Titel |
---|
01. Western Swing & Waltzes |
02. I Ride An Old Paint |
03. Big Iron |
04. Henry And Sam |
05. Diamond Joe |
06. High And Mighty |
07. Talkin‘ Prairie Boy |
08. Cowpoke |
09. Rocky Mountain Rangers |
10. Houlihans At The Holiday Inn |
Musiker | Instrument |
---|---|
Colter Wall | Vocals, Guitars |
Patrick Lyons | Guitars, Pedal Steel, Dobro, Mandolin |
Aaron Goodrich | Drums |
Jake Groves | Harmonica |
Jason Simpson | Bass |
Doug Moreland | Harmony Vocals |
Emily Gimble | Harmony Vocals |
Es gibt sie tatsächlich noch, die einsamen Cowboys, die, begleitet von einer wehmütigen Mundharmonika, in den Sonnenuntergang reiten; „I’m lonesome, but I’m happy“ singen und die Gitarre dazu einen Schunkelrhythmus zupft. „I ain’t got a dime in these worn-out jeans“ lautet die Losung und die Western-Romantik alter Schwarz-Weiss-Filme lässt grüßen. Aber geht das heute noch, wo Roy Rogers oder Marty Robbins längst Geschichte sind? Kann man 2020 ernsthaft noch Songs wie Cowpoke oder Talkin‘ Prairie Boy aufnehmen, ohne sich lächerlich zu machen?
Colter Wall kann das – und er macht das, mit aller Ernsthaftigkeit, die solche Songs brauchen, wenn sie heute noch eine Bedeutung über die reine Historienpflege hinaus haben sollen. „A collection of Cowboy songs – old and new“ hat der Country-Sänger aus Saskatchewan aufgenommen und vielleicht braucht es ja wirklich ein kanadisches Herz, um diese uramerikanische Musik am Leben zu erhalten. Wobei Wall kein jodelnder Schauspieler/Sänger ist, sondern ein Troubadour, der manchmal trotz seiner erst 25 Jahre bereits wie der gereifte Johnny Cash klingt (Houlihans At The Holiday Inn), manchmal wie der altersweise Steve Earle (Henry And Sam) und der Mörderballaden erzählen kann, wie die ganz Großen aus seinem Fach. Big Iron zum Beispiel, die Geschichte des blutigen Showdowns des Outlaws Texas Red mit dem namenlosen Arizona Ranger ist ganz großes Kino. Während Marty Robbins mit seinem hellen Gesang der Geschichte eine fast heitere Note gab, beschreibt Wall die Suche nach dem Outlaw und den „Shootout“ mit dunkler, drohender Stimme und selbst die Pedal Steel klingt düster.
Wie schon auf seinen ersten Alben singt und spielt Colter Wall traditionellen Country, aber mit einem modernen Punch, der nichts mit der Nashville Hit Factory zu tun hat. Vermutlich würden die meisten Mainstream-Radiohörer erschrecken, wenn solch raue, wie karges Land klingenden Songs wie Diamond Joe die morgendliche Fahrt zum Donut-Laden stören. Der Kanadier versteht keinen Spaß, wenn es darum geht, zum Kern des Lebens in der Prairie vorzudringen. Hart ist das Leben, und wild sind die Pferde, die dort draußen geritten werden. „He bucks higher than he should, and he's mighty hard to ride“, so Walls Geschichte des Cowboys Tom Taylor, dem besten der Pferdeabrichter in Calgary (High And Mighty). „If he can’t buck you off, you learned to ride.“ Und man sieht Colter Wall vor sich, wie er am Rand der Rodeo-Arena steht und bereits die nächste Melodie vor sich hinsummt…