A New Kind Of Blues, Magnolia Gold Records, 2007 | ||||
Delaney Bramlett | Vocals, Guitars, Sitar | |||
Gäste: | ||||
Jerry McGee, Mark Karan, Hank Barrio, Greg Martin, Chad Watson | Guitars | |||
David S. Cohen, David Morgan, J.T. Thomas, Don Randi, Jack Murphy, Al DiMarco | Keyboards | |||
Chad Watson, Bob Gross | Bass | |||
John Molo, Al Lichtenstein, David Raven | Drums | |||
Mike Faul | Percussions | |||
John Fumo, Darrell Leonard, Joe Sublett, Chad Watson, Kim Carmel, Claude Felix Ramos | Horns | |||
Bekka Bramlett, David Morgan, Dawn Feusi, Kim Carmel, Janny Murphy, Iva Lazone "Mamo" Bramlett | Background Vocals | |||
| ||||
01. What Do You Do About The Blues | 07. Ain't Got Nothin' To Lose | |||
02. Cold And Hard Times | 08. P. O. Box 32789 | |||
03. Mighty, Mighty Mississippi | 09. Change Gonna Come | |||
04. Ol' Moanin' Blues | 10. I Got The Time | |||
05. A New Kind Of Blues | 11. I'm Gonna Be Ready | |||
06. Pontotoc | ||||
"A New Kind Of Blues" nennt sich dieses neue Album von Delaney Bramlett, einem alten Blues-Veteranen, und so könnte die Enttäuschung nach dem ersten Hören für den erwartungsfrohen Leser entsprechend gross sein. Eine "neue" Art des Blues ist es bestimmt nicht, was uns Bramlett hier präsentiert - hier will uns der Alt-Meister wohl sagen, dass die "neue Art" wohl nichts anderes als die Rückbesinnung zur "alten Art" ist.. Es ist aber ohnehin die Frage, ob wir eingefleischten Blues-Fans wirklich den Blues neu erfunden haben möchten? Womit wir wieder bei der leidigen "Innovationsfrage" wären, die von sich progressiv nennenden Blues-Hörern so gern eingefordert wird. Ol'School-Blueser like me sind jedenfalls nicht auf der ständigen, gierigen Suche nach neuen Thrills - wir suchen seelenvolle Songs mit Feeling und Inspiration und die finden wir bei Delaney Bramlett.
Seit mehr als 40 Jahren ist Delaney Bramlett schon im Geschäft und hat natürlich schon mit allen Größen der Szene wie Jimi Hendrix, der allen Ernstes einige Zeit in Bramletts Band spielte, Joe Cocker, Elvin Bishop und George Harrison performt, um jetzt nur 'mal ein paar Wenige zu nennen. Zu Eric Clapton, dessen erste Solo-LP er produziert und teilweise co-written hatte, entwickelte er ein besonders inniges Verhältnis. Er nannte Clapton liebevoll Craptalk, während dieser ihn Broomwitch zu nennen pflegte. Noch heute erscheint Delaney Bramlett in Claptons Credits regelmäßig als massgebliche Inspriation des Meisters. Duane Allman hatte er als Mentor auf dessen Solo-Pfaden unter seinen Fittichen. Ja, und zu J.J. Cale verbindet ihn eine ganz besondere Beziehung. Schließlich war er es, der den jungen J.J in den 60ern entdeckt und als Gitarristen in seine Band geholt hatte.
Geborgen wurde Delaney Bramlett in Pontotoc im weiten Mississippi-Delta und das ist unüberhörbar. Robert Johnson, Robert Lee Burnside, Son House, John Lee Hooker und die beiden "Mississippi-Men" Fred McDowell und John Hurt springen einem förmlich aus den Boxen entgegen. Nicht nur das, Delaney Bramlett erweist seinen grossen Vorbildern nicht nur die gebührende Referenz, er lässt in jeder Rille dieser Scheibe deutlich werden, dass er selbst ein wichtiger Bestandteil dieser Delta-Blues-Szene ist.
"A New Kind Of Blues" ist Bramletts erstes Album seit fast sechs Jahren. Es ist von ihm selbst beeindruckend und mächtig produziert worden, geradezu opulent mit viel Gebläse und Gospelchören arrangiert worden. Bramlett hat in den mächtigen Wassern des Mississippi seine Netze ausgeworfen und dabei Country- und Delta-Blues, R&B, Soul und jede Menge Gospel eingefangen und auf diesen Tonträger gebannt. Aus diesen altbewährten Zutaten hat er packende Songs gestrickt, oftmals mit einfachen Strukturen, aber jeder einzelne Ton und Akkord von "A New Kind Of Blues" ist absolut authentisch.
Mighty, Mighty Mississippi ist da ein Musterbeispiel: ein traditionelles Muster, etwas Dobro, e bissi Harp, eine flirrende Hammond, punktuierte Choreinsätze - fertig ist ein Song, wie er "älter" nicht sein könnte und trotzdem können aktuell angesagte Blueser von so einem Feeling nur träumen! Ol' Moanin' Blues schließt da nahtlos an - traditioneller kann Delta-Blues nicht gespielt werden und gerade diese Rückbesinnung auf alte Traditionen könnte der derzeitigen Blues-Szene "neue" Impulse geben.
Dem gegenüber steht mit Cold And Hard Times der vielleicht "modernste" Song dieses Albums, sehr frisch arrangiert und produziert, sehr soulige Chöre - das könnte ein Song für's Radio sein. I Got The Time ist lupenreiner Gospel, sicherlich nicht jedermanns Sache, wie ich gerne zugebe, aber richtig gut umgesetzt. Pontotoc ist ein Liebeslied an seine Heimatstadt, sowas kann schon 'mal kitischig geraten, aber nicht bei Delaney Bramlett. Ain't Got Nothin' To Lose basiert auf einem simplen Boogie-Thema und wird reich instrumentiert im Mid-Tempo vorgetragen. Einzig Change Gonna Come ist mir eine Nummer zu glatt ausgefallen.
Der Rest kann das Niveau mühelos halten - Delaney Bramlett spielt den Blues schwarz, so schwarz wie Ladwerje [wie man bei uns sagt]. Wäre nicht das Cover, man könnte den Eindruck gewinnen, dass hier ein Farbiger am Werk ist. Bramlett HAT den Blues und deshalb kommt "A New Kind Of Blues" dermaßen überzeugend 'rüber.
Fazit: richtiger müsste dieses Album "A Traditional Way Of Blues" heißen .... und es ist ein Treffer nicht nur für die alte Riege der Fans. Jeder der auf der Suche nach ehrlichem, bodenständigen Blues ist, kann bedenkenlos zugreifen. Vorlieben für souligen R&B und Gospelchöre sind bestimmt nicht von Nachteil
Wenn diese Zeilen erscheinen, wird gerade Delaney Bramlett neuestes Album kurz vor der Veröffentlichung stehen. Es wird "Rise Up" heißen und die ersten Höreindrücke in seinem MySpace lassen sich sehr viel versprechend an ....