De/Vision De/Vision, Drakkar Entertainment, 2004 |
Steffen Keth | Vocals, Synthesizers | |||
Thomas Adam | Synthesizers, Vocals | |||
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1. I'm not enough | 7. Right on time | |||
2. I'm not dreaming of you | 8. Take me over | |||
3. Unputdownable | 9. You are the one | |||
4. Turn me on | 10. Beside you | |||
5. 6 feet underground | 11. Klangmonaut | |||
6. Aimee | 12. Take me to heaven | |||
Das Cover von "Six feet underground" erinnert gewaltig an DEPECHE MODE und führt den nichtsahnenden Betrachter im Plattenladen damit nicht einmal auf eine völlig falsche Fährte.
DE/VISION sind nun mal eine der führenden Synthie-Pop-, beziehungsweise Wave-Bands aus Deutschland und sprechen sicherlich eine ähnliche Klientel wie DEPECHE MODE an.
Ob diese Zielgruppe in unserer Leserschaft stark vertreten ist darf gewaltig bezweifelt werden. Kein Zweifel besteht allerdings an der Qualität von DE/VISION.
Steffen Keth und Thomas Adam haben einfach ein Händchen für griffige, eingängige Popsongs voller Gefühl und mit unüberhörbarem Hang zur Melancholie. So erinnert "Six feet underground" musikalisch dann auch weitaus mehr an TALK TALK oder düstere A-HA, wie an das übliche Gothic-Rock-Futter, das ich mir mit größerer Vorliebe einverleibe, doch auch von gemäßigten Dark-Wave-Bands wie SCREAM SILENCE sind DE/VISION nicht so furchtbar weit entfernt.
Das ist Musik um der Herzallerliebsten bei einem Gläschen Rotwein tief in die Kulleraugen zu schauen und sie in gemächlichem Tempo in inniger Verschlungenheit zwischen Esstisch und Couch in Richtung Tigerfell vor dem offenen Kamin zu bugsieren.
Bislang war der Song Heart shaped tumor aus dem Jahr 2001 für mich hinsichtlich DE/VISION das Maß aller Dinge. Der bekommt jetzt gleich von mehreren Vertretern auf "Six feet underground" starke Konkurrenz. Unputdownable zum Beispiel, das atmosphärisch dichte Aimee oder das an ALAN PARSONS erinnernde Instrumental Klangmonaut.
Trotzdem: "Six feet underground" ist einfach nur nett und gefällig, es verbreitet eine elegant-romantische Stimmung, aber insgesamt ist es hinsichtlich des Songmaterials über weite Strecken zu eindimensional und vor allem zu wenig aufregend.
Wenn ich an DE/VISON denke, dann sehe ich immer zwei schnieke Dark-Waver in stinketeuren Designerklamotten, die von der Angst beseelt scheinen, dass sie sich diese einsauen könnten, falls bei 'der Arbeit' mal ein paar Tropfen Schweiß fließen würden. Also immer schön auf sparsamer Flamme gefühlvoll vor sich hinwaven, bloß nicht das Tempo mal etwas anziehen und ja nicht aus Schema F ausbrechen.
Bisweilen versuchen DE/VISION das dann aber doch. Right on time bestücken sie mit eiskalter Elektronik, so kalt, dass es einen regelrecht fröstelt. Take me over dagegen soll mit treibenden Dancebeats aufgewertet werden. Mit einigen bpm mehr und vor allem einer harten, organischen Gitarre hätte das Experiment sogar tatsächlich gelingen können.
So ist "Six feet underground" schlussendlich ein Album, das man nur in kleinen Häppchen wirklich genießen kann. Jeder Song für sich genommen tut aus dem Kontext gerissen nicht weh, drei, vier Nummern sind sogar richtig gut, aber aneinander gereiht über die komplette Albumdistanz passiert einfach zu wenig aufsehenerregendes.