Corb Lund Counterfeit Blues, New West Records, 2014 |
Corb Lund | Vocals, Acoustic Guitar | |||
Grant Siemens | Guitar, Lap Steel | |||
Kurt Ciesla | Bass, Vocals | |||
Brady Valgardson | Drums | |||
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01. Counterfeiters' Blues | 07.Buckin' Horse Rider | |||
02. Good Copenhagen | 08. Hurtin' Albertan | |||
03. Big Butch Bass Bull Fiddle | 09.(Gonna) Shine Up My Boots | |||
04.Hair In My Eyes Like A Highland Steer | 10. Truck Got Stuck | |||
05. Little Foothills Heaven | 11. Roughest Neck Around | |||
06. Five Dollar Bill | 12. Truth Comes Out | |||
Ein Blueser, der jodelt? Das gibt es nicht, das kann nicht sein. Aber Corb Lund jodelt auf dem Twang-Song Hair In My Eyes Like A Highland Steer seines inzwischen achten Albums wie ein bayerischer Bergfex. Doch das neue Werk des kanadischen Songwriters und der erste Track darauf heißen "Counterfeit Blues" und tatsächlich heult da gleich mal eine Slidegitarre vom Feinsten auf, bevor der Zwölftakter einsetzt. Was zum Teufel ist das also für ein Album?
Um das zu begreifen, lohnt es sich, die Doku-DVD in den Player zu legen. Nicht nur, weil dort erst so richtig klar wird, welch begnadeten Gitarristen und Lap Steeler der in Alberta geborene Lund mit Grant Siemens an seiner Seite hat. Und mit welcher Raffinesse und Lässigkeit die beiden Rhythmusgeber Kurt Ciesla (bass) und Brady Valgardson (drums) die scheinbar schlichten Songs veredeln.
Der knapp dreiviertelstündige Film zeigt vor allem, mit welcher Begeisterung der Vierer nach Memphis gereist ist, um dort in den Sun Studios ein Album „live und ohne overdubs“ aufzunehmen. Innerhalb weniger Tage im Kasten und den Geist von Elvis und den Stax-Größen immer im Nacken. Lund sieht mit seinem Vollbart vielleicht aus wie ein Hillbilly aus dem Norden, aber die meisten Songs, die er auf dem Album singt, würden auch Chris Isaak oder Dwight Yoakam gut anstehen.
Und so ist "Counterfeit Blues" weder ein Blues-Album (tatsächlich sind nur die ersten beiden Tracks Blues-Stücke) noch ein Country-Werk (obwohl die Country-Wurzeln der Kanadier immer wieder durchschimmern), sondern vor allem ein Rockabilly-Gebräu, rauh und direkt, manchmal witzig, häufig mit lässigem Fingerschnippen zu Beginn, bis dann Siemens die Gretsch oder die Telecaster aufheulen lässt.
Auch ein paar seiner älteren Songs hat Lund für dieses Sun-Studio-Projekt wiederbelebt und neu eingespielt. Und der einzige Wermutstropfen ist, dass der Vierer sich vielleicht ein wenig zu sehr von der Ehrfurcht für diese Weihestätte des Rock’n-Roll tragen lässt; so gut die Songs auch gespielt sind, sie klingen doch alle sehr vertraut. Aber es steckt ja zum Glück ein Rebell in Lund, der laut eigenem Bekenntnis zwar endlich in der „major league“ der Musik angreifen will, aber auf seine eigene, nicht am Mainstream ausgerichtete Weise.
Und deshalb wird’s zum Schluss des Albums noch mal richtig gespenstisch. Truth Comes Out ist einer dieser Gänsehauttitel mit unheilvoller Gitarre und knochentrockenen Drums, der von nahenden Stürmen und harten Zeiten kündet, wie ein kalter Wind, der plötzlich über die Prärie weht. Schade nur, dass Lund sich nicht getraut hat, das Bogen-streicht-über- die Basssaiten-Solo, mit dem die Band das Stück live meist eröffnet und die Clubs zum Schweigen bringt, auf die Platte zu bannen. Deshalb: Doku schauen lohnt auch aus diesem Grund.