Dickey Betts

Isernhagen, Bluesgarage, 20.07.2012

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 27.07.2012
Stil: Southern Rock

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Redakteur(e):

Frank Ipach


Dickey Betts & Great Southern,
Isernhagen, Bluesgarage, 20.07.2012

Hinterher ist man immer schlauer. Wahrscheinlich ist es besser, man vermeidet es, am Glorienschein alter Helden herumzupolieren. So hell wie einst wird er eh nie mehr wieder scheinen. Das vom Pioniergeist angestachelte Kribbeln der Frühsiebziger ALLMAN BROTHERS Ära kann man logischerweise nicht mehr zurückholen.

Trotz dieser Erkenntnis, die möglicherweise nicht jeder teilen wird, machen sich am Freitagabend, den 20. Juli 2012, hunderte von Fans (ca. 400) auf den Weg, ihrem alten Spezi Dickey Betts zu huldigen. Ja, tatsächlich, man muss ihn einfach noch mal 'live' erleben, bevor die Reisestrapazen für beide Seiten womöglich zu groß werden, bevor er eines Tages für immer in den Gitarrenhimmel emporsteigt, um zur immerwährenden Session mit Duane Allman, Berry Oakley, Jimi Hendrix, Muddy Waters, Rory Gallagher und Tommy Bolin abzuheben.

Doch nach knapp 300 km Autofahrt in Richtung Isernhagen (Hannover) lehrt uns die nüchterne Wirklichkeit, dass der einstige Großmeister des sahnigen Gibson Les Paul Tons auch nur mit Wasser kocht. Der knapp 69-jährige Dickey Betts, der uns damals im Gespann mit Duane Allman so zu verzaubern wusste, entlockt seiner Gibson SG zwar noch immer diesen cremigen Ton, doch der Ideenreichtum, die Brillianz seiner einstigen Solo-Fahrten (denkt nur an die 22 Minuten Whippin' Post vom Fillmore Konzert) sind längst nicht mehr so aufregend wie seinerzeit. Logisch, nachvollziehbar, der Zahn der Zeit nagt an uns allen. Manchmal offenbart Old Dickey sogar Defizite beim Timing, die Band und der Meister sind nicht immer so eng beisammen, dass man von einem reibungslos geschmiertem Räderwerk sprechen könnte. Das mag vielen Konzertbesuchern an diesem Abend herzlich schnuppe sein, doch ein wenig Ernüchterung stellt sich unweigerlich ein.

Mr. Betts tritt mit derselben Combo an, die ihre altbekannten und hochbetagten Songs schon auf der Doppel-DVD "30 Years Of Southern Rock" zum Besten gab. Was die Sologitarren-Beiträge angeht, hinterlässt Dickeys Sohnemann Duane in der 'Bluesgarage' zu Isernhagen den reifsten, den spieltechnisch versiertesten Eindruck, obwohl seine Solo-Spots leider etwas rar gesät sind. Der dritte Gittarist im Bunde, Andy Aledort, überzeugt mit der einen oder anderen würzigen Slide-Gitarren Einlage, kann aber gegen Cracks aus dem erweiterten ALLMAN BROTHERS Dunstkreis wie Derek Trucks oder Warren Haynes nicht anstinken.
Der hyperagile Bassist Pedro Arevalo, der mit irrwitziger Fingertechnik und Tonnen von zauseligen Dreadlocks beeindruckt, bestätigt seine Klasse als hervorragender Teamarbeiter, die der Keyboarder und Sänger Michael Kach mit einer eher blassen Performance zu ergänzen versucht. Kachs an Gregg Allman orientierter Gesangsvortrag leidet aber auch ein wenig unter der mäßigen Abmischung und Toneinstellung des Soundmannes, der von seinem exponierten Platz auf dem Balkon der 'Bluesgarage' offenbar zu gänzlich anderen Höreindrücken kommt, als der Großteil des Publikums eine Etage tiefer. Ein transparenter und ausgewogener Sound-Mix klingt wahrlich anders.

Die angereisten Fans, deren geschätzter Altersdurchschnitt wohl um 50 liegen dürfte, lassen es sich trotz allem nicht nehmen, die alten Zeiten hochleben zu lassen, zu schwelgen, bierselig zu johlen und zu applaudieren, was bei Krachern wie One Way Out, You Don't Love Me, Jessica, In Memory Of Elizabeth Reed und dem unumgänglichen Ramblin' Man kaum verwunderlich ist. In einigen Momenten kommt so etwas wie Magie auf, man schließt die Augen und genießt, kurzfristige Gänsehautmomente inbegriffen, doch der ganz große Wurf will einfach nicht gelingen. Heldenstatus hin, Glorienschein her. Hinterher ist man immer schlauer.

Frank Ipach, 20.07.2012

 

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