Demon

Old New Demon

( English translation by Google Translation by Google )

Interview

Reviewdatum: 08.04.2005

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Redakteur(e):

Martin Schneider


Demon
Old New Demon, Interview

DEMON-Sänger Dave Hill und Gitarrist Ray Walmsey weilten für einige Tage in Begleitung von Tourmanager Mike Stone in Deutschland um für ihr neues Album "Better the devil you know" kräftig die Werbetrommel zu rühren. Gerne nahm ich die Gelegenheit wahr die sympathischen Briten im Büro von Brooke Lynn Promotion persönlich zu treffen und obwohl die beiden schon den ganzen Tag einen Phoner nach dem anderen absolviert hatten, war von etwaiger Interviewmüdigkeit nichts zu merken. Im Gegenteil: Einmal in Fahrt geraten... aber lest selbst.

HOM: Fangen wir doch gleich mal mit dem neuen Album an. Ich hatte die Gelegenheit "Better the devil you know" bereits vorab zu hören. Für mich ist das ein ganz typisches DEMON-Album. Ich würde es ein wenig als das fehlende Bindeglied zwischen "The unexpected guest" und "Break out" beschreiben.

Dave: Ja, guter Ansatz.

HOM: Das letzte Album "Spaced-out monkey" war da wesentlich experimenteller und der Versuch DEMON in neue Stilbereiche zu führen. "Better the devil you know" ist eher ein zurück zu den Ursprüngen.

Ray: Ja. Stimmt. (lacht)

Dave: Ich würde es so ausdrücken: Es ist 'old new DEMON'. Das klingt jetzt wie ein Politslogan, aber trifft den Kern der Sache. Ja, es ist ein traditionelles DEMON-Album. Bei "Spaced-out monkey" hatten wir eine andere Ausgangslage. Wir waren einige Jahre weg vom Fenster und mussten mit einem neuen Album zurück kommen. Das war sehr schwierig. Wenn wir mit einem Album wie dem jetzigen auf den Markt gekommen wären hätte jeder gesagt: Oh, die machen immer nur den selben Kram. Das war sicher auch nicht ideal.
Wir waren mit "Monkey" recht glücklich. Die Kritiker mochten das Album und auch wenn es sich nicht besonders gut verkauft hat, war es die Art von Album, das wir für ein Comeback brauchten. Wir wollten uns mit diesem Album aus dem Heavy-Bereich lösen. Etwa einen Monat nachdem das Album auf dem Markt war passierte diese unglückseelige Geschichte am 11. September in Amerika. Ein Großteil der Themen auf dem Album beschäftigte sich mit ähnlichen Angelegenheiten.
Wir waren uns damals einig, dass wir als nächstes Album dringend etwas bodenständigeres brauchten. Songs, die wenn du auf einem Festival spielst, jeder sofort mitsingen kann. Dann können wir uns bei unserer eigenen Vergangenheit bedienen, bei Dingen die bereits den Beweis erbracht haben, dass sie funktionieren. "The unexpected guest", das waren sehr einfache Songs, wobei ich manchmal denke, dass es manchmal verdammt schwierig ist einen einfachen Song zu schreiben, der trotzdem großartig klingt und funktioniert. Ich denke das haben wir hinbekommen und deshalb kann man durchaus sagen wir haben ein 'old new DEMON-Album' erschaffen.

Ray: Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden ein Album in diesem Stil zu machen. "Monkey", das ist einfach passiert. Die Songs entwickelten sich einfach so und landeten so auf dem Album. Jetzt wollten wir den Leuten ein leicht zugängliches Album geben, das durchaus auch kommerziell ist. Aus meiner Sicht wäre es vielleicht besser gewesen das aktuelle Album anstelle "Monkey" zu veröffentlichen und jetzt mit "Monkey" auf den Markt zu kommen.

Dave: Ach komm, das ist Vergangenheit!

Ray: Was entscheidend ist: Wir müssen einfach mehr Auftritte spielen.

HOM: Mir liegen bislang nur die Rough-Mixes vor. Mike (Anm: der Manger), sagte im Vorgespräch, dass sich daran nicht mehr viel ändern wird.

Ray: Na, ein bisschen was wird sich schon noch tun. Die Versionen die du hast sind auf jeden Fall noch nicht gemastered. Was wir noch machen müssen, ist die Songs auf ein einheitliches Level zu bringen. Weißt du, dieses Album ist für uns in gewisser Weise auch ein Experiment, weil wir für alles selbst verantwortlich sind. Das beginnt bei der Finanzierung, dann nehmen wir in unserem eigenen Studio auf... es ist kein einfaches Album für uns. Es verfügt über eine rohe Ausstrahlung, die uns sehr gut gefällt. Da sind wir sehr stolz darauf. Heutzutage klingen doch so viele CDs klinisch glattpoliert. Was wir haben ist unter keinen Umständen ein perfekt aufgenommenes und produziertes Album, aber es ist kraftvoll, es hat Energie, es ist leicht zugänglich.

Dave: Wir haben gesagt, wenn man einen Song nicht auf Anhieb mitsingen kann, dann hat er auf dieser Scheibe nichts verloren.

HOM: "Spaced-out monkey" enthielt eine Menge Effekte, Geräusche und so. Werden solche Dinge dem aktuellen Album noch hinzugefügt?

Ray: Nein! Wir sind mit dem Sound des Albums so zufrieden, weil wir es so haben wollten. Wir haben es geschafft unsere Energie einzufangen und das ist entscheidend.

Dave: Ich denke, "Monkey" war das letzte fehlende Mosaiksteinchen in der Art von Alben, die wir im Laufe unserer Karriere unbedingt machen wollten. Wenn du mal ein Album wie "Monkey" aufgenommen hast, mit Songs wie Cry from the street, dann kannst du in der Richtung eigentlich nicht mehr viel anderes machen. "Monkey" steht für Grenze des Machbaren in dieser Ecke. Für uns hieß es jetzt, lass uns zurück zum Kern von DEMON gehen. Wir haben "The plague" gemacht, wir haben "Taking the world by storm" gemacht, Alben die die Band weiter gebracht haben, und wir wollten immer mit der Band einen Schritt weiter gehen. Wir hatten aber das Gefühl, wenn wir in der Richtung von "Monkey" weiter gemacht hätten, dann wäre das Ergebnis vollkommen experimentell und unkommerziell gewesen. Es war jetzt einfach an der Zeit die Songs wieder etwas einfacher zu gestalten.

Better the devil you know HOM: Könnt ihr schon etwas zum Artwork sagen?

Ray: Es wird fantastisch!

Dave: Ja, aber was kann man dazu sagen?

HOM: Wird das Cover ein Gemälde sein, oder...?

Ray: Es ist ein bearbeitetes Foto.

Dave: Es ist ein Auge und es sieht ziemlich dramatisch aus... und ziemlich grün und rot. Es sticht auf jeden Fall heraus, wenn du es im Laden siehst.

HOM: Das sollte man nicht unterschätzen.

Ray: Genau! Als wir es das erste mal sahen, waren wir alle begeistert.

Dave: Es ist von Mikeal Eriksson, unserem Webdesigner.

Mike: Und auf der Rückseite ist ein fantastisches Livefoto von Dave vom Sweden-Rock. Das ist auch schon auf unserer Website.

HOM: Das wo Dave den Mund so weit offen hat?

Mike: Ja.

HOM: Okay, das hab ich heute gesehen. Das ist ein wirklich starkes Foto.

Mike: Und Mikael hat das Layout so gestaltet, dass wenn man das Booklet verkehrt herum einlegt, dass dieses Foto dann das Frontcover bildet.

Ray: Ich kann es nur wiederholen: Das Cover - beide Bilder - sind unheimlich dramatisch. Sie ziehen die Blicke auf sich. Wenn du tausend CDs auf einem Haufen hast: Das Cover wird hervor stechen. Außerdem... auch wenn es völlig anders ist, so hat es doch etwas von der Atmosphäre der Artworks von "Night of the demon" oder "The unexpected guest". Es passt einfach zu unserem: Zurück zu den Ursprüngen.

Dave: Ich denke, damit sind wir aber auf dem richtigen Weg. Schau her, Classic Rock hat sich mittlerweile zu einem eigenen Genre gemausert und ist wieder ziemlich angesagt. Vielleicht stimmt unser Timing, mit dem was wir jetzt machen. Wir haben bisher sehr positive Reaktionen auf das Album bekommen und wenn es die Leute mit "Night of the demon" und "The unexpected guest" vergleichen... überhaupt kein Problem. Wir haben die Alben gemacht, jetzt diese Scheibe... wie ich schon sagte: Old new DEMON.

HOM: Das könnte doch auch ein guter Werbeslogan sein... Old new DEMON. Aber jetzt zu einem anderen Thema. Es gibt drei neue Leute in der Band. Könnt ihr die kurz vorstellen?

Ray: Wir haben einen fanstastischen neuen Schlagzeuger, der auch am Songwriting stark beteiligt war. Neil Ogden, der schon vor einiger Zeit bei uns eingestiegen ist. Der alte Schlagzeuger John, ein großartiger Typ und immer noch ein enger Freund von uns, hat die Band nur verlassen, weil er Flugangst hatte. Wir hatten einen Auftritt in New York und haben es einfach nicht geschafft ihn an Bord des Fliegers zu bekommen. Fünf, sechs, sieben Stunden lang haben wir es probiert, aber es ging einfach nicht. Neil ist dann eingesprungen, und um ehrlich zu sein, das war eine gute Lösung.

Dave: Sein erster Auftritt mit uns war in New York, der zweite dann in Deutschland das Bang Your Head, danach Sweden Rock... er hat zunächst nur die großen Shows mit uns gespielt.

Ray: Er ist wirklich großartig.

HOM: Aber es ist doch ungewöhnlich, dass der Schlagzeuger so stark in das Songwriting eingebunden ist. Ihr kennt doch sicher auch den Schlagzeuger-Witz: 'Was waren die letzten Worte des Drummers bevor er aus der Band flog?' 'Hey, Jungs! Ich hab einen Song geschrieben!'.

Ray: Er ist nicht nur Schlagzeuger. Auf den DEMON-Alben tritt er als Schlagzeuger in Erscheinung, aber er ist ein großartiger Musiker. Er spielt Gitarre, er spielt Bass, er ist ein ordentlicher Sänger und er ist ein totaler Heavy Rock-Fan.

Dave: Der Typ ist total Rock! Er hat lange Haare, er isst, trinkt atmet Rockmusik...

Ray: ...und er ist ein großer DEMON-Fan. Das ist eigentlich der Idealfall, wenn Fans in der Band spielen.

Dave: Er steht auch total auf Y&T. Wir waren ja in Schweden, bei seinem dritten Auftritt. Da hat er die Jungs dann kennen gelernt.

Ray: Im Moment hasst er uns, weil wir vier Support-Gigs mit Y&T in England absagen mussten, weil wir zu der selben Zeit auf dem diesjährigen Bang Your Head spielen.

Dave: Machen wir weiter: Unser alter Keyboarder Duncan ist Lehrer an einer örtlichen Universität und damit zeitlich stark eingeschränkt.

Ray: Duncan konnte die "Spaced out monkey"-Tour deshalb nicht spielen. Er hat nicht frei bekommen und so ist Paul bei uns reingerutscht.

Karl Dave: Und dann ist noch unser Rhythmus-Gitarrist Karl. Ein Bär von einem Typ, riesig groß.

Ray: Der einzige in der Band zu dem Mike aufschauen muss. Er sieht ein bisschen schwedisch aus. Lange blonde Haare.

Dave: Du siehst ihm sofort an: Der Typ ist in einer Rockband, aber das ist was wir brauchen.

HOM: Das ist ja für die Bühnenpräsentation nicht unerheblich.

Dave: Ja, das ist sehr wichtig. Die Band wirkt durch ihn sehr viel besser.

Ray: Wie auch immer: Wir haben drei neue großartige Leute in der Band. Das ist definitiv das beste Line-Up seit ich dabei bin, vielleicht sogar das beste aller Zeiten.

Dave: Und das Durchschittsalter der Band ist deutlich gesunken. Hahaha!

HOM: Jetzt mal ein völlig anderes Thema: Auf euren ersten beiden Alben hattet ihr eine Menge Songs, die sich mit - sagen wir mal - okkulten Themen beschäftigten. Später habt ihr euch mehr sozialkritischen oder politischen Themen zugewand. Jetzt stellt sich mir die Frage: Habt ihr euch früher mal tatsächlich für diese okulten Dingen beschäftigt? Besteht bei euch ein Interesse an magischen Ritualen?

Dave: Als wir anfingen nannten wir die Band DEMON, das erste Album hieß "Night of the demon". Wir selbst wurden nicht von diesen Dingen angezogen, als wir zum Beispiel Into the nightmare schrieben. Wir saßen einfach zusammen in einem Raum, Mel Spooner und ich und überlegten, was ein stimmiges Gesamtbild abgeben würde. Es war auch im Prinzip ein experimentelles Album und rückblickend betrachtet ist es eigentlich eine recht lustige Geschichte. Die ganze zweite Seite des Albums, ja damals in den Zeiten des guten alten Vinyl, war ja völlig anders. Das waren durchgängig nichts anderes als verdammt geradlinige Rocksongs. Big love, Ride the wind und so weiter.... Wir wussten nicht welche Seite von uns besser ankommen würde. (lacht) Dann kam das Cover dazu mit dem wir ja in gewisser Weise einen Trend in Gang gesetzt haben. Für viele Leute ist das Artwork von "Night of the demon" die Geburtsstunde des heute typischen Black Metal-Covers.
Bei "The unexpected guest" waren Mel und ich von Aleister Crowley inspiriert. Don't break the circle, zum Beispiel. Crowley hat im zwanzigsten Jahrhundert solche Rituale durchgeführt, Leute in einem Raum versammelt und versucht mit übersinnlichen Kräften Kontakt aufzunehmen. Darauf haben wir angespielt. Aber Sign of a madman ist über diesen Irren, der John Lennon erschossen hat. Strange institution handelt vom Tod meines Vaters. Der war ein kerngesunder Mensch. Hat nie geraucht oder getrunken und ist plötzlich gestorben. Das war für mich eine traumatische Erfahrung.
Natürlich haben uns diese übersinnlichen Dinge damals irgendwo interessiert und sie haben das Album geprägt, Wir sind niemals selbst im Kreis gewesen und haben Beschwörungen durchgeführt, aber wir haben einen Heidenrespekt vor für uns unerklärliche Phänomene. Das ist recht interessant.
Was die wenigsten Leute je begriffen haben, ist das The plague nicht von der Pest handelt. Es handelt komplett vom modernen Bösen. Viele Bands haben sich mit dem sechzehnten Jahrhundert beschäftigt und über Hexen und Teufel geschrieben. Das ist aber nur ein Hilfsmittel, nicht mehr. Der wurde als Ausblick für etwas geschrieben, das uns irgendwann eines Tages passieren könnte. Es handelt vom modernen Bösen, von der Welt in der wir leben. Wir nannten das Stück The plague weil die Pest von Vierzehnhundert bis Sechzehnhundert Europa regierte und wir bei unserem modernen Bösen von der gleichen Dauer ausgingen. Die neue Plage lastet auf uns. In den Neunzigern der soziale Abstieg vieler durch Arbeitslosigkeit, zum Beispiel.
Die wenigsten Leute haben das so verstanden, nicht mal die Schreiber vom Record Collector für die der Song ein absoluter Klassiker ist.

HOM: Das heißt, ihr hattet schon früher diese sozial-politischen Themen, nur habt ihr sie in einer anderen Form dargestellt.
Gibt es was besonderes zu den Texten des neuen Albums zu sagen? Ich hab mich zunächst mal auf die Musik konzentriert.

Dave: Ich denke..., ach fangen wir mit dem ersten an: Better the devil you know. Das ist offensichtlich. Da haben wir uns an "The unexpected guest" orientiert. Eine Person, die in einen Raum kommt. Wir wollten diesen Bezug herstellen, uns darauf zurück besinnen.

Ray: Es ist ein bisschen ironisch gemeint.

Dave: Wir haben darin ja auch diese Zeilen: 'Are you afraid of the dark?', ganz grundlegende Ängste, die die Leute immer noch berühren. Man kriecht unter die Bettdecke um sich zu verstecken. Dann haben wir es Better the devil you know genannt. Klar, das sind altbekannte Ideen, die aber den Leuten immer noch Angst einjagen und natürlich ist es voller Ironie.
Das zweite Stück: Dead of the night. Ich würde sagen, das ist größtenteils eine Rückbesinnung zu Night of the demon. Das ist ziemlich offensichtlich. Diesen Text zu schreiben fiel mir sehr leicht, weil ich mich nur an etwas erinnern musste, das ich früher schon gemacht habe. Auch hier ging es uns wieder darum einen einfach gestrickten Song zu erschaffen.

Ray: Wir wollten, dass man jeden Song mitsingen kann und ich denke, in der Hinsicht waren wir erfolgreich.

Dave Dave: Danach kommt Standing on the edge. Ich hab das bisher noch in keinem Gespräch erwähnt. Die ursprüngliche Idee geht auf unseren ersten Bang Your Head-Auftritt zurück, damals noch in Tübingen, wo auch FLOTSAM & JETSAM mit von der Partie waren. Bei denen war einer in der Band - ich weiß nicht ob der noch lebt - der sah gar nicht gut aus. Ich hab mich mit dem Typ unterhalten, weil er ganz lustige Geschichten parat hatte. Im Prinzip hatte er aber ein handfestes Drogenproblem. Er erzählte andauernd von irgendwelchen kosmischen Erscheinungen, schwarzen Löchern, Supernovas, Stimmen aus dem Universum, die zu ihm sprachen... Diese Sachen bildeten dann mein Grundgerüst für Standing on the edge. Das lustige war: Je länger das Wochenende ging, um so übler sah der Typ aus. Dann fing er an irgendwelche Lichterscheinungen zu sehen, total abgefahren. Das passte einfach alles so wunderbar zu Standing on the edge.
Was haben wir als Nächstes? Taking on the world. Ich bin heute in vielen Interviews darauf angesprochen worden, ob das eine Art Fortsetzung von Taking the world by strom ist. Das ist es nicht. Eigentlich ist es ein Sportsong. Wir haben in England seit Jahren die vielleicht beste Fußballnationalmannschaft die wir je hatten, aber wir können machen was wir wollen, wir gewinnen einfach kein großes Turnier. Aber eines Tages wird es klappen. Das ist so ein Art We are the champions. Wir haben aber wie so oft den Text sehr allgemein gehalten, so dass der Hörer ihn unterschiedlich interpretieren kann.

Ray: Ich denke das ist eine großartige Sache, wenn du Texte schreibst, die unterschiedlich ausgelegt werden können, wenn es für mich eine andere Bedeutung hat, wie für dich. Es gehört schon eine besondere Begabung dazu Texte zu schreiben, die jemand anderer für sich in Beschlag nehmen kann.

Dave: Ich erinnere mich wie ich früher Dylan, die BEATLES und ähnliches gehört habe und dachte: Ich kann keine Texte schreiben. Ich glaubte, ich sei der schlechteste Texter, den es gab. Die Zusammenarbeit mit Mel Spooner war in der Hinsicht furchtbar. Üblicherweise sagte er: Das ist gut, aber geh und schreib was Neues. Und ich kam wieder mit Texten von denen ich glaubte sie seien das Beste was ich je gemacht hatte. Nein, ich war nie ein begnadeter Texter. Texte zu schreiben war für mich immer eine Sache, die alle anderen besser konnten. Ich erinnere mich, als wir "Night of the demon" machten, und Mel die Ideen nur so zuflogen. Alle waren völlig von den Socken: Wow! Wo kommt das Zeug her? Und ich saß im Hinterzimmer und mühte mich ab. Ich erinnere mich auch wie ich Jahre später mit Mel an den letzten gemeinsamen Songs für "British standard approved" arbeitete. Ein paar Wochen später starb er und ich dachte: Ich schreib nie mehr einen Text.
Aber ich habe es dann doch gemacht und ihn beerbt. Mit der Zeit wurde ich immer mehr zum Texter. Das letzte was ich am Ende eines Tages mache sind meine Ideen niederzuschreiben. Das seltsame ist aber: Ich habe diesen bestimmten Platz wo ich Texte schreibe, und immer ist Mel dort im Geiste bei mir. Ich hab immer noch unheimliche Schwierigkeiten mit Texten, ich habe eine chaotische Zettelsammlung mit tausenden Ideen und bevor ich dann völlig den Überblick verliere und dann ist da Mel der sagt: 'Du kriegst das auf die Reihe'. Ich erinnere mich, wie wir diese Sachen früher angegangen sind und damit bin ich in der Lage Mels Arbeit fortzusetzen, obwohl er nicht mehr bei uns ist. Das ist auch so eine seltsame Geschichte im Zusammenhang mit DEMON.
Manchmal ist es wirklich faszinierend, um auf das eigentliche Thema zurück zu kommen: Als John Lennon Imagine schrieb, hat man ihn gefragt, was er damit eigentlich ausdrücken möchte. Er sagte: Es bedeutet, was immer du möchtest, das es bedeutet. Heute kamen viele Leute mit unterschiedlichen Interpretationen von Taking on the world. Tja, es kann viele Bedeutungen haben. Die Leute erzählen mir, was es bedeutet. So Dinge wie, dass DEMON jetzt nochmal durchstarten und die Welt erobern. Prima, das finde ich großartig. Ich erkläre ihnen dann, was ich mir bei dem Stück gedacht habe, aber sie sollen gerne ihre Interpretation pflegen.

Ray: Der Zuhörer kann einen Song personalisieren und für sich vereinnahmen. Das ist eine unheimlich mächtige Sache. Du kannst einen Song über den 11. September schreiben, und dann ist das einfach ein Song über den 11. September. Den kannst du persönlich nicht interpretieren. Du kannst deine Gefühle darüber interpretieren, aber mehr auch nicht. Wenn du aber einen Song wie Standing on the edge oder Obsession schreibst, kann dieser Song für die Hörer aufgrund ihres Lebens und ihrer Lebenserfahrungen zu einer sehr persönlichen Angelegenheit werden.

HOM: Diese Songs, die der Hörer in gewisser Weise dem Künstler wegnehmen und zu seinem eigenen machen kann, sind dann aber auch die Songs, die einen oft für den Rest des Lebens begleiten.

Ray Ray: Das ist richtig. Weißt du, völlig egal was für Musik du machst, du hast die Macht Gefühle und Erfahrungen zu erschaffen. Diese Möglichkeit hast du in dieser ausgeprägten Form in keinem anderen Lebensbereich. Ich hör mir zwanzig oder dreißig Jahre alte Lieder an. Die beinhalten meine Gefühle und das ist eine fantastische Sache. Wir sind natürlich sehr stolz, wenn uns das mit unserer Musik auch gelingt.

Dave: Natürlich sind wir das. Aber in erster Linie dient unsere Musik der Selbstverwirklichung. Wahrscheinlich sind wir deshalb auch nicht besonders erfolgreich. (lacht) Ganz realistisch betrachtet spricht unsere Musik nur eine Minderheit an. Die Sache ist die, wir haben immer aufrecht unser Ding durchgezogen, für uns und wegen der Freude an unserer Musik.
Nächstes: Temptation. Ich denke, das spricht für sich selbst. Wir haben da eine sehr geradlinige Melodie und der Text kommt mit einigen, wenigen Worten aus. Es ist fast ein wenig 'gothic'... 'Do you know the magic of the night...'.

Ray: Ja, aber der Text ist großartig, weil den auch jeder auf seine Weise interpretieren kann.

Dave: Versuchungen. Denen begegnet jeder in seinem Leben...

Mike: In gewisser Weise ist das der erste Popsong, den DEMON je gemacht haben.... (allgemeines Gelächter)

Dave: Warriors. Als wir daran gingen, ein neues DEMON-Album zu machen, war der erste Song den wir schrieben Warriors. Es ist ganz lustig, wie der Text ursprünglich entstand. Die erste Inspiration war der Film 'Gladiator'. Ich sagte zu Ray: Dazu würde der Song doch ganz gut passen. Was sich einem nicht sofort erschließt: Der Song ist über Straßengangs. Da sind einige hervorragende Textpassagen drin. Ich mag besonders: 'The cats 'round here are blind as bats, but the roads have eyes' (Anm: Die Katzen hier sind blind wie Fledermäuse, aber die Straßen haben Augen). Hey, das ist richtig unheimlich. Wir mögen die Nummer wirklich. Haben wir nicht den Titel geändert?

Ray: Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie der ursprüngliche Titel war. Going down the road, so was in der Richtung... aber da sind wieder einige Zeilen drin, die der Hörer auf unterschiedlichste Weise interpretieren kann.

Dave: In einem der vorigen Interviews fragte jemand nach den größten DEMON-Klassikern. Ich sagte, das ist schwierig. Was denkst du denn? Und er sagte: Night of the demon, Remembrance day und Warriors. Dabei ist das ein Song vom ganz neuen Album.

HOM: Das ist ein großes Kompliment.

Dave: Mit Warriors fing alles an, und wenn du ehrlich bist: Es ist der Song des Albums, der am meisten aus dem Rahmen fällt und er hätte durchaus auch auf "Monkey" gut gepasst.

HOM: Ja, klar. Wenn man die rhythmische Ausrichtung betrachtet...

Dave: Bevor wir uns entschlossen uns auf die alten Stärken zu besinnen, haben wir natürlich versucht, den auf "Monkey" eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Warriors ist ganz offensichtlich der nächste Schritt und er funktionierte perfekt. Die Nummer ist recht kommerziell, geradezu magisch. Stell dir die Meute im Konzert vor wie sie 'Warriors' gröhlt. Wir haben sogar überlegt, ihn als Opener zu verwenden.
Was ist der nächste Song? Ach, Live again. Musikalisch und atmosphärisch steht das Stück in der Tradition von Life on the wire oder Remembrance day. Thematisch: In einer Welt voller Probleme läuft den Menschen die Zeit davon und sie hegen einfach den Wunsch ihr Leben noch einmal leben zu können. Musikalisch finde ich den Mittelteil ganz stark. Der hat ein bisschen was von LED ZEPPELINs Kashmir, aber es ist DEMON! Das erinnert mich etwas an Barons of darkness. Nur ein bisschen. Aber der Song berührt einen.
Obsession ist dann der Nächste. Grundsätzlich einmal ist das ein Stück über jemanden, der von irgend etwas total besessen ist. (lacht) Ich meine, die Welt ist heutzutage voll von Besessenen.

HOM: Klar. Du kannst ja auch von allem Möglichen besessen sein.

Dave: Ich weiß nicht... Die Nummer ist ziemlich klischeehaft gehalten. Da haben wir alles reingepackt. 'Strangers in the night' und so. Zugegeben, das ist keine besonders eigenständige Idee, aber in dem Zusammenhang funktioniert es.
Change ist dann der letzte Song. Ich hatte eine Melodie, wir hatten ein Gefühl, das uns berührte und wir hatten, ein zwei Textzeilen. Das war für mich der schwierigste Text überhaupt. Die Eröffnungszeilen eines Stückes haben manchmal etwas zeitloses. Bei dem Stück ist es wohl so. (Anm: 'A tortured soul who's down on his luck, crying in the rain'). Ray hat viel dazu beigetragen und mich inspiriert. Aber es war sehr schwierig. Der Text besteht auch aus nicht sehr vielen Zeilen...

Ray: Das war auf jeden Fall der problematischste Song des ganzen Albums. Eine ziemlich frustrierende Angelegenheit. Ich bin letztendlich glücklich, dass er es auf das Album geschafft hat. Er ist jetzt eben so wie er ist. Er entwickelte sich einfach in eine andere Richtung, wie ich es mir vorgestellt hatte und das kostete eine Menge Nerven. Das ist sicher nicht der stärkste Song auf dem Album, aber er hat es verdient darauf enthalten zu sein. Es ist auf jeden Fall ein guter Abschluss für das Album. Auch wenn ich mit der Nummer in ihrer jetzigen Form leicht unzufrieden bin, aber das ist eine persönliche Geschichte.

Dave Dave: Wir haben es durchgezogen. Das Album endet jedenfalls sehr verhalten.

Ray: Ich denk auch nicht, dass die Nummer schlecht ist. Er ist okay. Weißt du, manchmal, wenn du einen Song schreibst, hast du eine Vorstellung, eine Vision, wie der Song sich entwickeln sollte. Ich hatte eine sehr klare Vorstellung, wie der Song werden sollte. Was tatsächlich geschah, war dass er sich in die völlig entgegen gesetzte Richtung entwickelte. Deshalb bereitete er mir Probleme. Ich wollte mit dem Song hier hin, es ging aber dort hin. Wir haben uns nicht in der Mitte getroffen, was ich als sehr frustrierend empfinde. Wir waren kurz davor, den Song komplett über Bord zu werfen.

Dave: Witzigerweise hatte der Song zu einem bestimmten Zeitpunkt eine völlig andere Melodie, so eine Mischung zwischen Stairway to heaven und einem RADIOHEAD-Stück. Das war zwar gut, aber es hätte nicht zu DEMON gepasst. Ich wollte es einfacher, passend zu dem Text 'I just need someone to change my life'. Ich denke eine Menge Leute werden das auch so mögen. Dies reduzierte Interpretation passt für mich einfach besser.

HOM: Okay, wir sind mit dem Album dann soweit durch. Ihr spielt auch dieses Jahr auf dem Bang Your Head. Was können wir da von euch erwarten? Wird es eine Show, die sich ausschließlich auf das alte Material stützt? Wollt ihr vor allem das neue Album präsentieren? Wird es ein Zwischending aus Beidem?

Dave: Ich denke wir haben zwanzig Minuten Zeit. (lacht)

HOM: Na, ich denke, ihr kriegt wenigstens vierzig Minuten.

Ray: Wahrscheinlich von allem ein bisschen. Natürlich müssen wir unsere Klassiker spielen. Das ist es doch, was die Leute hören wollen. Wir wollen natürlich auch Werbung für das neue Album machen, das wir alle als sehr gut bewerten und auf das wir alle auch sehr stolz sind. Das Problem wird wirklich die knappe Spieldauer sein. Vielleicht können wir ein oder zwei neue Songs spielen. Den Rest der Zeit brauchen wir einfach für den Backkatalog.

Dave: Wenn es nach mir ginge, dann würden wir Freitag spielen und alle anderen Bands am Samstag. Dann würden wir wirklich alle unsere Songs spielen und alle wären glücklich und zufrieden. (lacht) Nein, du kannst als Band nie alle Leute zufrieden stellen und meist liegt es an der Spieldauer, die du zur Verfügung hast. Wir haben im Hinblick darauf, dass wir demnächst in Italien spielen ein Programm geprobt.

Ray: Eine zweistündige Show die unsere größten Klassiker mit neuen Songs kombiniert. Wir denken, da sind einige starke Stücke auf der aktuellen CD, die gut ankommen werden.

HOM: Das glaube ich auch. Wie ich es euch vorher sagte, ich hab den Roughmix vor erst zwei Tagen bekommen und bin mit dem Material trotzdem schon sehr vertraut.

Ray: Ja, es ist ein ziemlich leicht zugängliches, eingängiges Album.

HOM: Du hörst die Songs und kriegst sie nicht mehr aus dem Kopf. Du wachst am Morgen mit einer DEMON-Melodie in Gedanken auf...

Ray: Und das ist toll, das von dir zu hören, denn das zu erreichen war genau unser Anspruch.

Dave: Ich hab vor einigen Wochen jemand aus unserem Ort getroffen, dem ich zuvor die ersten vier Songs zugeschanzt hatte. Der sang die ganze Zeit In the dead of the night vor sich hin. (lacht). Ich dachte mir: Wow, es funktioniert. Wir werden Million Alben davon verkaufen. (lacht). Nein, ernsthaft. Wir hoffen einen kleinen Schritt weiter zu kommen.

HOM: Plant ihr weitere Konzerte in Deutschland, oder belasst ihr es dieses Jahr bei dem einen Festival-Auftritt?

Dave: Das Problem war, dass wir die Veröffentlichung des Albums ein paar Mal verschoben haben und dementsprechend nicht richtig planen konnten. Balingen ist bestätigt und jetzt schauen wir weiter...

Demon Ray: Praktisch hoffen wir, dass wir im Herbst eine kleine Tour bei euch machen können. Wir wollen natürlich so oft wie möglich live spielen, aber bisher ist einfach noch nichts weiteres bestätigt. Wir haben eine schwere Zeit hinter uns, weil viele in der Band persönliche Probleme mit der Verzögerung der Albumveröffentlichung hatten. Wir sind jetzt alle glücklich dieses fantastische Album zu haben und heiß darauf live zu spielen.

Dave: Gestern hat mir der Schreiber eines Magazins erzählt, dass er bei einem DEMON-Konzert seine Freundin kennen gelernt hat. Die wollen jetzt heiraten und er fragte mich, ob wir in Balingen nicht für die beiden Sacred heart vom "Blow-Out"-Album spielen und ihnen widmen können, zumindest dreißig Sekunden oder so. Ich sagte: Ja, wir schauen was geht. So was finde ich großartig....

Ray: Hast du auch einen Wunsch? Wir können auch dreißig Sekunden deines Lieblingssongs einbauen. (Gelächter).

HOM: Tja, mein Favorit würde aber den Rahmen etwas sprengen. Das ist ein etwas längeres Stück.

Ray: Welches?

HOM: Fever in the city

Ray: Ah... da hast du sogar eine kleine Chance, dass der zukünftig im Set ist, denn wir alle lieben es diesen Song zu spielen. Vor allem jetzt, wo wir diesen phantastischen Keyboarder haben könnten wir die Nummer so bringen, wie es ihrer würdig ist.

Dave: Okay. Ich seh schon. Wir spielen auf dem Bang Your Head nur Fever in the city und sonst nichts. (lacht)

Ray: Nee. Komm auf die Tour im Herbst. Da ist es dann auf der Setlist.

Hier an dieser Stelle waren meine Aufnahmekapazitäten restlos erschöpft und da die vorgesehene Interviewzeit ohnehin schon gnadenlos überschritten war und die Band noch ein weiteres letztes Interview an diesem Tag vor sich hatte, ließ ich es einfach gut sein. Fortsetzung im Herbst nicht ausgeschlossen.

Die Fotos stammen komplett von der offiziellen Demon Homepage.

Besonderer Dank an Dave, Ray und Mike für das interessante Gespräch und an Biggi, die uns gemeinsam an einen Tisch brachte.

Martin Schneider, (Impressum, Artikelliste), 08.04.2005

 

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