Nachdem Ian Gillan im Vorfeld zum 2017er "inFinite“ Album die Gerüchteküche mit einer möglichen „Long Goodbye“ Tour befeuert hatte und auch der Albumtitel in diese Richtung deutete und von Gillan nicht wirklich dementiert wurde (was sich ja dann auch tatsächlich nicht bewahrheitet hat) sind die „rüstigen Rentner“ beinahe produktiver als je zuvor und hauen ein Album nach dem anderen raus.
Kurz mal durch eine Pandemie ausgebremst und mit einem dürftigen Notnagel (IMHO) überbrückt, steht nun das nächste, mittlerweile sage und schreibe dreiundzwanzigste Studioalbum und die werweißwievielte (mit einem ev. zukunftsweisenden Titel?) „=ONE MORE TIME“-Tour vor der Tür.

Zugegeben, die letzten drei Alben (den Notnagel vergessen wir hier mal) "Now WHAT?!“ (2013), "inFinite“ (2017) und "Whoosh!“ (2020) verkauften weltweit über eine Million Exemplare und erreichten erste Plätze in den Albumcharts, aber von der vorab vollmundig ausgegebenen Losung: „Let’s make a rock record“ ist am Ende des Tages nicht viel übrig geblieben. Zumindest nicht in der Form, wie es sich alte Purpleaner erhofft hatten, von dem ein oder anderen Quotensong mal abgesehen.
Mit den drei Videosingles Portable Door, Pictures Of You und Lazy Sod gab die Band ab Ende April einen Vorgeschmack auf das, was da zu erwarten war, und das war durchaus vielversprechend, denn statt einem Vorzeigerocker waren es diesmal immerhin schon drei und das sollte es diesmal wirklich noch nicht gewesen sein.

Auffällig dabei ist die durchgängig knackige Gitarrenarbeit, harte Riffs, schneidende Soli und weniger verspielte Kompositionen wobei wir beim Thema wären und das heißt Simon McBride, einem fünfundvierzigjährigen Gitarristen, Sänger und Songwriter aus Belfast, der auch als Gastdozent für Musik und Gitarre tätig ist.
McBride vertrat 2022 den aus familiären Gründen abwesenden Steve Morse bei Live-Auftritten und ist seitdem fester Bestandteil der Band, da Morse seinen endgültigen Rücktritt bekannt gab. Mit ihm tritt die Band nun in eine neue Ära Mark VIII ein.

Foto: Jim Rakete/earMUSIC via Networking Media

Der bekennende Satriani Fan McBride begann seine Karriere bei der Belfaster NWoBHM Band SWEET SAVAGE als Ersatz für Gründungsmitglied Vivian Campbell der zu DIO wechselte. Nach dem zwischenzeitlichen Ende der Band zum Millennium wechselte er zu Andrew Strong (THE COMMITMENTS) und begann 2008 eine erfolgreiche Solokarriere.
Lange Rede, kurzer Sinn, ob Simon McBride für die willkommene Frischzellenkur verantwortlich ist, kann vielleicht die „Making Of“ DVD der Deluxe Edition aufklären, die liegt mir jedoch nicht vor, so dass ich hier nur mutmaßen kann, aber ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage: sehr wahrscheinlich.

Alle für einen und einer für alle, wie oben so auch unten, alles summiert sich zu eins: "=1“. Ob DEEP PURPLE die Bedeutung des mysteriösen Albumtitels selbst verstehen und uns Sterblichen irgendwann offenbaren, bleibt abzuwarten, ist aber auch nicht weiter wichtig.
Wichtig ist nur, dass ihnen auf ihre alten Tage doch noch einmal ein famoses Rock-Album gelungen ist, welches endlich wieder zum Mitwippen und Kopfschütteln animiert und sich durchaus in den Reigen der Traditionsalben einreihen kann.

Das Album erscheint in allen nur Möglichen normalen und limitierten Editionen, mit und ohne DVD, mit diversen Gimmicks, Box Sets, Doppel-LPs, Picture Discs, sogar Kompaktkassetten und so weiter und so fort, da ist sicher für jeden Geschmack und Geldbeutel was dabei. Die komplette Auswahl gibt es exklusiv im offiziellen Album-Store, viel Spaß beim Stöbern.