Dave Evans

Sinner

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 01.01.2005
Jahr: 2004

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Dave Evans Homepage



Redakteur(e):

Jürgen Ruland


Dave Evans
Sinner, Cultural Minority/Soulfood, 2004
Dave Evans Lead & Background Vocals
Mark Tinson Guitars, Background Vocals
Dave Hinds Lead & Rhythm Guitars
Mac Drums, Background Vocals
Ngariki Bass, Background Vocals, Lead & Rhythm Guitars, Slide Guitar
Richard Boyle Background Vocals
Trevor Dare Guitars
Simon Croft Lead & Rhythm Guitars, Background Vocals
Produziert von: Mark Tinson Länge: 44 Min 57 Sek Medium: CD
1. Back On The Firing Line7. Turn It Up
2. Rock'n'Roll Or Bust8. Out In The Cold
3. Take Me Down Again9. Go Down Fighting
4. Only The Good Die Young10. Sold My Soul To Rock'n'Roll
5. Sinner11. D.O.A.
6. Carnal Knowledge12. The Thunder Down Under

AC/DC-Fans werden von Neuerscheinungen nicht gerade überschwemmt. Seit "The Razors Edge" (1990) hat es mit "Ballbreaker" (1995) und "Stiff Upper Lip" (2000) gerade einmal zu zwei neuen Studioalben gereicht. Momentan sollen Angus, Malcolm & Co. zwar wieder am Werkeln sein, doch in 15 Jahren kann ein Anhänger der Kängururocker viel Geld sparen. Findige Plattenfirmen suchen stets nach Möglichkeiten um die vollen Geldbörsen um ein paar (Euro-)Dollars zu erleichtern.
In den vergangenen Jahren kramte man deswegen u.a. in der Vergangenheit Bon Scotts und Brian Johnsons. Scotts ruhmreiche Taten vor seinem Einstieg bei den Aussies wurden auf Silberlinge gepresst, das gleiche geschah mit Johnsons Aufnahmen aus seiner Zeit mit den englischen GEORDIE. Ob die Verkaufserlöse ausreichten, um in den Etablissements der Plattenlabels die Wasserhähne zu vergolden, blieb unbekannt.

Ein befreundeter DJ gab mir neulich eine CD zur Hörprobe, von der er meinte mir damit eine Freude zu bereiten. Die Rede ist von "Sinner", dem jüngst veröffentlichten Album eines australischen Sängers namens Dave Evans. Auf dem Digipack prangt mir ein leuchtend gelber Sticker entgegen: "Founding member of AC/DC and original lead singer".
Schauen wir doch einmal in einer Biographie nach, was es dort über ihn zu lesen gibt...
Der Autor Martin Huxley schreibt in seiner im Hannibal Verlag 1996 erschienenen Rockbiographie über die Gebrüder Young & Co.: "... zu dieser Zeit (gemeint ist das Jahr 1974) hatten die Young-Brüder erkannt, dass die Gruppe unbedingt einen neuen Frontmann brauchte, weil die mangelhaften Qualitäten und das überzogene Gehabe im Auftreten von Dave Evans immer weniger zu Malcolms und Angus' forscher Haltung mit ihrer klaren Linie passten. 'Wir schmissen ihn oft von der Bühne', gab Angus später Auskunft. '... ich und Malcolm improvisierten dann zu Boogies und alten Chuck-Berry-Nummern, und die Leute fanden uns ohne ihn besser'. Im August 1974 hatten Malcolm und Angus begonnen, unruhig zu werden. Sie wollten ihren Sänger Dave Evans so bald wie möglich loswerden..." Soweit noch einmal eine kurze Reise in der Zeitmaschine.

Wie heißt es in einem beiliegenden Info-Blatt? Angus und Malcolm Young sprachen bereits von der Eroberung Amerikas, noch bevor ihnen Australien richtig zu Füßen lag. Mit dieser Philosophie wusste Dave nichts anzufangen, und er und AC/DC gingen alsbald getrennte Wege. Mit seiner eigenen Band RABBIT sowie einer kleinen Schauspielerkarriere fand Dave viel Beschäftigung "down under".
Jetzt hat Dave also sein eigenes Album eingespielt. Und angeblich ein astreines Rockalbum der ersten Güteklasse hingelegt. Den Hörer erwartet typischer australischer Rock'n'Roll. Ich denke dabei an ROSE TATTOO, die vor über zwei Jahren noch ein recht passables Album hinlegten.
Trotz meiner Zweifel will ich dem guten Mann eine Chance geben und höre mir die Scheibe an. Einmal, zweimal, dreimal...

Vor vielen Jahren hat mir ein musikalischer Cretin zum Thema AC/DC den Spruch "kennste eins kennst alle" reingereicht. Zupfgeigenhansel, damischer... Doch würd' ich ihn heute von seiner Gretel holen und mit "Sinner" konfrontieren, er liefe wahrscheinlich schreiend zurück in den Wald. Selbst auf die Gefahr einer Begegnung mit der bösen Hexe.
"Sinner" bietet so ziemlich all das was Kritiker den Youngs vor allem in der Vergangenheit gerne vorwarfen, nämlich platte abgedroschene Songs voller Klischees. Nichts gegen Klischees, aber dann bitte in einer gekonnten Darbietung. Und hier liegt der Hase im Pfeffer. "Sinner" bietet eine Art von harter Rockmusik, wie sie wahrscheinlich selbst der größte Depp nicht mehr hören mag [puh, dann ist der Vorredner zum Glück nur der zweitgrößte Depp]. Da wird ein Riff an das andere genagelt, da kreischt und quängelt sich ein überforderter Shouter durch nicht mal mittelmäßige boogie-beeinflusste Rocksongs ohne Groove und einprägsamen Hooklines. Die gestelzten Refrains geben mir den Rest.
"Sinner" fängt mit Back On The Firing Line sogar recht passabel an. Das schleppende Rock'n'Roll Or Bust ist eine schlappe AC/DC-Kopie, der Rest der Scheibe wurschtelt sich durch Songs die bestenfalls einer Amateurcombo beim Straßenfest zur Genüge reichen.
Die dünne drucklose Produktion wird auch durch das Drehen am Lautstärkeregler keineswegs wesentlich erträglicher. So werden die mangelnden Qualitäten nicht einmal durch Bratgitarren überdeckt und zeigen schonungslos auf, dass die Gebrüder Young einst die richtige Entscheidung fällten. In diesem Zusammenhang klingt es schon beinahe makaber wenn man einen Song Only The Good Die Young betitelt.

Wie heißt es im Schlusssong doch so schön? "We are the thunder. The thunder down under". Wer angibt hat mehr vom Leben, aber wenn's halt nur ein laues Lüftchen ist?
Ich lese was von der Bemusterung einschlägiger Bikermagazine. Würde sich die Kubikzentimeterzahl eines Bikes am Härtegrad eines Rockalbums orientieren, hätte man es in diesem Fall mit einem Tretroller zu tun.
Die Verkaufserlöse werden erneut nicht für güldene Hähne ausreichen, aber vielleicht tut's auch eine Wasserpumpe im Garten.

"Sinner" stellt für jeden AC/DC-Fan eine Qual dar und da es bestraft wird wenn man Leuten die sauer verdiente Kohle aus der Tasche zieht, muss ein Urteil gefällt werden: 2 Wochen Holzmichel ohne Bewährung!!!

Jürgen Ruland, 01.01.2005

 

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