David E. Gehlke

Systemstörung - Die Geschichte Von Noise Records

( English translation by Google Translation by Google )

Buch-Review

Reviewdatum: 31.03.2017
Jahr: 2017
Verlag: Iron Pages Books

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Redakteur(e):

Marc Langels


Noise Records
Systemstörung - Die Geschichte Von Noise Records, Iron Pages Books, 2017
von: David E. Gehlke
ISBN: 978-3-940822-10-9
Umfang: 502 Seiten
Preis: 23.90 € zzgl. Versandkosten

In den Anfangstagen der zweiten Welle des Heavy Metal hatten es die Anhänger dieser Musikrichtung nicht einfach. Von der Umwelt im besten Fall schief angeschaut, von den Medien nicht ernst genommen hatten sie es zudem schwer an neue Musik zu kommen. Denn nur sehr wenige der großen Label zeigten Interesse an diesem „Krach“, wie die Musik von Eltern, Bekannten und gefühlt jedem Erwachsenen genannt wurde. Aber in fast allen Länder gründeten sich kleinen Label, die es sich auf die Fahne geschrieben hatten, den zumeist jungen Fans das zu geben, wonach sie verlangten: Heavy Metal!

In den USA denkt man dabei natürlich an Metal Blade (berühmt durch die Reihe der “Metal Massacre“-Sampler) und Megaforce (veröffentlichten bekanntlich “Kill ‘Em All“ von METALLICA), in Frankreich brachte Black Dragon Records den Fans Bands wie SAVAGE GRACE, MANILLA ROAD, HEIR APPARENT oder CANDLEMASS nahe und in Deutschland gebührt das Lob dafür, diese Musik gefördert zu haben Noise Records und deren Chef Karl-Ulrich Walterbach. Höchste Zeit, dass diesem Label dann auch die entsprechende Würdigung zuteil wird – und darum hat sich der amerikanische Journalist David E. Gehlke nun verdient gemacht.

In mühevoller Kleinarbeit und sehr detailliert zeichnet er dabei zunächst anhand der Person und Geschichte von Karl-Ulrich Walterbach, der aus dem Hausbesetzer-Milieu kam und zunächst eine Plattenfirma für Punk-Veröffentlichungen von Bands wie SLIME gründete, die Vorgeschichte von Noise Records. Dabei mag man nicht alle seine Einschätzungen teilen – wie zum Beispiel, dass die Rote Armee Fraktion keine wirkliche Bedrohung für die Bundesrepublik darstellte, aber diese Teile der Geschichte mögen denn auch eher für die Leser im Ausland interessant sein, um die Stimmung zu verstehen, die Ende der 1970er Jahre herrschte, als der Hausbesetzer Walterbach anfing Punk-Konzerte und dann auch –Plattenaufnahmen zu organisieren. Und es ist an mancher Stelle auch zu kleinteilig beschrieben, so dass man sich beim Lesen schon dabei ertappt, in den ersten Kapiteln über Walterbach einige Passagen nur zu überfliegen.

Denn der wahre Schatz, das sind dann die ausführlichen Kapitel über die zahlreichen bedeutenden Bands, die ihre Musik bei Noise Records veröffentlicht haben. Den Anfang machen dabei die Schweizer HELLHAMMER, die Vorläufer von CELTIC FROST. Damit packt Gehlke natürlich auch direkt ein „heißes Eisen“ an, denn jeder Metal-Fan hat natürlich von den späteren Streitigkeiten zwischen Tom Gabriel Fischer und Walterbach irgendwo schon mal gelesen oder gehört – und beide Seiten kommen hier auch dazu, ihre jeweilige Sicht der damaligen Situation darzustellen. Denn das Buch beruft sich nicht auf Sekundärquellen wie andere Metal-Publikationen. Vielmehr hat Gehlke insgesamt mehr als 75 Interviews mit den Musikern, Kollegen aus der Musikindustrie, Mitarbeitern von Noise aber auch Walterbach geführt.

Diese führen dazu, dass “Systemstörung – Die Geschichte von Noise Records“ geradezu zu einem Pflicht- und Standardwerk für alle Metalheads wird. Denn hier werden die Anfangstage von so bedeutenden Bands wie GRAVE DIGGER, HELLOWEEN, KREATOR, RUNNING WILD, TANKARD oder auch VOIVOD noch einmal nachgezeichnet – inklusive der Einschätzung von Walterbach zu der jeweiligen Musik und der Band. Hier wird kein Blatt vor den Mund genommen, wenn es um Gerichtsprozesse, Vertrags-Streitigkeiten, verpfuschte Tourneen oder desaströse Stilwechsel geht. Und auch solch vermeintliche Randerscheinungen wie ROSY VISTA sind Gehlke hier ein – zugegeben recht kurzes – Kapitel wert. Offen und ehrlich wird die Geschichte des Labels von 1983 bis 2007 erzählt. Dabei lockern insgesamt 225 – zum Teil nicht immer vorteilhafte - Fotos das Lesevergnügen auf. Das Artwork für das Buch stammt übrigens von Michael „Away“ Langevin (VOIVOD), das Vorwort hat BLIND GUARDIAN-Frontmann Hansi Kürsch übernommen.

Heavy Metal-Fans werden an “Systemstörung – Die Geschichte von Noise Records“ ihre helle Freude haben. Dabei wird einem noch einmal bewusst – wenn man es denn nicht schon längst wusste – wie viele bahnbrechende Alben und einflussreiche Künstler Walterbach für Noise Records unter Vertrag genommen hatte. Es ist sicherlich nicht zu hoch gegriffen, wenn man sagt, dass die Geschichte dieser Musik – und insbesondere die des deutschen Heavy Metal – ohne Noise Records sicherlich ganz anders verlaufen wäre. Und alleine dafür sollte man Walterbach und seinem Label

Marc Langels, 30.03.2017

 

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