Curved Air Air Cut, Repertoire Records, 2011 |
Sonja Kristina | Lead Vocals | |||
Eddie Jobson | Electric Violin, Keyboards, Mellotron & Synthesizer | |||
Kirby Gregory | Guitar, Organ & Synthesizer | |||
Mike Wedgwood | Bass & Vocals | |||
Jim Russell | Percussion | |||
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01. The Purple Speed Queen | 05. Armin | |||
02. Elfin Boy | 06. U.H.F. | |||
03. Metamorphosis | 07. Two-Three-Two | |||
04. World | 08. Easy | |||
So, da stand sie nun alleine da, Sängerin Sonja Kristina. Der Rest der Band, die durchaus auf dem Weg war eine feste Größe im Progressive Rock zu werden, hatte sich aus diversen Gründen verabschiedet. Aber mit Gitarrist Kirby Gregory und besonders dem damals 17jährigen Eddie Jobson, ein begnadeter Keyboarder und Violinist, hatte man zu dem Zeitpunkt einen guten Griff getan. So markierte “Air Cut“ in 1973 einen hoffnungsvollen Neuanfang. Im Gegensatz zu sonstigen CURVED AIR Werken geriet ”Air Cut“ etwas rockiger, was der Band aber keineswegs schlecht zu Gesicht stand.
Die Platte beginnt gleich furios mit dem lupenreinen Rocker Purple Speed Queen der auch gut zu DEEP PURPLE oder URIAH HEEP gepasst hätte. Danach geht es aber erst einmal akustisch und folkig weiter mit dem schönen Elfin Boy mit sanften Vocals von Sonja und übergelegtem Synthie-Thema.
Im Zentrum des Albums steht aber zweifellos das zehnminütige Metamorphosis, das wieder alles vereint was CURVED AIR berühmt gemacht hat: Leichte Anleihen bei RENAISSANCE (vor allem in den Piano-Arrangements und den Vokalharmonien), ein gelungene Symbiose von Grand Piano, treibender Orgel, Schwebe-Mittelteil, dezentem Marsch-Rhythmus, Klassik-Anleihen, Elfengesang und feinem Gitarrensolo, das zum Ende mit Rock’n’Roll-Piano und Synthie-Solo ausklingt. Klasse! Manche halten den Song sogar für den besten den die Band je veröffentlichte. Kann ich irgendwie nachvollziehen.
Nach diesem „Monster“ können alle folgenden Stücke eigentlich nur verblassen. Und in der Tat können CURVED AIR das hohe Niveau nur noch ansatzweise im letzten Track Easy halten. Der Song wurde von Sonja alleine geschrieben, und sie macht dabei einen ziemlich guten Job. Leicht soulig kommt das Ganze daher, Eddie Jobson gibt alles am VCS3 Synthesizer und die Vocal-Arrangements sind vom Feinsten.
Und der Rest? Na, ja. World ist eine kurze Hommage an die Musik der 20er Jahre, nicht besonders prickelnd. Der Instrumentaltrack Armin versucht die Thematik von Vivaldi (vom Debüt) aufzugreifen, erreicht aber bei weitem nicht die Intensität. UHF geht anfänglich wie Purple Speed Queen rockig nach vorne, kann sich aber dann nicht entscheiden ob er als Musicalstück enden soll. Und auch Two-Three-Two hätte man sich schenken können. Geboten wird simpler Schunkelrock der zudem noch von Mike Wegdwood (schlecht) gesungen wird.
So bleibt der Gesamteindruck auch 38 Jahre nach der Veröffentlichung von “Air Cut“ sehr zwiespältig. Vier guten bis sehr guten Songs stehen leider einige Ausfälle gegenüber. Das Niveau der ersten drei Werke erreichte die runderneuerte Band also hiermit nicht. Und kurze Zeit später war auch diese Formation schon wieder Geschichte. Das schleichende Ende dieser tollen Band zeichnete sich da bereits ab.