Dayna Kurtz Rise And Fall, Kismet Records, 2015 |
Dayna Kurtz | vocals, guitar | |||
Robert Mache | guitar | |||
David Richards | bass | |||
Peter Vitalone | keyboards, accordion | |||
Dan Rieser | drums | |||
Ethel | strings | |||
Keren-Ann | vocals | |||
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01. It's How You Hold Me | 06. Yes, You Win | |||
02. You're Not What I Need | 07. Far Away Again | |||
03. Raise The Last Glass | 08. A Few Confessions | |||
04. If I Go First | 09. The Hole | |||
05. Eat It Up | 10. You'll Always Live Inside Of Me | |||
Wenn ein(e) Künstler(in) von einem "besonders persönlichen Album" spricht, ist erst einmal Vorsicht geboten. Häufig heißt das nur, es fehlt das Geld für eine Band, und deshalb resultiert nur ein leises Album mit sparsamer Instrumentierung. Oder es fehlt die Plattenfirma, und deshalb ist die innere Einkehr angesagt. Oder beides...
Dayna Kurtz ist keine Künstlerin, die es Plattenfirmen leicht macht. Ihre Songs sind oft sperrig, Hitparadenmaterial gibt es nicht, dafür unerwartete Akkordwechsel, "open tuning", Jazz- und Klassikelemente, das Spiel mit Soul und Folk und über allem thronend ihre herbe Stimme, die einen Verlust so unendlich traurig und ein gebrochenes Herz so herzergreifend beschreiben kann.
Und genau deshalb sollte man Kurtz ernst nehmen, wenn sie über ihr inzwischen siebtes Studioalbum "Rise And Fall" sagt, es sei während der schmerzhaftesten, turbulentesten und zugleich schönsten Jahre ihres Lebens - die vergangenen vier nämlich - entstanden. Jahre, in denen sie von der Ostküste nach New Orleans umgesiedelt ist und Erfahrungen und Ideen gesammelt hat, die - wieder einmal - einer Joni Mitchell oder einer Rickie Lee Jones würdig sind.
Der Einfluss der "Cescent City" ist insbesondere in den ersten drei Songs zu spüren; dem sehnsuchtsvollen Country-Walzer It's How You Hold Me, der Soul-Ballade You're Not What I Need (But You're All That I Want), sowie dem mit Widerhaken versehenen Slow-Rocker Raise The Last Glass.
Danach wird es plötzlich ruhig - gespenstisch ruhig. If I Go First ist der erste von mehreren Songs, "die auch für eine Beerdigung geeignet wären", wie Kurtz selbst sagt. Fast wie in Trance singt sie dieses "Liebeslied aus dem Grab". The Hole nimmt mit einer einsamen Violine die umgekehrte Perspektive ein: Die Sängerin verarbeitet den Tod ihres Vaters und sein Begräbnis im ländlichen Vermont.
Ein wenig fehlt es dieser zweiten Albumhälfte neben diesen "funeral songs" an Liedern, welche die manchmal fast erdrückende Langsamkeit wieder auflösen. Den Swing von New Orleans tauscht Kurtz gegen eine fast Kunstlied-haft anmutende Atmosphäre ein. Da ist es dann nur konsequent, dass sie zum Schluss auch das einzige Cover, die Bobby Charles-Ballade You'll Always Live Inside Of Me, mit leise pluckernder Gitarre auf ihren Kern reduziert und ein Stück fast wie zur guten Nacht daraus macht. In das sich wie aus dem Nichts plötzlich eine Vielzahl von ergreifenden Harmoniestimmen mischt. Tröstlich, dass dieser Song das Album mit einer seelenstärkenden Botschaft beendet.