Titel
01. 7 And 7 Is
02. Rockin' Pneumonia And The Boogie Woogie Flu
03. Oh Well
04. Jenny Take A Ride!
05. Watching The River Flow
06. Let The Good Times Roll
 
07. Dixie Chicken
08. Shapes Of Things
09. The Battle Of New Orleans
10. Lucifer
11. White Room
12. Caught In The Act (Medley)
Musiker Instrument
Ian Gillan Singer
Ian Paice Drums
Roger Glover Bass
Steve Morse Guitars
Don Airey Keyboards

Ich bin seit fast fünfzig Jahren DEEP PURPLE Fan, für mich ist die Band die Mutter allen Hard und Heavy Rocks, ich verbinde mit ihr Klassiker wie Highway Star, Fireball, Burn oder die Ikone für die Ewigkeit Smoke On The Water. “Made In Japan“ war meine erste selbst gekaufte LP, ich habe beinahe alle Marks XYZ (außer Mark I) zigmal live gesehen und deshalb nehme ich „Turning To Crime“ persönlich.

Auf der verschweißten CD prangt ein Aufkleber: „Warning! Contains Covers – 100% DEEP PURPLE“, wenn dem so wäre, wäre alles gut, ist es aber nicht.
Angeblich hat man wegen Coronaauflagen nicht vernünftig proben können und deshalb der Einfachheit halber Lieblingssongs der Bandmitglieder quasi im Homeoffice gecovert und die einzelnen Tonspuren danach zusammen gemischt. Soweit, so gut.
Das so was funktioniert haben andere Bands mit weniger Möglichkeiten bereits vorgemacht, also warum nicht. „Unter 100% DEEP PURPLE“ erwarte ich dann allerdings auch Songs, die von ihrer Art her zur Band, Stil und Image passen und nicht derart zusammengewürfeltes krudes Zeugs.
Wenn mir die Songs wenigstens im Original gefallen würden, könnte ich vielleicht mit den Arrangements was anfangen, denn technisch, musikalisch und von der Produktion her sind sie, wie von Bob Ezrin gewohnt, über jeden Zweifel erhaben. Leider ist das nur in wenigen Ausnahmen der Fall, bei dem Rest danke ich Philips für eine Skiptaste. Wie eine adäquate Auswahl hätte aussehen können, zeigt das Medley am Schluss.

Das vorletzte Album „Infinite“ wurde hinter vorgehaltener Hand quasi als Abschiedsalbum gehandelt, was es dann nicht war, aber vielleicht hätte es dies sein sollen, denn auch der Nachfolger „Whoosh“ konnte nicht wirklich überzeugen. Mit “Turning To Crime“ hat man nun aus meiner, rein subjektiven, Sicht den absoluten Tiefpunkt erreicht, es kann also nur besser werden.
Vielleicht braucht es ja einen jungen Wilden als zukünftigen Produzenten, der dem alten Spirit noch einmal frischen Wind einhauchen kann, Bob Ezrin vermag es vermutlich nicht, wie man ja auch beim letzten Alice Cooper Album feststellen musste.

Bereits auf den letzten Alben konnte man das ein oder andere überflüssige Cover finden und so ist „Turning To Crime“ vielleicht eine logische Konsequenz, welche Konsequenzen die Fans daraus ziehen werden, bleibt abzuwarten.

Redakteur: Ralf Frank

Foto: ear Music via Networking Media

Fordert hier tatsächlich jemand die Höchststrafe für DEEP PURPLE? Das ist wirklich völlig übertrieben und muss absolut nicht sein. Die Jungs haben sich lediglich aus lauter Langeweile auf fremdes Terrain begeben und Songs von anderen Künstlern gestohlen.
Das lassen wir mal unter Bagatellvergehen laufen. Halb so wild. Denn sie haben es schließlich aus guter Absicht getan und wollten ihren Fans eine Freude bereiten. Während des vergangenen Corona Lockdown Winters saßen wir ja alle zusammen irgendwie in Haft. Das schweißt zusammen. Und jetzt kommt das Ergebnis: "Turning To Crime"

Im Winter 2020 zu Hause eingeschlossen haben sich Gillan, Glover, Paice, Morse und Airey ein Dutzend alter Nummern zur Brust genommen und sie ohne ellenlange Diskussionen mittels moderner, digitaler Hilfe auf Festplatte gebannt. Jeder Musiker hatte das gleiche Recht und durfte Songs vorschlagen. Lieder die jedem einzelnen in irgendeiner Art und Weise etwas bedeuten.
Wir treffen auf eine relativ kuriose Mixtur, die unterm Strich allein schon wegen Gillans Stimme, Paiceys Drums und Morses Gitarre stets nach DEEP PURPLE klingt, gelegentlich sogar relativ überraschende und unerwartete Wendungen nimmt, aber am Ende des Tages auch manche langweilige Interpretation zu Tage fördert. Die gute alte LITTLE FEAT Nummer Dixie Chicken beispielsweise und auch das fabelhafte White Room von CREAM klingen in PURPLEs Händen eher belanglos. Wohingegen FLEETWOOD MACs Gassenhauer Oh Well erfreulicherweise ziemlich hart und explosiv daherkommt, aber kritisch beäugt sehr nah am Original klebt.

Dagegen machen solche simplen und mitreissenden Oldies wie Rockin' Pneumonia And The Boogie Woogie Flu, Jenny Take A Ride und das unverwüstliche Let The Good Times Roll richtig Freude, weil die Jungs hier so klingen als seien sie richtig gut drauf und mit dieser unbekümmerten Attitüde die Songs mit ihrem noch verbliebenen jugendlichen Elan infizieren. Das passt ganz wunderbar zusammen, zumal hier auch Gillans Stimme merklich unangestrengt zur Geltung kommt. Eine betagte Folk-Nummer wie The Battle Of New Orleans wiederum passt allerdings so gar nicht in den PURPLE Kosmos hinein. Das klingt fast nach einer amüsanten Fingerübung.
Das erfrischend aufbrausende Bob Seger Cover Lucifer aus dem Jahre 1970 passt dann wieder wie die Faust aufs Auge und versöhnt mit dem einen oder anderen kleinen Fehltritt auf diesem Album, das in allerbester Absicht aufgenommen wurde und am Ende mit dem fett rockenden Potpourrie Caught In The Act einmal mehr zeigt, dass PURPLE immer noch das Zeug haben verdammt gut zu klingen. Die Kaution für unsere Gaunerbande wurde inzwischen auch hinterlegt und die Jungs sind bereits wieder auf freiem Fuß. Bereit für neue Schandtaten.

Redakteur: Frank Ipach

Foto: ear Music via Networking Media

Wenn man nicht mehr weiter weiß... bildet man 'nen Arbeitskreis. Auf Rockbands übertragen: Nehmen wir einfach ein Album mit Coverversionen auf. Das ist nicht per se strafbar. Beispielsweise HAYSEED DIXIE, HELLSONGS oder die RED HOT CHILLI PIPERS, die Originale aus dem Rock oder Metal in völlig andere Genres überführen. Da braucht es keine mildernde Umstände. Da ist eine ehrfürchtige Verbeugung und die Absolution angesagt, denn das ist in der Regel originell und unterhaltsam.

Wenn eine Rockband allerdings Rocksongs covert, dann sollten sie entweder völlig anders klingen, die eigene Identität eines Künstlers herausstellen oder zumindest nicht schlechter sein als die Originale. Ansonsten schenkt man sich die Aktion besser. Hätte vielleicht mal jemand Gillan & Co. stecken sollen.

Bei allem Respekt: DEEP PURPLE sind weder RUSH noch DREAM THEATER, die sich so einen Spaß alleine aufgrund der überragenden technischen Fähigkeiten der Protagonisten mal zwischendurch erlauben können. Nicht falsch verstehen: Bei PURPLE spielen keine Pfeifen, aber State Of The Art - oder anders gesagt: Erste Liga - ist heute nicht mal mehr ein Steve Morse.

Verschärfend kommt eine mäßige (Oh Well, Shapes Of Things) bis saumäßige (Dixie Chicken) Songauswahl dazu. Endgültig zum Affen machen sich DEEP PURPLE dann im Big Band-Sound mit der Ray Charles-Nummer Let The Good Times Roll und als Möchtegern-Folker mit Lonnie Donegans The Battle Of New Orleans.

CREAMs White Room ist der einzig halbwegs erträgliche Song des Albums. Die Nummer kann wohl auch nur Clapton selbst mit einer Akustikversion wie bei Layla gegen die Wand fahren.

Was für eine erbärmliche, uninspirierte Veröffentlichung! Wenn ich mich zwischen Helene Fischer, Ramon Roselly und DEEP PURPLE entscheiden müsste... Diese DEEP PURPLE würde ich definitiv nicht nehmen!

Redakteur: Martin Schneider

Foto: ear Music via Networking Media

Ich weiß jetzt nicht so genau, wer die Nachwuchsband hier ist, aber der Drummer gefällt mir auf alle Fälle schon mal ganz gut. Wie der 7 And 7 Is vorantreibt, das kommt schon gut. Der Gitarrist hat hörbar Feeling, aber man muss ihn zwingend bremsen, sonst schlappt der gern aufs Gas-Pedal und drückt dieses bis zum Bodenblech durch. Oder aus was die Karren heutzutage sind…
Der Sänger ist offensichtlich ein älteres Kaliber, was aber zu solch alten Kamellen, wie Rockin' Pneumonia And The Boogie Woogie Flu durchaus passt. Gehört ohnehin zu meinen Lieblings-Boogie-Woogie-Stücken. Auch wenn es der Pianist ein bisschen übertreibt und sich nicht zu schade ist, mal kurz das Smoke On The Water-Thema mit einzubringen. Was da DEEP PURPLE wohl dazu sagen?

FLEETWOOD MACs Oh Well, ja, zweifellos ein Hammer-Song. Singen kann das zwar jeder, aber an das Flair des Originals kommen im Allgemeinen wenige ran. Der Gitarrist hat hörbar Feeling, aber.., ach so, hatten wir schon. Naja, hier übertreibt er erneut, auch wenn seine Technik natürlich beeindruckt. Mitch Ryders Jenny Take A Ride ist ein weiterer meiner All-Time-Faves und das mag ich gar nicht, wenn man da so einen Heavy-Gitarren-Sound einbringt und diesem R&B sein Flair nimmt. Die Orgel kommt gar nicht so schlecht, aber mehr Gutes kann ich hier nicht finden.
Wenn es jemand interessiert: Die beste Version von Dylans Watching The River Flow stammt von Steve Gibbons. Meiner bescheidenen Meinung nach. Komisch hier klingt der Sänger fast ein bisschen wie Ian Gillan. Beim folgenden, auf Swing gemachten, Let The Good Times Roll auch. Täusche mich bestimmt. Nett und wenn ich wieder mal spät heim komme, lege ich's vielleicht sogar nochmal auf.

The Battle Of New Orleans finde ich ja prinzipiell einen netten Song und wenn Johnny Horton denn singt, gefällt mir das auch. Hier wirkt die Nummer irgendwie unfreiwillig albern. Nee, das kann dann doch nicht Ian Gillan gewesen sein. Auch wenn es bei White Room wieder nach ihm klingt.
Das klingt durchaus bemüht und erneut gefällt mir der Drummer ziemlich gut. Aber, mal im Ernst: Wer braucht eine zu glatt-gebügelte Version von dem CREAM-Klassiker? Ähnliches trifft auch auf Shapes Of Things zu. Was am Schluss unter Caught In The Act firmiert, ist ein Instrumental-Sammelsurium aus I'm Going Down, Green Onions, Hot 'Lanta (ALLMAN BROTHER'S BAND), Dazed And Confused (LED ZEPPELIN) und weiterer Auszüge aus Rockklassikern. Wahrscheinlich als Androhung auf ein weiteres Album.

Ansonsten, was soll man sagen? Vielleicht wird aus den Typen ja noch was, wenn sie ein paar eigene Nummern schreiben, der Gitarrist sich etwas bremst und mehr mit, als gegen den Keyboarder agiert und sie den Drummer halten können. Beim Sänger werden sie über kurz oder lang wohl Ersatz brauchen. So ewig wird dem seine Stimme nicht mehr halten.

Redakteur: Epi Schmidt

Foto: ear Music via Networking Media

 

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