Clovis

Clovis

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 13.06.2009
Jahr: 2009
Stil: Southern Rock, Hard Rock

Links:

Clovis Homepage



Redakteur(e):

Christian Gerecht


Clovis
Clovis, Eigenproduktion, 2009
Damian OkunVocals
James CrouthersGuitars
Jamie KeltonBass
Sid KeltonDrums
Produziert von: Länge: 36 Min 04 Sek Medium: CD
01. American Made06. Fear
02. Pullin Me Down07. In My Head
03. Stand08. Long Haired
04. Walk Away09. My Oath
05. Western Wind10. Promised Land

Hmm, was macht man mit so einer Scheibe...?!
Zum Einen lassen sich CLOVIS, deren Debüt am 29. Juni 09 erscheinen wird, durchaus in die Southern Rock Ecke stellen (wofür der Rezensent eigentlich perfekt geeicht wäre), zum Anderen findet sich neben wenigen, erstklassigen Genre-Nummern, aber auch eher merkwürdiges Liedgut mit teils nervenden, dissonanten Vocals...
Etwas eigenartig das Ganze, aber noch längst kein Grund das Handtuch zu werfen.

Gehen wir die CD also mal Schritt für Schritt durch:
Immerhin startet die Scheibe gleich mal mit einem herrlich rauen Riffrocker. American Made heißt die Nummer und die wird mit PS-starkem Groove und leicht angezogener Handbremse aufgespielt; wirkt auf diese Weise so richtig schön verschleppt. Auch das folgende Pullin' Me Down, das mit herrlichen, REBEL STORM -ähnlichen Gitarrenlinien beginnt, kann begeistern und entwickelt sich mit harten, schneidenden Riffs zu einer wirklich großen Nummer. Spätestens hier fällt aber auch schon der, bisweilen etwas eckig-hölzerne Gesangsstil von Damien Okun auf. Mag dessen Vokalakrobatik in Pullin' Me Down noch irgendwie sympathisch erscheinen, so ändert sich das schlagartig mit dem nächsten Take: Stand! Sorry Leut', ich steh' seit beinahe 40 Jahren auf einen Freigeist Namens CAPTAIN BEEFHEART, liebe dessen kranken, selbstzerstörerischen Gesangsstil und seine schräge Musik, aber die Vocals von Stand sind sowas von daneben, dass es unwillkürlich die Frage aufwirft, was dieser Eiertanz soll?! Gerade hatte die Band mit zwei sehr guten Songs bewiesen, was sie kann und dann kommt hier eine vokalistische Schlitterpartie, die die vierte Klasse meines Jüngsten nach dreimal einüben fünfmal besser hinbekommt! Nun muss man (Okun kann ja auch anders) vermuten, dass diese hölzerne Unbeholfenheit gewollt ist – wobei da aber sofort die Frage auftaucht, weshalb sich ein Sänger absichtlich auf solch spiegelglattes Eis begibt?!
Musikalisch ist Stand ebenfalls kein wirklicher Gewinn, bleibt bestenfalls drittklassig und ein Verwirrung stiftendes Mauerblümchen.

Mit Walk Away schleppt sich der (nach Stand) waidwunde Hörer in eine warme, aber auch richtig dreckige Blues Rock Höhle. Eigentlich wollte er sich dort auskurieren, doch auch während Walk Away kämpft Okun, so hat es den Anschein, mit den richtigen Tönen. Immerhin passt der aggressiv-trotzige Gesangsstil, den er hier, abseits der genannten Dissonanzen, an den Tag legt, sehr gut zur dreckigen Nummer und noch dreckigeren Harp.
Auch bei Western Wind bleibt, bezüglich der Vocals, nur leichtes Kopfschütteln übrig. Die Nummer selbst ist aber gut arrangiert und macht einen gewaltig-unterschwelligen Dampf. Das Gitarrensolo zum Ende hin war sicherlich gut gemeint, hätte aber besser eingeübt werden müssen, denn eine Steigerung wäre durchaus noch möglich gewesen!
Mit Fear verlassen wir die alteingesessenen Southern Pfühle. Der Song geht mehr in Richtung eines derben GUNS N' ROSES Hau-Ruck-Rock; ist aber durchaus hörbar! Die Vocals sind hier eher clean, wenn auch sehr gepresst. In manchen Momenten hört sich das an wie Peter Garrett (MIDNIGHT OIL) auf Speed...
In My Head ist Fear nicht unähnlich, zugleich aber auch eine Nummer, der ein wenig die Finesse fehlt, die guten (Southern Rock) Bands zu Eigen ist. Wir hören hier eher das ziellose Gedresche mit einem Drei-Kilo-Schlegel auf glühendes Stabeisen. Keine besondere Filigranarbeit wie etwa beim Kettenschmieden, sondern einfach nur plätten! Dazu passen aber wiederum die Vocals, die bei In My Head immerhin kraftvoll und sauber wirken. Okun kann wenn er will!
Das zeigt er auch bei der Dreckschleuder-Version von CHARLIE DANIELS Long Haired (Country Boy). Diese Nummer holt uns nicht nur zurück in den Schoß Dixielands, sondern pumpt und sägt, dass es eine wirkliche Freude ist. So rau und dreckig hat man diesen Song jedenfalls noch nie gehört. Ein dicker Pluspunkt!
Bei My Oath versuchen sich CLOVIS ein wenig an oben vermisster Filigranarbeit. Dazu verbraten sie DEAD REBELS typische Gitarrenharmonien mit böse sägenden Riffs und Refrains. Dass ist zwar immer noch kein richtiges Gesellenstück, aber im Ansatz ganz gut gelungen.
Richtig gut wird es dann aber nochmal mit der letzten Nummer. Promised Land kommt als modern gewandeter, herrlich rauer Southern Rock Song, der so ein klein bisschen in Richtung HOGJAW winkt und nicht nur mit seinem breiten Gitarrensolo für wirkliche Freude sorgt. Eine Nummer, die letztlich auch ein Stück weit versöhnlich stimmt...

Was bleibt?!
An erfreulichem ist zu vermelden, dass die Scheibe in einzelnen Songs wirklich bärenstark 'rüber kommt und dann auch mächtig Laune macht. Weniger erfreulich sind die Vokalharmonien (Betonung liegt auf Harmonien). Sie schwanken von gut bis (teilweise) unter aller Sau. Da braucht mir auch keiner mit den Eigenschaften "schräg" oder "progressiv" kommen. Gerade bei Stand ist das nämlich weder das Eine noch das Andere; die Nummer wirkt einfach nur stümperhaft - auch wenn's so gewollt ist.
Natürlich kann man diese dissonanten Vokalpartien auch als eine grundlegend neue, fortschrittliche Sangesrichtung deuten und dem Rezensenten unflexible Herangehensweise (nebst ungeübtem Ohr) vorwerfen...
...egal... macht doch, was ihr wollt... ;-)
Ob der geneigte Leser (bitte erst nach einer Hörprobe) den obigen Zeilen nun zustimmt und oder vor lauter Zorn die Boxhandschuhe auspackt: Ein kleiner Wink (mit dem Zaunpfahl), wie man Vocals schön kantig und trotzdem harmonisch, sowohl in schräge, wie auch eingängige Songs einbaut, sei in Richtung DRIVE BY TRUCKERS gestattet. Die "handeln" das schon seit Jahren auf meist perfekte Art und Weise!
Unter dem Strich bleibt von CLOVIS' Debüt also ein zwiespältiger bis positiver Eindruck (drei von fünf Punkten, wenn ich eine Wertung abgeben darf). Wer (Southern) Rock zwischen der Sensibilität REBEL STORMs, über die schneidenden Riffs von MOLLY HATCHET bis hin zur Härte eines GUNS N' ROSES Hackstocks schätzt, sollte in jedem Fall mal in den Myspace Auftritt von CLOVIS 'reinsehen/hören und dann selbst entscheiden.

Christian "Grisu" Gerecht, 11.06.2009

 

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