Corvus Corax Der Fluch des Drachen, Electrola/Universal, 2017 |
Musik: | ||||
Castus | Dudelsack, Schalmei, Cister, Trumscheit, Busine, Gesang | |||
Norri Drescher | Trommeln, Percussions | |||
Gordon Hatz | Trommeln, Percussions, Gesang | |||
PanPeter | Dudelsack, Schalmei | |||
Vit | Dudelsack, Schalmei | |||
Steve The Machine | Drums, Percussions | |||
Jordon | Dudelsack | |||
Gäste: | ||||
Birgit Ines Muggenthaler-Schmack (SCHANDMAUL) | Flöte | |||
Cast: | ||||
Alea der Bescheidene (SALTATIO MORTIS) | Shigeru | |||
Castus | Der König | |||
Holly Loose (LETZTE INSTANZ) | Leander | |||
Ji-In Cho (KRYPTERIA, AND THEN SHE CAME) | Runa | |||
Johannes Steck | Der Erzähler | |||
Katja Moslehner (ex-FAUN) | Prinzessin Marlies | |||
Marcus Gorstein | Adamas, der Schmied | |||
Maxi Kerber | Leandra | |||
Norri | Alchemos | |||
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Audio-CD | ||||
01. Nimmer mehr (Die Ballade von Adamas) | 07. Lied der Liebe (Runa, Adamas & Leander) | |||
02. Gesegnet und hoch geachtet (Der Song von Shigeru) | 08. Ein stolzer mächtiger Krieger (Leanders Song) | |||
03. Die sieben Aufgaben | 09. Das Reich wird mein für alle Zeit (die Prinzessin und der König) | |||
04. Wann werd' ich frei sein (Leandras Lied) | 10. Hab so geliebt (Lied des Feindes) | |||
05. Werd' keinen verschonen (Der Song von Alchemos) | 11. Kommt herbei und feiert mit | |||
06. Wild und frei (die Hexe Runa) | ||||
Um originelle Ideen waren die Könige der Spielleute noch nie verlegen: Der NDH-Ableger TANZWUT, die orchestrale CANTUS BURANUS-Version, die Zusammenarbeit mit dem Schlagwerkensemble WADOKYO...
…und jetzt nach "Die Zwerge" eine erneute Kooperation mit dem Bestseller-Autor Markus Heitz.
"Der Fluch des Drachen" geht noch einen Schritt weiter, wie die Autorenlesungen mit Musikbegleitung. Eine Fantasy Geschichte wird als Musical inszeniert und schon ist eine neue Gattung oder zumindest ein neuer Marketingbegriff geboren: Das Fantastical!
Zum Einstieg gibt es das Hörbuch und eine Audio-CD, im zweiten Schritt natürlich die Bühnenversion. Schauen wir uns das mal im Detail an.
Erst mal beschreibt 'Märchen' den literarischen Beitrag von Markus Heitz wesentlich besser, wie 'Fantasy'.
Es ist eine nette, kleine Geschichte, die kaum eins der gängigen Klischees ausspart.
Angefangen bei den Protagonisten: Es gibt den strahlenden, unverstandenen Helden mit seinen Verbündeten (den Gelehrten aus einem fernen Königreich, die Zauberin) und diverse Gegenspieler (seniler König mit intriganter Tochter, sein Scherge, einen rachsüchtigen Magier, ein böser Drache, Riesen, Strauchdiebe, usw.).
Der Plot selbst ist eine klassische Heldenreise mit zu lösenden Aufgaben, der Rettung des Königreichs und dem Finden der eigenen Bestimmung und der großen Liebe.
Allzu viel Finesse und Tiefgang sollte man hier nicht erwarten. Heitz ist schließlich weder ein Steven Erikson noch ein George R.R. Martin und schon gar kein Tolkien. Muss er aber in diesem Fall auch gar nicht sein, weil der enge Zeitrahmen ohnehin eine straffe Erzählweise fordert. Der Saarländer baut immerhin ein paar kleine Überraschungen ein und bastelt einen hübschen Cliffhanger für die mögliche, beziehungsweise wahrscheinliche Fortsetzung.
Schauspieler Johannes Steck fungiert als Erzähler der Geschichte, die - und jetzt kommen endlich auch CORVUS CORAX ins Spiel - durch musikalische Intermezzi aufgelockert und miteinander verwoben wird. Das Hörbuch enthält lediglich gekürzte Versionen, während sich die kompletten Stücke auf der zusätzlichen (auch einzeln erhältlichen) Audio-CD tummeln.
Quasi jeder Hauptfigur ist ein Lied auf den Leib geschneidert, das sie charakterisiert. Die einzelnen Rollen sind mit bekannten Künstlern aus der Mittelalter- und Schwarzen Szene besetzt, die den Gesang beisteuern. Zudem gibt es ein paar übergreifende Nummern, die grob die Handlung wiedergeben.
"Der Fluch des Drachen" zielt primär natürlich nicht auf die Marktmittelalterklientel oder die bisherigen CORVUS CORAX-Anhänger ab. In erster Linie soll die breite, zahlungskräftige und -willige Masse der typischen Musicalbesucher und Fans von SAT1 TV-Events wie "Die Wanderhure" abgeholt und in den Bann gezogen werden.
Das hat schmissige, eingängige Melodien mit Ohrwurmqualitäten, die mehr Folk- als Mittelaltereinflüsse aufweisen, zur Folge. Das ist Neuland für CORVUS CORAX, gelingt aber in den meisten Fällen ordentlich und der Bestimmung der Stücke angemessen. Ein Abdriften ins Poppige und Schlagerhafte muss man dabei allerdings genauso in Kauf nehmen, wie Abstriche beim Anspruch und der Authentizität. Zudem funktionieren allenfalls Wild und Frei und das abschließende Wer hat euch vom Schmied erzählt (a.k.a. Kommt herbei und feiert mit) außerhalb des Konzepts.
Klar: "Der Fluch des Drachen" ist mehr nach kommerziellen wie nach künstlerischen Aspekten ausgerichtet. Das ist vollkommen legitim, denn auch Spielleute müssen ihre Rechnungen zahlen. Genauso legitim ist es, als Anhänger des Ensembles zu sagen: Den Weg gehe ich nicht mit! Andere Facetten entsprechen eher meinen Vorstellungen!
Das ändert aber nichts daran, dass man neidlos anerkennen muss, dass alle Beteiligten eine gute Arbeit abgeliefert haben. Die Grundidee ist gut, die Qualität stimmt, das Fantastical als solches macht Spaß und mit dem Hörbuch/Audio-Package liegt ein wertiges Produkt vor.
Spannend wird natürlich noch die Bühneninszenierung, vor allem: Wie groß müssen die Hallen sein, in der das Spektakel schließlich aufgeführt wird? Dass es ein Erfolg wird, steht außer Frage…