Days Between Stations

Days Between Stations

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 27.03.2008
Jahr: 2008

Links:

Days Between Stations Homepage



Redakteur(e):

Jürgen Gallitz-Duckar


Days Between Stations, Bright Orange Records, 2008
Sepand SamzadehLead & Rhythm Guitars, Synthesizer, Effect Pedals, Vocoder
Oscar Fuentes BillsPiano, Synthesizer, Programming, Fender Rhodes, Bass
Gäste:
Jon MattoxDrums, Percussion, Sound Design
HollieVocals
Jeffrey SamzadehVocals
Vivi RamaBass, Effect Pedals
Jason HemmensSaxophone
Sean ErickTrumpet
Kevin WilliamsTrombone
Jeremy CastilloSlide-, Jazz-, Classical Guitars, Effect Pedals
Marjory FuentesVoice
Produziert von: Days Between Stations & Jon Mattox Länge: 56 Min 21 Sek Medium: CD
01. Requiem For The Living (13:26)02. Either / Or (7:33)
03. Intermission 1 (2:13)04. How To Seduce A Ghost (4:55)
05. Radio Song (4:23)06. Intermission 2 (1:36)
07. Laudanum (22:13)

Eine langsame Kamerafahrt über eine großstädtische Straße nachts um 3.30 Uhr. Verhuschte Bilder von blinkenden Lichtern, ein paar einsame Autos. Schnitt. Blicke aus dem Zugfenster in den Novemberregen. Mast an Mast zur Stromerzeugung, doch für dich zählen sie die Zeit. Die Zeit zwischen den Stationen Abfahrt und Ankunft. Die Zeit zwischen Gestern und Heute. Zwischen Hoffnung und Trauer.

DAYS BETWEEN STATIONS haben zurecht einen sehr bildhaften Namen gewählt. Die Melancholie, die ich sofort beim Lesen des Namens empfunden habe steckt in ihrem Projekt auch drin. Wunderbare, elegische bildermalende Großstadt-Melancholie. Die Art Melancholie die dich danach durchatmen lässt, weil diese innere Katharsis einfach ab und zu sein muß, um dem Leben in all seiner bunten Idiotie gegenübertreten zu können.

Schon die ersten sechseinhalb Minuten Intro ins erste Stück verführen mit einer mystischen Atmosphäre die man in sich spüren muss um vom Geheimnis der Band zu kosten. Die große Elegie in Streicherklängen gefangen trägt langsam und unwiderstehlich ins Album. Ein cineastisches Epos ohne jeden Bombast und doch mit der großen Geste. Requiem for the living passt als Titel wie die Faust aufs Auge, denn all die herumkriechenden ferngesteuerten Kreaturen unserer sinnentleerten Medienwelt kann man eigentlich nur noch mit einem schönen Requiem bedenken um ihnen noch ein letztesmal etwas Gutes zu tun. Und mit diesen phantastisch schönen Klängen sich selber erst recht.

Danach kommt der einfach unvermeidliche Vergleich, um den man bei atmosphärischen Alben sowieso oft nicht herumkommt. Watersgilmourwrightmason standen Pate für Either/Or. Either die Animals or The Great Gig In The Sky - da seh ich die inspiratorischen Eckpunkte des in seiner Mischung trotz Anleihen ebenso faszinierendem Werk.

Doch nicht nur die großen Gemälde stehen auf dem Plan. Ungeschwindelt ehrlich - Radio Song heißt so und ist einer. Wäre einer gewesen, ca. 1982 als Wave-Sound eine kurze Weile lang en vogue war. Die wavige Handschrift von damals, den guten Klang von heute...sollen wir hoffen, dass das ein Radio-Hit 2008 wird ? Ein sehr gelungener Stil- und Atmosphärenbruch hier auf dem Album und das ist den beiden Herren gar nicht hoch genug anzurechnen in Zeiten wo alles schön marktkonform einheitlich serviert werden muß, um nur ja die armen Öhrchen der Hörer nicht aus ihren vorprogrammierten Erwartungshaltungen zu wecken. Apropos Ehrlichkeit, Intermission heißt Zwischenspiel und solches findet man bei den beiden Titeln auch. Sprachsample-gespickt bei Nr.1, elektronisch düster bei Nr. 2.

Laudanum (in Alkohol gelöstes Opium) war eine im 19.Jahrhundert sehr beliebte Methode in Rausch zu verfallen. So einige Schrifsteller ließen sich davon inspirieren, erreichten es aber dank exzessivem Dauergebrauchs, damit eher den Nullzustand ihrer Kreativität herzustellen. Laudanum hier ist das längste Stück. Nicht gar so rauschhaft, dafür auch nicht schädlich und noch ein letztesmal tief aus dem Kreativkessel schöpfend. Das letzte Epos, das sich erst jazzgewürzt durch Bläsereinlagen zeigt, um sich in leidenschaftlich steigernden Gitarrensoli zu verlieren, bevor es abbricht und postmodern erhaben mit Trompete und Akustikgitarre dem Sonnenlicht des nächsten Tages zustrebt.

Fuentes und Samzadeh legen hier ein Füllhorn an Stimmungen mit diesem instrumentalen Erstlingswerk vor. Diese Musik schreit nach Verwendung in guten Filmen. Kluge psychologische Thriller oder intelligente Science Fiction Filme könnten von diesen stark bildhaften Klängen profitieren. Bis der erste Regisseur das mitbekommen hat, sollten vorher schon einmal alle Art-Rock Genießer es sich zulegen. Verzaubert die Abendstimmung, garantiert. So gut wird Hollywood nie werden.

Nach PINEAPPLE THIEF's neuem Werk das nächste große Album 2008. Liebhaber von ersterem sollten hier übrigens erst recht nicht zögern.

P.S: Wie schon oft möchte ich im Nachklapp noch aufs Cover zu sprechen bekommen. Sepand Samzadeh hat da höchstselbst zum Pinsel gegriffen und damit einem wahrhaft ambitioniertem musikalischen Werk noch sein klischeefreies kongeniales Gesicht gegeben.

Jürgen Gallitz-Duckar, 27.03.2008

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music