches wirkt bei aller Schwülstigkeit und Überladenheit bei näherer Betrachtung als Heißluftballon, doch gibt der sicherlich zu honorierende Mut bei der Umsetzung und die Experimentierfreude einen Extrabonus. In jedem Falle ist diese zweite Seite des Doppelalbums eine so nicht erwartete und daher spannende Seite des Künstlers Claus Grabke.
Man darf gespannt sein, in welche Richtung es den Gütersloher in Zukunft treiben wird und wie sich das Ganze in der Liveumsetzung anhören wird.