Claus Grabke

"Im Grunde genommen sollte es ein Soundtrack zu mir sein"

( English translation by Google Translation by Google )

Interview

Reviewdatum: 16.11.2006

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Claus Grabke
"Im Grunde genommen sollte es ein Soundtrack zu mir sein", Interview

Claus Grabke Am Rande des Konzertes gemeinsam mit dem ber?hmt-ber?chtigten Bass-Weirdo Nick Oliveri und seiner Band MONDO GENERATOR im Kreuzberger Lido hatte ich Gelegenheit mit dem S?nger und Gitarristen Claus Grabke ein kurzes Interview zu f?hren.
In der Vergangenheit war Grabke ja als Profi-Skateboarder aktiv und wurde mit den Bands THUMB und ALTERNATIVE ALLSTARS einem breiteren Publikum bekannt. Den Hooked on Music Lesern ist er dar?ber hinaus auch als Produzent der Gruppen BOOZED oder auch GOOD WITCH OF THE SOUTH ein Begriff. Jetzt hat er bei Nois-O-lution ein vielbeachtetes Comeback mit einem Doppelalbum mit zwei v?llig unterschiedlichen CDs, "Dead Hippies - Sad Robot", ver?ffentlicht.

Hooked on Music: Du hast ja jetzt Dein Deb?t hingelegt bei Nois-O-lution mit "Dead Hippies - Sad Robot", was gleich ein Doppelalbum ist. Au?erdem eine ziemlich mutige Sache. eine CD richtig sch?n nach vorne gehend, die andere ganz ungewohnt ruhig. Willst Du ein bisschen was ?ber das Projekt erz?hlen?
Claus: Ja, also zwei Sachen gleich vorneweg: erstens finde ich den Zusatz von Dir gut, dass Du sagst "mutig", weil das war zu Anfang auch mit eine Idee, zu sagen, nicht in ausgelatschten Pfaden zu treten, sondern auch etwas zu machen, was wir f?r mutig halten. Oder eben auch zu vergessen, was andere von uns denken und wollen. Ich bin jetzt 43 und wenn ich es mit 43 nicht schaffe, auch mich selbst zu ?berraschen, dann kann ich auch aufh?ren. Das mal ganz grunds?tzlich.
Und das andere war: zu dem Wort Projekt - es ist eine Band. Also es hei?t tats?chlich "Claus Grabke", was mit der anf?nglichen Idee zu tun hat, aber ist dann wie von selbst zu einer Band geworden. Also das muss auch ich als Namensgeber neidlos anerkennen, dass es eine Band ist und ich sehr abh?ngig von den Protagonisten bin, dass wir zusammen musizieren. Ich alleine h?tte insbesondere das leise Album so nicht hinbekommen. Das vorweg.
Es gab einen Punkt, wo bei den ALTERNATIVE ALLSTARS das letzte Gr?ndungsmitglied au?er mir ausgestiegen ist, das war Marc, der Bassist. Wir haben dann mit einem anderen Bassisten die Livegigs, die wir noch auf der Karte hatten, zu Ende gespielt und dann haben wir zun?chst vier Headliner-Konzerte gespielt, der Sven Pollk?tter und ich, haben dann aber entschieden, als das letzte Konzert gespielt war, wir setzen uns auf Null. Ab morgen, wenn wir aufwachen, ist erst einmal Nullpunkt und dann reden wir. Das war f?r Sven auch wichtig, da er urspr?nglich einmal als zus?tzlicher Drummer eingesprungen war, nachdem der Originaldrummer weg war. Er hatte auf dem letzten Album der ALTERNATIVE ALLSTARS einen Song mit eingespielt und sonst eben viele Liveshows gespielt. Aber er f?hlte sich halt nur teilweise als Bandmitglied. Wir haben das Management angerufen und die Konzertagentur sowie das Label SPV und gesagt "that's it".
Dann habe ich mich eine Woche sp?ter mit Sven irgendwo hingesetzt und dann haben wir so ?ber eine Woche Brainstorming gemacht und ?berlegt, was kann man machen, was will man ?berhaupt machen. Uns war klar, dass wir beide zusammen etwas machen wollten, weil ich wusste auch, dass Sven sehr viel mehr kann als das, was er vorher mit mir zusammen gemacht hat. Er ist Klassik-Musiker, Mitglied des ENSEMBLE MODERN, das f?r klassische Musik in Deutschland ein ganz gro?es Ding ist, er spielt sehr viel mit und f?r Steve Reich (ber?hmter Komponist aus New York und Vertreter der Minimal Music; Anm. d. Red.), deswegen ist er heute auch nicht hier, heute spielt ein Ersatzdrummer f?r ihn, weil Sven in Paris Musik von Steve Reich auff?hrt.
Wir haben im Grunde genommen in dieser einen Woche das Konzept so entwickelt, wie es jetzt auch auf Platte vorliegt, also die Idee. Ich habe das Foto von dem schwebenden Jungen zu einer der Sessions genommen und habe gesagt: "So ist das insgesamt zu sehen, so will ich das haben." Ich habe die Idee gehabt, nachdem ich viele Bands produziere, wo ich viele Sachen besch?nigen muss und manchmal auch mit schlechten Musikern leben muss, dann am Computer basteln und Stimmen gerade r?cken muss, Harmonies machen muss, weil es radiotauglich sein soll - ich habe gesagt, all das will ich bei meinem eigenen Album nicht. Deshalb war klar, wir wollen ein Rockalbum machen, das so funktioniert, als wenn es live eingespielt worden w?re, was es eigentlich zu gro?en Teilen auch ist.
Und das andere Album sollte eben ein trauriges Album sein, ein Song war schon da, den hatten wir mal so zwischendurch gemacht, das war Bluesbird, Und dieser Song dr?ckte sehr gut ein Gef?hl in mir aus, meine graue Welt und die sollte auf diesem Album praktisch vertont werden. Nicht irgendeine sch?ne Ballade, deshalb haben wir auch viele Songs weggelassen, weil sie nicht passten. Das Album sollte praktisch von dem Jungen handeln, der da im Tr?ben taucht und das bin dann ich sozusagen.
Und dann haben wir angefangen, einen Bassisten gesucht und Lena gefunden. Der Name war in erste Linie so gew?hlt, um auch den Druck von den anderen Bandmitgliedern wegzunehmen. Es stand also vorab der Name der Alben, "Dead Hippies" und "Sad Robot", der Bandname stand und auch das Coverfoto war da, dann mussten wir nur noch musizieren und anhand dieser erstellten Richtlinien diese beiden Alben aufnehmen. Was nat?rlich leichter gesagt war, als getan.

HoM: Heute abend werden wir live sicherlich mehr "Dead Hippies" zu h?ren bekommen - oder ausschlie?lich?
Claus: Ausschlie?lich. Material von "Dead Hippies".

HoM: Wie soll "Sad Robot" einmal live umgesetzt werden, was schwebt Euch da vor?
Claus: "Sad Robot" soll n?chstes Jahr umgesetzt werden, der genaue Termin steht noch nicht fest. Im Januar gehen wir noch mit "Dead Hippies" auf Tour, das hei?t, vielleicht w?ren zwei Monate sp?ter ein guter Zeitpunkt "Sad Robot" live zu spielen. In jedem Falle: bestuhlte S?le, das steht fest. Kleine Kinos?le oder Kleinkunstb?hnen, kleine Theaterb?hnen, evtl. mit zus?tzlichen Musikern, mit Leuten, die multiinstrumental unterwegs sind und ein bisschen helfen k?nnen oder teilweise mit anderen Arrangements. Sven w?rde dann auch einen eigenen Block haben und ein bisschen mehr improvisieren, er spielt ja auch viel Vibraphon auf dem Album, da ist er ja auch Bundespreistr?ger und improvisiert viel oder spielt das Vibraphon mit dem Geigenbogen.
Das w?rde alles in diesem Rahmen zusammen mit "Dead Hippies" nicht funktionieren. Du kannst nicht einerseits wollen, dass ein Publikum gebannt auf eine Rockperformance starrt. also wir wollen eigentlich auch gar nicht, dass die Leute abgehen, da lege ich f?r meinen Teil gar keinen Wert drauf, deshalb machen wir auch so gut wie keine Ansagen sondern spielen in einem durch, ?hnlich wie auch das Album ist. Wir sind eigentlich viel gl?cklicher, wenn wir ein Publikum haben, was meinetwegen auch mit verschr?nkten Armen, aber mit offenen M?ndern dasteht und das haben wir bisher auf allen Tourneen auch gehabt. Du w?rdest dann in so einer Performance das ganz schlecht trennen k?nnen, dass du dann pl?tzlich so eine Sch?chternheit. denn ich finde "Sad Robot" sehr sch?chtern eigentlich, das zeigt eine sch?chterne, zerbrechliche Seite von mir und die w?rde ich ungern zur Schlachtbank tragen. Weil das w?rde durch Nebenger?usche wie Glasklappern oder ?hnliches zerst?rt. Das muss von vorneherein klar sein, dass da was anderes passiert.

HoM: Wie hat das denn die Plattenfirma aufgenommen, dieses Konzept - einerseits die Rockseite und andererseits dieses sch?chterne, zerbrechliche?
Claus: Also wir hatten das Album zuerst fertig, das hei?t es bestand schon. Dann haben wir einen Mini-Info-Text dazu gemacht und sind los und waren bei fast allen f?r uns relevanten Plattenfirmen, vom Major bis hin zum Indie unter dem Deckmantel eines Majors usw. Wir hatten Nois-O-lution nicht wirklich auf dem Schirm gehabt, wir kannten eigentlich alle Bands bei Nois-O-lution, hatten uns aber Nois-O-lution nicht so als Label eingepr?gt. Aber ?ber den Gero von Burning Heart (Gero Langisch von Burning Heart Records; Red.) sind wir dazu gekommen, der hat gesagt "Nois-O-lution ist Euer Ding, das sage ich Euch auf den Kopf zu." Wir sind so durch Zufall hin, haben nichts erwartet, Cuvrystra?e 30, was ist das f?r eine Gegend, und sind reinmarschiert, haben Arne getroffen und es war sofort super. Das hat man sofort gesp?rt.
Wir waren teilweise bei Majors, die hatten die Idee, die Alben zusammen zu legen, oder nur eines von beiden zu machen, oder macht das mal auf Deutsch und diese Sachen die man kennt, die ich f?r meinen Teil hinter mir habe. Und der Titel "Dead Hippies" zum Beispiel, der hei?t bewusst, meine hippiesken Ideen zu t?ten, die irgendwas mit Popmusik und Popmusikstar-Sein zu tun haben. Also muss ich dann auch nicht pl?tzlich auf Deutsch singen, weil mir irgend jemand bei einer gro?en Plattenfirma sagt, wenn du das machen w?rdest w?re es geil. Und Arne hat das verstanden, er hat das Album wahnsinnig spannend gefunden.
In der Regel reagieren diese Leute alle innerhalb von sechs Wochen. Bei Arne sind wir pers?nlich dort gewesen, haben ein Gespr?ch gehabt, er hat zwei, drei St?cke geh?rt und fand es gut und hat gesagt er meldet sich. Bei anderen wartest du sechs Wochen, dann kommt es zu einem zweiten Gespr?ch, bei Arne war noch am selben Tag eine E-Mail. "Ich habe das geh?rt, ich finde das spannend, den ?bergang von da nach da" usw. Dann hat er aber auch ?berlegt und hat Vorschl?ge gemacht, wenn man aus dem Doppelalbum zwei ganze Alben machen w?rde, die man beide innerhalb von einem halben Jahr rausbringt. Wir haben dann verschiedene Sachen diskutiert, wir haben sehr viel Zeit in Berlin verbracht und haben uns zum Kaffeetrinken bei ihm getroffen um stundenlang zu diskutieren, aber positiv. Es bestand zu keiner Zeit an irgendeinem Song von seiner Seite aus ein Zweifel, er fand die Songs alle super, er hat hin- und her probiert, weil er sagte, f?r ihn ist das Album wie das "White Album". Und da muss er genau kucken, ist die Reihenfolge richtig usw. Und irgendwann rief er an, "ich bin durch mit dem Thema, das Album ist so wie es ist perfekt". Er sagte "Ich habe es jetzt so oft geh?rt, ich bin jetzt angekommen. Ich wei?, Ihr habt es mit Sinn und Verstand gemacht." Von daher war die Reaktion von ihm perfekt.
Wir hatten verschiedene andere Labels, mit denen wir sehr eng geredet hatten, eins war noch sehr interessant, das war it-sounds, die machen 2RAUMWOHNUNG. Die wiederum fanden nur das leise Album richtig gut und wollten richtig viel in Richtung Filmmusik gehen. Aber sie mussten im Endeffekt aus finanziellen Gr?nden absagen. Sie [vermutlich Sabine Ganske, die Gesch?ftsf?hrerin; Red.] sagte, sie hat jetzt das Stephan-Remmler-Album rausgebracht, das kostet alles so viel Geld heutzutage, sie wird das Album nicht bearbeiten k?nnen und hat unter Tr?nen abgesagt. F?r uns war da nat?rlich auch das Problem, dass wir wussten, wir wollten erst einmal die laute Seite spielen und uns sp?ter dann um die leise k?mmern.

HoM: Bei der "Dead Hippies" fand ich ?berraschend, dass doch sehr viel Rock'N'Roll drinsteckt, echter Abgeh-Rock, den ich so gar nicht erwartet h?tte.
Claus: Was h?ttest Du denn erwartet?
HoM: Eher so etwas in Richtung Alternative, aber nicht so sehr straighten Rock.
Claus: Ja, bei THUMB war ich kein Gitarrist, da habe ich nur gesungen, ich habe also auf Ideen reagiert, auch sehr viel mit produziert, an den Songs auch gearbeitet, aber ich habe nicht selber die Gitarre in die Hand genommen. Sondern ich hatte gewisse Freiheiten, als S?nger das umzusetzen, wie ich das dachte. Und dann ist halt das dabei rumgekommen. Denn wenn du in einem Konglomerat von Leuten arbeitest, wirst du dich unwillk?rlich immer ein bisschen an das anpassen, was die anderen h?ren wollen.
Bei den ALTERNATIVE ALLSTARS war alles was ich geschrieben habe, was etwas mehr pop-rockiger war, sehr gerne gesehen und man will ja als K?nstler auch geliebt werden und dann muss ich sagen, ist mir das Ergebnis letztlich insgesamt zu poppig geworden. Gerade das erste Album war ein richtiger Versuch von meiner Seite, Mainstream zu sein. Der Test war gut, denn er hat gezeigt, ein Schritt zur?ck war f?r mich gut und ein Schritt nach vorne. Aber der Erfahrungsgewinn daraus war: ich kann nicht Popul?rmusik sein, das bin ich vom Typ her gar nicht. Also habe ich das zweite ALLSTARS Album versucht, in eine Richtung zu lenken, wo es eher h?tte sein sollen, aber es war eben eher eine halbe Sache. Ich fand es schon teilweise gut, aber es war ein halbherziger Versuch, etwas zu ?ndern, was f?r etwas stand. Und das hier ist von beiden Seiten zu hundert Prozent das, was ich auch als K?nstler kann. So spiele ich Gitarre, das sind die Riffs die ich mag. Und auf der anderen Seite, bei den leisen Sachen: so experimentiere ich gerne im Studio oder solche verr?ckten Orchesterfiguren habe ich im Kopf, wenn ich an Songs denke. So dass mich diese rockige Seite nicht so ?berrascht, weil es sehr dem entspricht, was ich, wenn ich alleine losgelassen werde, gerne machen m?chte. Der Vorteil war eben, dass ich Leute gefunden habe, die das auch mitmachen m?chten.
HoM: Was dann auch wieder rechtfertigt, dass eben "Claus Grabke" dar?bersteht.
Claus: Ich denke aus den vorhin genannten Gr?nden tut es das sowieso. Sven war eigentlich der erste, der das gesagt hat, nach dem Motto: macht es f?r dich ?berhaupt noch Sinn, einen Bandnamen zu haben. Es will doch sowieso jeder mit dir ein Interview machen, also stehe ich gleich, wie gesagt, regelrecht sch?tzend vor den Leuten.
Nat?rlich kam die Idee auch zuerst von mir, aber es haben ja alle wahnsinnig daran mitgearbeitet. Es ist eine Sache, einen sch?nen Song auf der Gitarre zu schreiben und das andere ist, wie wird es hinterher umgesetzt und da ist eben die Band wahnsinnig wichtig.
Also wir mussten sehr genau arbeiten, schon beim Proben, dass das, was dann auf Band kommt, passt, denn das ist es ja, was es sein soll. Ich hab den Gesang oft nachtr?glich gemacht, aber ansonsten waren keine gro?en M?glichkeiten zur Ver?nderung und das war ja auch bewusst so. Weil, wie gesagt, das hatte ich vorher bei anderen Bands. Du l?sst jemanden singen und der singt schief, ich habe ein Programm, das die Stimme gerade macht und alle sagen, das ist ein geiler S?nger. Das kann man ja auch gerne machen und es ist ja durchaus auch eine Arbeit die ich liebe, Bands zu helfen, ein Ziel zu erreichen. Ob es nun das Ziel ist, total Indie zu sein oder total Mainstream, das ist mir egal, also DOG EAT DOG wollten sehr Mainstream sein, da muss man anders arbeiten. BOOZED wollten ein bisschen LED ZEPPELIN und AC/DC mischen und dann muss man das auch irgendwie hinkriegen. So verstehe ich ja meine Arbeit.
Von daher war "Dead Hippies" auch ein Kopfprozess. Der Song stand und da musste man genau ausarbeiten "was spielt der Bass", damit die Bassdrum und der Bass was zusammen machen, "wollen wir den Spannungsbogen hier setzen oder hier" . und "Sad Robot" war wesentlich intuitiver. Da hatte man zuerst das Grundger?st, da hat man zuerst einmal Gitarre und Gesang aufgenommen und ?berlegt, was kommt jetzt dazu und Sven hat dann dazu improvisiert, zum Beispiel mit den Toms. Oder bei You Were All To Me, dem gro?en Klassik-St?ck war es so, dass ich praktisch im Kopf schon alles fertig hatte, nur noch jemand brauchte, der das aufschreibt und Sven dann einen Komponisten angerufen hat, der hat dann komponiert, die Noten geschickt und so entstand das nach und nach bis zu dem Tag, wo es das Orchester aufgenommen hat.
Das schwierige war immer, zu jedem Song sagen zu k?nnen, dass er diese Gef?hlslage einfasst. Es sollte insgesamt wie ein fortw?hrender Soundtrack sein. Da durfte dann schon einmal der eine oder andere Song vorkommen, das war ja durchaus gewollt. Aber im Grunde genommen sollte es ein Soundtrack zu mir sein.

HoM: Stichwort Soundtrack. Irgendwo habe ich mal etwas gelesen wie "... f?r tschechische M?rchenfilme."
Claus: Ja, ich fand ab dem Moment, wo Sven sein Vibraphon mit eingebracht hat, das er zu meiner ?berraschung nicht mit Kl?ppeln gespielt hat, sondern mit dem Geigenbogen. Das hat er bei Bluesbird gemacht und f?r mich war das tschechischer M?rchenfilm. Und ich fand diese Musik, die da oft l?uft, so diese Grundstimmung f?r den Film, echt cool. Diese Aufnahmen mit Weichzeichner, ich habe bei THUMB fr?her schon oft gesagt, dass ich so einen grauen Schleier empfinde ?ber meinem Leben, dass ich mich nicht so richtig freuen kann. So ein Wissen, um Tiefen, wo ich wei?, da falle ich rein, will aber nicht, dann kann man sich noch so festhalten.
Es gibt gewisse philosophische Ans?tze, die das Leben mit dem Meer vergleichen: man ist eigentlich an der Oberfl?che, wo man halb ertrinkt, die Sonne ist zum Greifen nahe, aber man kommt nicht hin. Und was unter einem ist. man wei? nur, man endet dort irgendwann, weil einem die Kr?fte ausgehen und man ahnt nur, wie tief es da runter geht, die See wabert mal, mal ist sie glatt, mal st?rmisch. Deshalb auch dieses Bild von dem Jungen, der schon taucht, das ist schon alles nicht undurchdacht.
Das war ganz wichtig, dass das irgendwie immer durchkommt. Und tschechischer M?rchenfilm passte da ganz gut.

HoM: W?rde Dich das Thema Soundtrack ansonsten interessieren?
Claus: Total.
HOM: Was w?rde Dich da mal reizen, welche Art von Film w?rdest Du gerne vertonen?
Claus: Es gibt ja diesen Film "The Virgin Suicides", von der Tochter von Francis Ford Coppola, Sofia Coppola. Da haben ja AIR den Soundtrack dazu gemacht. Diese Platte habe ich auch rauf und runter geh?rt. Ich finde den Soundtrack perfekt, auch zu dem Film und alles.
Wenn jemand so einen guten Film macht, also das w?re ?berhaupt das Gr??te. Nun wei? ich nat?rlich, ich bin ja Realist, so einen Auftrag bekommt dann eben auch AIR und nicht Claus Grabke. Aber ich bin ?ber meinen Verlag schon so weit, dass wir von den Alben Sachen anbieten, ?ber eine Seite, die hei?t glaube ich Musik-fuer-Filme.de (???; Red.) von BMG.
J?rgen Vogel ist zum Beispiel jemand, der w?rde mich sehr interessieren, mit dem w?rde ich gerne etwas machen. Und gerne auch f?r den Film etwas machen. Ich habe mal f?r so kleine Underground-Geschichten was gemacht, da musste so ein 70er-Jahre-Soundtrack her, mit Wabbergitarre und so. "Captain Cosmotic" hei?t der Film, lief auch schon einmal im Fernsehen. So eine Auftragsarbeit w?re geil. Also das muss dann auch nicht unbedingt etwas Trauriges sein.
Ich habe schon damals bei THUMB gedacht, wir m?ssten ein Musical schreiben. Und dann haben die immer gelacht, weil die sehr viel j?nger sind als ich und es nicht verstanden haben. THE WHO, "Tommy", "Ziggy Stardust" von David Bowie, das sind alles Musicals, die zu ihrer Zeit die geilste Musik hervorgebracht haben und den Schreibern die M?glichkeit gegeben haben, eine Bindung zwischen den Songs zu haben. Dass man sich auch einmal traut, einen Song zu machen, der eigentlich nicht zur Band passt, aber unglaublich gut zu dem Film oder dem Musical und der trotzdem Musik auf der H?he der Zeit ist.
Von daher k?nnte ich mir auch vorstellen, mal so etwas zu machen. Aber Filmmusik w?rde mich total reizen. Auch Theatermusik, eventuell. Aber da haben schon zu viele Bands versucht etwas zu machen, auch in Deutschland, ich fand das alles sehr unerquicklich. Das m?sste ein geiler Film sein oder irgendjemand findet auf dem Album schon etwas und sagt: hier, der und der Song, der passt perfekt und den w?rde ich gerne haben.

HoM: Gut, dann w?nsche ich Euch zun?chst mal noch viel Erfolg auf der Tour.
Claus: Ja, das ist heute das letzte Konzert mit Nick (Oliveri, Red.), eines in Hamburg ist leider ausgefallen, aber jetzt geht es dann weiter mit THERAPY?, da freuen wir uns schon sehr darauf. Ich habe mit THERAPY? schon mit THUMB zusammen die Jack-Daniels-Tour gefahren, das wird cool.

Vielen Dank an dieser Stelle auch an den (leider an diesem Abend - beim Heimspiel - abwesenden) Arne von Nois-O-lution, der wie immer das Interview perfekt in die Wege geleitet hat.

Ralf Stierlen, 16.11.2006

 

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