Conquering Animal Sound

On Floating Bodies

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 30.03.2013
Jahr: 2013
Stil: Electronica

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Redakteur(e):

Steffen Frahm


Conquering Animal Sounds
On Floating Bodies, Chemikal Underground Records, 2013
Anneke KampmanVocals, Electronics
James ScottElectronics
Produziert von: Paul Savage Länge: 45 Min 16 Sek Medium: CD
01.Ultimate Heat Death Of The Universe07.A Noise Remains
02.The Future Does Not Require08.Ipse
03.Warn Me09.Mimese
04.No Dream10.Treehouse
05.I'll Be Your Mirror11.Inner/Outer/Other
06.Gloss

CONQUERING ANIMAL SOUND sind Anneke Kampman und James Scott. Sie lernten sich 2008 an der Edinburgher Uni kennen. "On Floating Bodies" ist ihr 2. Album, mithin das 1. für das Glasgower Indie-Label "Chemikal Underground". Paul Savage, den man u.a. wegen seiner Arbeiten für und mit THE PHANTOM BAND oder den mächtigen MOGWAI kennt, hat produziert.

Ganz entgegen meiner sonstigen Rezi-Gepflogenheiten werde ich mich in diesem Fall lose am Presse-Info entlanghangeln. Das liegt nicht etwa an mangelndem Enthusiasmus für CONQUERING ANIMAL SOUNDs neues Album (Das Gegenteil ist der Fall), sondern daran, daß das Info so gut ist, so herrlich strukturiert, mit einer "Aufzählung wichtiger Fakten", die ich aufgreifen und nach Lust und Laune ergänzen werde.

1) Der Titel "On Floating Bodies" entstammt der bahnbrechenden Abhandlung von Archimedes zum Thema Hydrostatik. Ist das wichtig, um die Platte zu verstehen? Ich glaube nicht. Aber wie wir alle wissen, entdeckte Archimedes von Syrakus (287 - 212 v. Chr.) das Gesetz über den Auftrieb in Flüssigkeiten. König Hieron von Syrakus hatte sich gerade eine neue Krone schmieden lassen, mißtraute aber der Reinheit des Goldes, aus dem die Insignie hergestellt war. Ohne die Krone zu zerstören, sollte Archimedes herausfinden, ob sie vielleicht mit schnödem Silber gepanscht sein könnte. Knifflig. Bei einem Wannenbad, als er mal wieder die Auftriebskraft an seinem eigenen Körper spürte, kam ihm die Idee, wie er diesen Test durchführen könnte. Über die Idee will ich mich hier nicht weiter ausbreiten, aber Archimedes soll danach "Heureka! Heureka" rufend nackt durch die Straßen gelaufen sein. Schöne Geschichte, bringt mich aber nicht weiter.

2) Jeder einzelne Sound auf dem Album wurde von Kampman und Scott eigens kreiert, aufgenommen, manipuliert, bearbeitet und aufpoliert. Nun sind sie ja nicht die Einzigen, die sowas machen. Der in Brasilien geborene Daten-Verbieger AMON TOBIN z.B. hat ganz empfindliche Mikrofone, mit denen er die Trittgeräusche von Ameisen aufgenommen hat, und dieses filigrane Getrappel hat er dann (neben anderen Samples natürlich) als Sound für einen seiner Tracks benutzt. Ich mit meiner Rock-Sozialisation empfinde eine solche Arbeitsweise stets als leicht hinkendes Äquivalent zum schulmäßig Selbstgespielten in der analogen Doofi-Rockmusik. Gleichzeitig verurteile ich derlei elektrische (im Unterschied zu elektronischen) Ideologien. Wiederum andererseits kann ich eine Menge damit anfangen, daß CONQUERING ANIMAL SOUND bei ihren Liveshows z.B. Fingerschnippen und Rumba-Rasseln loopen und ihrer Musik auf diese Weise ein JETZT-zeitliches Moment angedeihen lassen, ähnlich, wie es Gitarristen tun, wenn sie gerade ein Riff spielen usw.

Grundsätzlich ist dieser Ansatz mühevoll, wofür es gleich mal Fleißpunkte gibt. Freilich reicht er nicht allein aus, um als Elektronik-Künstler automatisch zu einem ganz eigenen, absolut unverwechselbaren Klangpool zu gelangen. Dazu wiederum sind die technischen Möglichkeiten, z.B. aus irgendeinem lahmen Preset etwas MONSTRÖSES zu machen, einfach zu groß. Wie auch immer: CONQUERING ANIMAL SOUND haben es geschafft, im Gewusel des unübersichtlichen Panoramas tatsächlich individuell zu klingen, ohne daß man deswegen gleich denken muß, sie wären autistische Insektenforscher. Manchmal hört man sogar elektrische Gitarren (z.B. bei "Treehouse"), aber nur, wenn man aufpaßt. Die stärksten Akzente setzen allerlei perkussive Geräusche wie z.B. das krispe Klirren eines Schlüsselbundes, Knackgeräusche, klangholzartige Klicks, Claps, pulsierende Baßtrommeln usw. - profane fette Beats? Fehlanzeige. Die Rhythmik aller Tracks auf "On Floating Bodies" ist indirekt und quasi-groovy, also eher nichts für den Dancefloor. Selbst wenn mal irgendwo eine Kickdrum technoid metert (bei A Noise Remains besispielsweise), bleibt dieses Album eine ganz wunderbare Zuhör-Platte. "We like techno, earl grey tea, and running up our electricity bill." steht irgendwo auf ihrer Homepage. Die Harmonien der Tracks auf "On Floating Bodies" werden von an Minimal Music erinnernden, synthesizeroiden Sounds gemacht, alles meticulously gesetzt und mit der Messerspitze portioniert.

3) Die Musik stammt zu gleichen Anteilen von Kampman und Scott (50:50). OK. Bleibt die Frage, wie mißt man das ab? Ich stelle mir vor, wie Anneke Kampman und James Scott vor ihren Macbooks sitzen und sich folgender Dialog entspinnt: "Oh, du hast bei I'll Be Your Mirror so ein Atari-Geblubber, so BLIUBLIUBULLUBULLUBUBBELDI-BUP, reingemacht. Da würde ich jetzt gern noch ein triolisches BZIOUUUUU-frrrrAPP hinzufügen, damit es gerecht bleibt." - "Brauchst Du nicht, denn dieses leicht verstimmte Streichersample und die ganzen KNURPSEL-KNURPSELs bei Gloss sind ja auch schon von Dir." Mit dieser Aussage jedenfalls soll wohl gleich vermieden werden, daß CAS in den Verdacht geraten, so ein Nerd + Chanteuse-Duo zu sein wie z.B. PORTISHEAD (nichts gegen PORTISHEAD!). Live dreht Anneke Kampman, während sie singt, auch an irgendwelchen Geräten rum. OK, alles klar. Habe verstanden.

4) Ja. JAHA. Anneke Kampmans Stimme, noch mehr ihre Phrasierungs- und Modulationsgewohnheiten, erinnern mehr/weniger stark an Björk. Reicht es, wenn ich das an dieser Stelle einmal feststelle und darum kein Gewese mache? Björk ist eine spinnerte Künstlertrine, die ihre besten Zeiten hinter sich hat und die außerdem jeder Arsch kennt, Anneke Kampman sieht eher aus wie eine Mischung aus Buchhändlerinnen-Auszubildende und Indie-Girl, was irgendwie näher an meiner Welt ist. Außerdem sind CAS coole, nichtsdestoweniger (zumindest theoretisch) von vielen, vielen Leuten goutierbare Bescheidwissermusik. Und das liegt eben auch wieder an Anneke Kampmans Gesang, der zwar ultra-charakteristisch und durchaus exaltiert ist, dem ich aber ohne Probleme auch über lange Zeiträume zuhören mag, weil er nicht mit irgendeiner überspannten Elfen-Beklopptheit oder potentiell sich selbst verletzender sexy Niedlichness nervt.

5) Dies ist Popmusik.

6) Dies ist Popmusik.

Steffen Frahm, 25.03.2013

 

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