Diana Jones

High Atmosphere

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 15.05.2011
Jahr: 2011
Stil: Country, Folk

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Diana Jones Homepage



Redakteur(e):

Michael Stepien


Diana Jones
High Atmosphere, Proper Records, 2011
Diana JonesVocals, Guitar, Tenor Guitar
Ketch SecorFiddle, Viola, Violin, Banjo, Guitar, Harmony Vocals
Mike BubBass
Beau StapletonMandolin, Banjo, Bajo Quinto, Guitar
Aaron EmbryPiano, Wurlitzer, Hammond Organ, Pump Organ, Synths
Duke LevineElectric Guitar, Track 3
Jim LauderdaleVocals, Tracks 6, 8, 9
Tommy G.Drums
Michael SamisCello
Produziert von: Ketch Secor & Diana Jones Länge: 45 Min 13 Sek Medium: CD
01. High Atmosphere07. My Love Is Gone
02. I Don't Know08. Don't Forget Me
03. Sister09. Funeral Singer
04. I Told The Man10. Poor Heart
05. Little Lamb11. Drug For This
06. Poverty12. Motherless Children

Musste ich meine erste CD-Review für Hooked-On-Music damit einleiten, dass der Musiker (Chris Cook) zwar schon sechs CDs eingespielt hatte, ich aber bis dato noch nie von ihm gehört hatte, kann ich das bei Diana Jones nur wiederholen. Diana hat schon 1997 ihr Debüt "Imagine Me" veröffentlicht. Wie ich mittlerweile gelernt habe, schaffte die Songwriterin mit der 2006er CD "My Remembrance Of You" ihren Durchbruch. Das Album wurde von vielen Musikkritikern in höchsten Tönen gelobt und Tourneen mit Richard Thompson und Mary Gauthier folgten.

Sehr interessant ist die Biographie von Diana Jones. Als kleines Kind adoptiert, verließ sie früh (mit 15 Jahren) ihr Adoptivelternhaus. Die schließlich erfolgreiche Suche nach der leiblichen Mutter stand dann einige Jahre im Mittelpunkt ihres Lebens und einige ihrer eindringlichten Songs, etwa All God’s Children von der CD "Better Times Will Come" oder Pony von "My Remembrance Of You" beschäftigen sich mit dem Thema. Pony handelt von einer Dakota Indianerin, die als kleines Kind ihren indianischen Eltern weggenommen und von einer 'weißen' Familie adoptiert wurde. Die Politik der Zwangsadoptionen gegenüber den Ureinwohnern Nordamerikas dauerte übrigens bis 1970 (!), sowohl in den USA als auch in Kanada und gehört zu den finstersten Kapiteln in der Geschichte der beiden Nationen. Im Grunde war es der Versuch, die Kultur der Natives auszulöschen. Kritiker reden gar von einem "kulturellen Völkermord". Auf Dianas aktueller CD ist es der Song Motherless Children, der sich mit dem Thema auseinandersetzt: "Orphan children see a hard time in this world".

Auf ihren sechsten (!) Longplayer präsentiert uns die Songwriterin nun 12 Songs zwischen Old-Time-Music und Country. Unterm Strich ist "High Atmosphere" für mich durchaus ein ambivalentes Hörvergnügen geworden:
Einige der Songs wie z.B. High Atmosphere, Poverty, Sister oder Poor Heart erinnern mich an die großartige Mary McCaslin, deren Mittsiebziger Alben "Way Out West" und "Prairie In The Sky" für mich zum heiligen Gral der nord-amerikanischen Folkmusik gehören. Diese Lieder haben wie die von Mary McCaslin wunderbare Melodien, die sich sofort in meinen Gehörgängen festgesetzt haben.
"High Atmosphere" startet mit leichter Percussion und einer akustischen Rhythmusgitarre bevor der Gesang einsetzt. Nach einer halben Minute nimmt der Song unterstützt von Bass, Fiddle und vor allem Banjo Fahrt auf. Die beiden Soli von Banjo und Fiddle verleihen dem Song ein dezentes Bluegrass-Feeling. Mit den Worten "Song rings out like a warming bell" beschreibt sie die Wirkung solcher Songs. In Sister geht es um ein Verbrechen, welches noch gar nicht geschehen ist. In übertriebener Fürsorge für die jüngere Schwester vermutet die Erzählerin hinter dem Liebhaber der Schwester einen Mörder: "Devil lives in our town". Selbst positive Eigenschaften sind der Älteren nur Beleg für die Verschlagenheit des Kerls: "And you never see him drunk or mean". Hübscher Text. Sehr schön ist hier die dezente und geschmackvolle E-Gitarre von Duke Levine. Der Song Poverty hat einen wunderbares Oldtime-Feeling mit Jim Lauderdale, der die zweite Stimme im Refrain singt und einer markanten Fiddle. Mir gefällt es ausgesprochen gut, wie Diana Jones mit wenigen Worten in der ersten Strophe die Situation armer Menschen beschreibt: "Poverty poverty / empty hands and icy feet / a bed so cold I cannot sleep / in the arms of poverty". Poor Heart ist wunderbar traurig. Die Melodie ist sehr eigen und Dianas Stimme setzt sie perfekt in Szene. Klavier und Kontrabass geben dem Song eine filigrane Struktur.
Allerdings muss ich mir selbst ein wenig in die Parade fahren: Die Stimme von Diana Jones ist sicher wunderbar, aber sie hat ein Timbre, welches mir oft nicht zusagt. Am wenigsten stört mich das bei meinem absoluten Lieblingssong der Platte, bei Poor Heart. Ganz extrem nervt mich dagegen ihre Art der Phrasierung bei den Songs My Love Is Gone und Don’t Forget Me.

Zum Songmaterial der CD ist zu sagen, dass es außer den genannten Höhen auch einige Tiefen gibt: Gleich der zweite Track der Platte I Don’t Know gehört für mich dazu. Ich habe definitiv nichts gegen Streicher auf einer Folk-/Country-Platte, aber bei diesem Song ist für mich die Grenze zum Kitsch klar überschritten. Oder Don’t Forget Me, das mit seinem leichten Bluegrass-Touch sehr ansprechend gespielt wird. Für mich klingt der Song beliebig und gesichtslos. Solche Songs hab ich schon oft genug gehört. Drug For This hat einen ansprechenden Text, aber als Song ist er mir zu langweilig.

Als Resümee möchte ich festhalten, dass "High Atmosphere" für mich ein ambivalentes Hörvergnügen darstellt. Einige Songs begeistern mich, andere lassen mich dagegen absolut kalt. Ob einem die Stimme von Diana gut gefällt, hängt sicher vom individuellen Geschmack ab. Mein Ding ist sie nicht. Trotz aller Kritik meinerseits hat die Platte eine ansprechende Atmosphäre, wie schon der Titel sagt.

Michael Stepien, 14.05.2011

 

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