Devon Allman Ragged & Dirty, Ruf Records, 2014 |
Devon Allman | Vocals and Guitars | |||
Felton Crews | Bass | |||
Giles Cory | Guitar | |||
Tom Hambridge | Drums, Percussion, Background Vocals | |||
Marty Sammon | B3 Organ, Piano, Wurlitzer | |||
Bobby Schneck Jr. | Lead Guitar on Leavin', Harmony Vocals on Ten Million Slaves, Background Vocals on Times Have Changed | |||
Wendy Moten | Background Vocals on I'll Be Around | |||
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01. Half The Truth | 07. Ten Million Slaves | |||
02. Can't Lose 'Em All | 08. Blackjack Heartattack | |||
03.Leavin' | 09. Back To You | |||
04. I'll Be Around | 10. Times Have Changed | |||
05. Traveling | 11. Ragged & Dirty | |||
06. Midnight Lake Michigan | 12. Leave The City | |||
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Also machte sich Devon Allman auf den Weg nach Chicago, wohin man einst den Country Blues transferiert hatte, dort elektrifiziert und mit besten Grüßen wieder zurück gesandt hatte. Als Südstaaten-Gentleman nahm er die Gastfreundschaft der windigen Gesellschaft… Verzeihung, der windigen Stadt muss es heißen, natürlich an und umgab sich mit einer Handvoll Studiocracks, die genau wussten, woher der Wind weht und wohin er soll. Als Produzent fungierte Tom Hambridge, der sowohl Alben von Stars wie George Thorogood oder Buddy Guy unter der Fuchtel hatte, als auch gern hinter dem Schlagzeug Platz nimmt, damit das Ganze den richtigen Drive bekommt. Nebenbei schreibt er auch noch Songs, u. a. für Delbert McClinten (als wenn der so etwas nötig hätte).
Natürlich hat er auch auf Devons neuem Album ein paar Songs mitverfasst.
Der Allman-Sprößling hat sich indes ganz schön entwickel, was man durchaus seiner Mitgliedschaft in der ROYAL SOUTHERN BROTHERHOOD zuschreiben darf.
Mit Hambridges druckvollem Sound ausgestattet, eröffnet Half The Truth das Album sehr rockig, mit einem kernigen Riff ausstaffiert, welches Devon unterwegs in Tennessee aufgelesen haben muss. Ja, und beim folgenden Can’t Lose ‚Em All braucht es keine drei Sekunden, bis der Kenner ”ALLMAN BROTHERS”! ruft. Die zweistimmigen Gitarren und der Swamp-Groove lassen keinen Zweifel am geistigen Ursprung dieser Nummer und warum sollte Devon seine Wurzeln auch verheimlichen? Lediglich der Gesang kann noch nicht mit dem Vater mithalten.
Soll keinesfalls heißen, dass Devon keine gute Stimme hätte – ganz im Gegenteil! Da muss man sich nur mal so eine Ohwurm-Nummer wie Leavin‘ anhören. Bester Country Rock, bei dem es an nichts mangelt. Herrlich crunchige Gitarren, tolle Melodie, spannungsvoll aufgebaut und sofort im Gehörgang verankert. Das ist I’ll Be Around schon seit gut 40 Jahren. Seitdem ihn die THE SPINNERS damals zum Hit gemacht haben. Na ja, schön, und ja auch gut, dass Devon und Mannen diesen souligen R&B gut interpretieren, aber ob es das wirklich hier gebraucht hat? Für meinen Geschmack nicht, aber vielleicht hat mal jemand Damenbesuch…
Dann vielleicht doch lieber das brodelnde Travelling, oder die sachte vor sich hin köchelnde Blues-Ballade, die mich sowohl an die oben genannten BROTHERS, als auch an Gary Moore, zu dessen “Still Got The Blues”-Zeiten erinnern.
An dem folgenden Ten Million Slaves dürften sich Heerscharen von Southern Rock-Fans die Bäuche wärmen. Würde praktisch allen Südstaatenbands gut zu Gesicht stehen. Auch textlich!
Es geht auch mal ein bisschen funky zu, wie in Blackjack Heartattack, auch mal gemächlicher, wie in der Ballade Back To You, wobei es spätestens beim Soloteil vorbei ist, mit der Beschaulichkeit. Da haut Herr Allman nämlich dermaßen erregt in die Saiten, dass die Emotionen schier aus dem Lautsprecher purzeln. Hat schon was los, der Bursche.
Er – oder Produzent Hambridge? – weiß aber auch, wann mal Fünfe gerade sein lassen muss und schiebt locker so eine Good-Time-Boogie wie Times Have Changed dazwischen, die für ausgelassene Party-Stimmung sorgt, die man auch öfter bei den rockorientierten Alben von, sagen wir, Kid Rock findet.
Der Titelsong des Albums great dann wieder recht funky und Devons bemüht sich sehr, recht “schwarz” zu klingen. Könnte er einiges vom Bruderschafts-Kollegen Cyril Neville abgekuckt haben. Die Abreise gen Süden kommt dann – passender Weise – als puristischer Country-Blues, nur mit Resonator-Gitarre und etwas Percussion eingespielt. Heißt ja auch Leave The City.
Devon Allman hat hier sicher ein paar Stile untergebracht und vermengt, seine Klasse als Gitarrist und auch als vielfältiger Sänger unterstreicht er mit “Ragged & Dirty“ und hebt sich damit auf ein neues Level.