David Ramirez

We're Not Going Anywhere

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 12.09.2017
Jahr: 2017
Stil: Americana

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Redakteur(e):

Holger Müller


David Ramirez
We're Not Going Anywhere, Sweetworld Music, 2017
David RamirezVocals, Guitar
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Produziert von: Sam Kassirer Länge: 39 Min 30 Sek Medium: CD
01. Twins06. Stone Age
02. Watching From A Distance07. Telephone Lovers
03. People Call Who They Wanna Talk To08. Villain
04. Time09. Eliza Jane
05. Good Heart10. I'm Not Going Anywhere

Ein wirklich gutes Album ist wie ein gutes Buch. Das erste Kapitel muss neugierig machen, wie es weitergeht. Und am Schluss muss die Geschichte krachen oder tragisch enden, Freude oder Tränen hinterlassen. So wie einst "Born To Run" oder "Darkness On The Edge Of Town"

David Ramirez würde sicher nicht behaupten, dass er der neue Bruce Springsteen sei. Und von der Melodramatik der schwülen Sommernacht, die der Boss auf "Born To Run" einst beschwörte, ist "We're Not Going Anywhere" weit entfernt. Aber "Darkness..." höre er gerade tatsächlich häufig, erzählte David Ramirez jüngst einer englischen Zeitung. Und ähnlich wie Springsteens Seelensuche Ende der Siebziger blickt sich auch der Halb-Mexikaner Ramirez verzweifelt um und erkennt sein eigenes Land im Schatten von Donald Trump nicht mehr. Wo ist es geblieben, das Amerika, das sein Good Heart verloren hat?

Twins heißt das erste Kapitel, der erste Song auf diesem Album, und es hört sich an, als starte jemand tief in der Nacht am Rand der Wüste den Motor in der Hoffnung, mit dem Morgengrauen in einer besseren Gegend gelandet zu sein. Gitarren hallen verzerrt durch die Nacht. Der Wind heult. Und Ramirez singt wie der ältere Bruder von Ryan Adams: "We lost the Twins. There she goes. Goodbye America."

Was dann folgt, ist eine gelungene Mischung aus Springsteen (dem Folk-Sänger, nicht dem Rocker), Brian Fallon und David Gray. Americana ungeschminkt. Watching From A Distance ist der Song für den Rastplatz oben in den Rockies, wenn der Blick zum ersten Mal wieder weit schweifen darf. Time die leise Piano-Ballade am Abend vor dem Motel mit der Bierdose als letztem Freund ("I've got nothing but time..."), Good Heart der fatalistische Singalong für den Gestrandeten in der Kneipe: "I've got money problems, which lead to drinking problems. Those to turn to sleeping-all-day-problems, which make me wanna do it all over again..."

Jedes gute Buch, jedes gute Album braucht dazu in der Mitte einen Schlag in die Magengrube, ein Backstreets, unerwartet, heftig und leidenschaftlich. Stone Age heißt Ramirez kleines Meisterwerk. Das Intro erinnert kurz an Shine On You Crazy Diamond, dann klagt Ramirez Uncle Sam und Lady Liberty an: "Giva a man freedom, and he'll sit in a cage. Give him opression, and he'll write about it on an internet page..." Und dann: "Where's the light? Where's the light that was promised me? We threw the baby out with the bathwater..."

Aber keine Sorge, dies ist kein Suizid-Album, kein Country-Noir für die Hoffnungslosen. David Ramirez will nur den künstlichen Glitzer und das Make-up aus Amerikas Gesicht reiben und die ungeschminkte Wahrheit zeigen. Denn wirklich entkommen kann er ja doch nicht. Und deshalb ist der Schluss des Albums dickköpfig, tragisch, grandios. Mit leiser und verrauchter Stimme stemmt sich Ramirez gegen den größten Gegner: "I'm not going anywehre. You can bury me in the ground or spread my ashes - I don't care. I'm not going anywhere..." Hear that, Donald Trump?

Holger Müller, 10.09.2017

 

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