Del Amitri Waking Hours, A&M Records, 1989 |
Iain Harvie | Guitars, Mandolin, Banjo | |||
Justin Currie | Vocals, Bass | |||
Paul Tyagi, Stephen Irvine | Drums | |||
Andy Alston | Piano, Organ | |||
Julian Dawson | Harmonica | |||
Blair Cowan | Accordion | |||
Caroline LaVelle | Cello | |||
Will Mowat | Keyboards | |||
Michael Slaven | Guitars | |||
James O'Malley | Bass | |||
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01. Kiss This Thing Goodbye | 06. When I Want You | |||
02. Opposite View | 07. This Side Of The Morning | |||
03. Move Away Jimmy Blue | 08. Empty | |||
04. Stone Cold Sober | 09. Hatful Of Rain | |||
05. You're Gone | 10. Nothing Ever Happens | |||
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Nun mag manch einer behaupten, die Ankündigung einer neuen Platte des (ehemaligen) DEL AMITRI Sängers Justin Currie sei nun wirklich nichts weltbewegendes, aber für einen alten Fan der Band (wie mich) kommt eine Veröffentlichung aus dem Dunstkreis der einstigen schottischen Klasse-Band einem extrem freudigen Ereignis gleich.
Bevor nun aber Justin Curries neues Album "The Geat War" Ende Mai erscheinen wird, nutzen wir die Zeit, um die hier in Deutschland etwas stiefmütterlich abgehandelte Plattenenzyklopädie der Schotten näher zu beleuchten:
"Waking Hours" erschien im Juli 1989 bei A&M Records, nachdem sich DEL AMITRI vier Jahre zuvor mit ihrem gleichnamigen Debutalbum (Chrysalis Records) zwar einen Namen schafften, der durchschlagende Erfolg allerdings ausblieb, weil die seinerzeit noch blutjungen Schotten - Justin Currie zählte gerade mal 20 Lenze, der andere Ideenlieferant, Gitarrist Iain Harvie war 23 - mit ihrem eher folkig-punkigen Appeal nicht den Nerv des Achtziger Jahre Publikums trafen und die versammelten Kleinode auch nur zeitweilig von Reife und kompositorischer Klasse zeugten.
Gegen Ende der 80's hatte sich der musikalische Geschmack des Publikums glücklicherweise wieder in Richtung handgemachte und handwerklich solide Wertarbeit, ohne aufgeblasene Studiogimmicks und schwülstige Keyboards gedreht. Viele Musikfans hatten nach einem eher obskuren Jahrzehnt, das mehr von modischen Accessoires, als von kompositorischem Geschick zehrte, genügend Lust auf Songs, Melodien und vor allen Dingen Gitarren. Zwar wies DEL AMITRIs Line-Up mit Andy Alston ebenfalls einen Keyboarder auf, doch der spielte traditionellerweise Piano und Orgel. Neben Justin Currie und Iain Harvie, fanden sich damals also noch der Gitarrist und Mitautor zweier Songs (Kiss this thing goodbye und Hatful of rain) Michael Slaven auf den Tonspuren des Albums, sowie Paul Tyagi an den Drums, der allerdings im Zuge der Aufnahmesessions schon wieder durch einen anderen Drummer namens Stephen Irvine ersetzt wurde. Als kurios entpuppte sich die Tatsache, dass Saitenschwinger Michael Slaven noch vor Erscheinen des Albums gedroppt wurde und David Cummings (der dann auch auf dem Albumcover zu sehen ist) an seine Stelle trat. Interessant auch, dass ein alter Bekannter namens Julian Dawson seine Mundharmonika auf "Waking Hours" bläst.
Die zunächst als Singles ausgekoppelten Kiss this thing goodbye und Stone cold sober zündeten noch nicht beim britischen Publikum, als jedoch die desillusionierende Bestandsaufnahme einer Großstadt am Rande des Kollaps, das allseits beliebte Nothing ever happens nämlich, im Januar 1990 auf Platz 11 der Billboard-Charts stieg, zogen die Albumverkäufe nach und bescherten den DELS einen stattlichen 6. Rang in der Album-Hitliste.
DEL AMITRI hatten sich mehr oder weniger etabliert, festigten auch ihren Ruf als fulminante Live-Band und bezeugten mit ihrem großartigen "Waking Hours" eben jene künstlerische Reife und Zielstrebigkeit, die ihnen bei ihrem 1985er Debut noch abging. Vor allen Dingen Justin Curries Texte, die stets den Spagat zwischen trister Ausweglosigkeit und jugendlicher Aufbruchstimmung meisterlich vollzogen, sowie die seinerzeit recht ungewöhnliche musikalische Mischung aus Folk, Pop und Rock-Anteilen, gepaart mit unwiderstehlichen Ohrwurmelodien à la Hatful of rain bergen bis heute einen großen Reiz und eine überhaupt nicht in die Jahre gekommene Anziehungskraft. Sowohl klangtechnisch, als auch songtechnisch bleibt "Waking Hours" bis heute ein kleines Juwel, weil es auch nach fast 21 Jahren noch beweist, dass guten Musikern und reifen Songschreibern keine Stunde schlägt.